Sonnenlaeufer
seine Töchter? Sie wich zurück und schüttelte den Kopf. »Ich werde nie die Hure eines Mannes sein, selbst wenn es sich bei dem Mann um Euch handelt.«
Er lachte. »Wenn du mich reizen wolltest, hättest du keinen besseren Weg finden können. Aber wenn du beabsichtigst, mich zurückzuweisen, dann würde ich dir raten, noch einmal zu überlegen, Sioned.« Noch immer lächelnd blickte er auf sie herab und überwand dann ohne Vorwarnung den Schritt, der sie noch voneinander trennte. Ehe sie sich rühren oder protestieren konnte, hatte er erneut ihre Schultern gepackt und sich gebückt. Er hielt jetzt ihren Mund gefangen. Genauso plötzlich gab er sie wieder frei, verneigte sich so tief, als wäre sie von königlichem Blut, und marschierte den Hang hinauf zu seinen Zelten.
Sioned war wie gelähmt und zitterte dann, als Angst und Lust in ihr miteinander kämpften. Der Hoheprinz begehrte sie – und als Frau konnte sie einem solchen Kompliment von diesem mächtigen, verführerischen Mann nicht unempfänglich sein. Aber sie war auch Lichtläuferin wie derjenige, der bereits dazu gebracht worden war, seinesgleichen zu verraten. Roelstra hatte es auf ihre Faradhi -Fähigkeiten abgesehen.
Und wollte Rohan nicht dasselbe?
Sie schlang die Arme um sich und zitterte krampfhaft. Rohan liebte sie. Das sagte sie sich wieder und wieder. Es half nichts. Auch er würde ihre Gabe benutzen genauso wie Roelstra. Allerdings hatte Rohan den Segen von Lady Andrade, die das alles arrangiert hatte. Sie zog die Flusskiesel aus der Tasche und hielt sie umklammert, bis sie glaubte, ihre Knochen würden brechen. Wer war sie, dass sie glaubte beurteilen zu können, welcher Prinz es eher verdiente, sie zu benutzen? Sie lachte bitter. Sie hatte keine Wahl. Wie sie alle dafür hasste!
Rohan schlief schon fast, als er zwischen die Laken seines Bettes glitt. Sein Kopf war vom Wein umnebelt, und er triumphierte noch immer über seinen Sieg. Er murmelte Walvis zu, dass er entlassen sei, und der verließ darauf das Zelt. Dann suchte Rohan nach einer Position, die ihm trotz der Schnitte an seinen Schultern und auf seinem Rücken keine Schmerzen bereiten würde. Aber der Wein hatte die Schmerzen betäubt, und als der Schlaf kam, träumte er nur noch von Sioned.
Durch sein verschlafenes Hirn zog der Gedanke, er hätte ihre Fähigkeit zur Beschwörung übernommen, denn sie fühlte sich fast real in seinen Armen an, ihre sanften Lippen liebkosten seine Stirn, und ihre schlanken Finger streichelten seine Wange. Er lächelte und streckte die Arme nach ihr aus und fand es völlig natürlich, dass da tatsächlich runde Schultern unter seinen Händen waren und Haut so weich wie Samt. Sie saß neben ihm auf dem Bett und fing jetzt an, begierig seinen Körper zu erforschen. Als sie die Decke beiseiteschob, stöhnte er laut auf, und seine Augen weiteten sich, als ihre Hand sein sich regendes Fleisch umfing.
»Shhh«, hauchte sie und legte ihre Finger auf seine Lippen. Er küsste sie und wünschte, die Lampe wäre näher am Bett, damit er ihr Gesicht sehen könnte. Das weiche Licht der Kerze hinter dem Glasschirm auf dem Tisch am anderen Ende des Zelts vermischte sich mit dem Leuchten der Wachtfeuer, das durch die Zeltwände drang und auf ihr nachtdunkles Haar fiel. Sie setzte ihre Liebkosungen fort, und Empfindungen, wie er sie nie zuvor gespürt hatte, zuckten durch seinen Körper.
»Hör auf«, sagte er schließlich. »Jetzt bin ich an der Reihe, verdammt, Mädchen …« Er war überrascht, seine Stimme so tief und kehlig zu hören. Seine Hände glitten an ihren Armen entlang nach unten und dann zurück zu ihren Schultern, über ihre Brüste, die von Seide bedeckt waren, warm von der Hitze ihres Körpers. Er umklammerte ihr Handgelenk und zog sie näher.
Und erstarrte.
Schlank ja, aber nicht so fest, wie er es in Erinnerung hatte. Geschmeidig, so wie ihre Schultern und Arme gewesen waren, mit einer dünnen Schicht aus weichem Fleisch zwischen Knochen und Haut. Aber er wusste, dass Sioned muskulös war, sehr kräftig und nicht so weichfleischig wie diese hier. Ein Duft von starkem Parfüm ging von ihrem Körper aus, nicht der saubere Geruch nach Wind und wilden Dingen, den er mit Sioned in Verbindung brachte.
Das war nicht Sioned.
Das plötzliche Aufflackern eines Feuers in der Schale draußen vor dem Zelt ließ die Schatten im Inneren schärfer werden und die Umrisse deutlicher hervortreten. Die Frau wandte erschrocken den Kopf, und Rohan konnte ihr
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