Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Sofas, die auf beiden Seiten einer dicken Scheibe aus durchscheinendem Kunststoff standen, die ohne sichtbare Hilfsmittel über dem halblebendigen Gras schwebte – sie war mit Eisen durchzogen und wurde von supraleitenden Magneten in der Schwebe gehalten, wie der Oberst erklärte –, und seine Sekretärin servierte kleine Porzellantassen mit schäumender Bitterschokolade.
Loc erwähnte die Vorgänge außerhalb des Gebäudes und sagte, dass er sie sehr interessant fände.
»Die Proteste können manchmal ein wenig laut werden, doch sie sind meistens harmlos«, sagte der Oberst. »Die Genbastler lassen Dampf ab, und wir achten auf mögliche Unruhestifter. Jeder profitiert davon.«
»Eine bemerkenswert vorurteilsfreie Haltung«, sagte Loc. »Stimmt Euclides Peixoto dem zu? Ich habe gehört, er will unbedingt zeigen, dass er die Außenweltler besser unter Kontrolle hat als der General. Dass ihm das Geräusch von Peitschenknallen gefällt.«
»Sie haben eingestanden, dass Sie von den Feinheiten der Kunst nichts verstehen. Möglicherweise verstehen Sie auch von den Feinheiten des Herrschens nicht allzu viel.«
Oberst Malartes Lächeln war selbst ein Kunstwerk.
»Meine Tätigkeit im diplomatischen Dienst hat es mir ermöglicht, beinahe sämtliche Städte in den Systemen von Jupiter und Saturn zu besuchen. Ich denke, dass ich dadurch einen gewissen Eindruck von der Denkweise der Außenweltler gewonnen habe.«
Hauptmann Neves saß steif und korrekt am anderen Ende des Sofas und lauschte aufmerksam.
»Das war vor dem Krieg«, sagte Oberst Malarte.
»In dem ich die Ehre hatte, eine kleine Rolle zu spielen.«
Oberst Malarte war sechs Monate nach Beendigung des stillen Kriegs im Saturnsystem angekommen und dank seines Stammbaums auf eine hohe Position gelangt.
»Sie werden feststellen, dass sich die Dinge geändert haben«, sagte der Oberst. »Jetzt, wo sich herausgestellt hat, dass es mit der Überlegenheit der Genbastler nicht weit her ist. Jetzt, nachdem sie quasi zurechtgestutzt wurden.«
»Ihr Benehmen und ihre Demonstrationen sehen für uns unterhaltsam aus«, sagte Loc. »Und harmlos. Aber die Außenweltler selbst meinen das todernst. Sie bringen nicht nur ihre Frustration zum Ausdruck, Oberst. Sie machen Politik auf Ihre Kosten.«
»Ich weiß, wie man mit Unruhestiftern umgeht, Mr. Ifrahim«, sagte der Oberst mit einem Flackern in den Augen. »Und ich sorge dafür, dass die Genbastler es ebenfalls erfahren. «
»Das sollte kein Angriff sein, Oberst. Ich habe nur eine Beobachtung angestellt, basierend auf meinen Reisen im Außensystem. «
Eine kurze Stille entstand. Hauptmann Neves nahm einen Schluck heißer Schokolade. Schließlich sagte der Oberst: »So gern ich auch die interessanten Aspekte der Außenweltlerpolitik mit Ihnen besprechen würde, ist meine Zeit doch begrenzt. Lassen Sie uns zur Sache kommen. Sie wollen also zum Herschel-Krater.«
»Meine Kollegin und ich begleiten den Sohn von Professor Doktor Sri Hong-Owen, um ihn zu seiner Mutter zurückzubringen. Eine einfache Aufgabe, die viel länger dauert, als ich gedacht hätte.«
»Ich bin nicht nur für die Stadt verantwortlich, sondern auch für alles andere auf diesem Planeten«, sagte der Oberst. »Das bringt eine Menge Arbeit mit sich. Manchmal geht etwas unter. Und der Kontakt mit Professor Doktor Hong-Owen
und ihrem Team war sehr sporadisch. Sie scheint zu glauben, dass sie nicht dazu verpflichtet ist, die üblichen Berichte zu schreiben oder Kooperationsbereitschaft zu zeigen. Doch es freut mich, Ihnen mitteilen zu können, dass mein Büro die notwendigen Vorbereitungen getroffen hat: den Transport zum Herschel-Krater und zurück. Wissen Sie denn schon, wann Sie von dort zurückkehren möchten? Ihre Reisepläne sind ein wenig vage.«
»Ich werde zurückkommen, sobald ich meine Pflicht gegenüber dem Jungen erfüllt habe. Wie lange das dauert, nun, wie Sie selbst festgestellt haben, ist Professor Doktor eine unberechenbare Größe.«
»Wir unterhalten uns weiter, wenn Sie zurück sind. Dann können Sie mir all Ihre Abenteuer erzählen.«
Loc hatte nicht die Absicht, Oberst Malarte Informationen zu geben, die weiter oben in der Befehlskette genutzt werden könnten. »Natürlich«, sagte er. »Doch machen Sie sich darauf gefasst, dass ich wahrscheinlich nichts von der Arbeit von Professor Doktor verstehen werde. Sie mag verantwortungslos und arrogant sein und ihren Vorgesetzten alle möglichen Probleme bereiten. Aber sie ist auch ein
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