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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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atmete bemüht regelmäßig. Sie weigerte sich einfach, die Übelkeit zu akzeptieren. Als sie dem schmerzerfüllten Stöhnen folgte, erreichte sie einen kleinen, stickigen Raum, in dem ausgerechnet Prinzessin Pandsala sich um die drei Frauen kümmerte. Eine hatte die Geburt schon hinter sich gebracht und hielt nun eifersüchtig ein Neugeborenes an die Brust gedrückt. Eine andere hatte so große Schmerzen, dass sie nichts bemerkte. Aber die dritte, eine hellhaarige Frau mit brennenden dunklen Augen, funkelte die Prinzessin in stummer Verachtung an und hielt ihren geschwollenen Leib umfasst, als wollte sie das Kind sicher darin festhalten.
    Andrade kniete neben der jungen Mutter nieder und bekämpfte den Schwindel und die Übelkeit angesichts des Gestanks aus Blut und Schweiß in diesem Raum. »Sagt bloß nicht, Ihr hättet dieses Kind zur Welt geholt«, sagte sie über die Schulter zu Pandsala.
    »Ianthe hat geholfen. Es ging sehr schnell, wirklich.«
    »Kein Wunder«, zischte die blonde Frau.
    Pandsala schoss ihr einen bösen, warnenden Blick zu. »Sie hat schon früher ein Kind gehabt – und du ebenfalls. Hübsche Söhne, sie sind jetzt daheim in der Felsenburg, nicht wahr?«
    Die Frau wandte ihr Gesicht ab. Andrade war durch dieses Spielchen verwirrt und überlegte, ob sie etwas übersehen hatte. Ihr Kopf schmerzte zu sehr, als dass sie den Gedanken jetzt hätte verfolgen können. Der jungen Mutter ging es gut, trotz ihrer unerfahrenen Helferinnen. Ihr Baby war ein rosiges, gesundes Mädchen mit der richtigen Anzahl von Fingern und Zehen. Andrade selbst war nie Mutter geworden, aber tief in ihr schlummerten mütterliche Gefühle, die ihren Ausdruck darin fanden, dass sie Babies bewunderte, auch wenn sie an ihnen kein persönliches oder politisches Interesse hatte. Sie gratulierte der jungen Mutter herzlich und begab sich zu der Frau neben ihr.
    »Warum macht die Göttin so viele Töchter?«, fragte Pandsala plötzlich.
    »In der Felsenburg scheint es diese wirklich im Übermaß zu geben. Vielleicht liegt es an der Luft.« Andrade half der kämpfenden Frau in eine bequeme Position und murmelte: »Ruhig, meine Liebe, jetzt wird es gleich besser. Nur noch ein Weilchen, das verspreche ich.«
    Eines geboren, noch drei weitere unterwegs, sagte sich Andrade. Es war schwer zu glauben, dass vier Frauen in derselben Nacht zu derselben Zeit Kinder zur Welt brachten. Aber welche andere Erklärung dafür gab es als einen sonderbaren Zufall? Was machte es, wenn diese Dienerinnen ihre Kinder in derselben Nacht bekamen wie Roelstras Mätresse? Andrade rieb sich die Mitte ihrer Stirn, wo sich der Schmerz festgesetzt hatte, und versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Die meisten Lichtläufer verloren auf dem Wasser nicht nur ihr Essen, sondern auch ihre Denkfähigkeit. Aber nicht diese Lichtläuferin, schwor sie sich.
    »Es heißt, es würde länger dauern, einen Knaben zur Welt zu bringen als ein Mädchen«, fuhr die Prinzessin fort. »Stimmt das?«
    »Keine Ahnung. Kommt her, Pandsala, und trocknet sie ab. Sie wird noch eine Weile brauchen. Ich werde eine der Frauen nach unten schicken, damit sie Euch hilft.«
    »Ianthe soll kommen«, erklärte Pandsala schnell. »Die anderen machen mir Angst.«
    »Wie Ihr wünscht. Warum allerdings eine Prinzessin drei Dienerinnen bei der Geburt behilflich sein soll …«
    Das Mädchen zuckte die Achseln. »Ihr habt oben gesehen, wie nutzlos diese anderen sind. Schließlich sind wir unseren Leuten gegenüber verpflichtet. Außerdem muss sich schließlich jemand um sie kümmern, während wir auf Vaters Arzt warten.«
    Urivals lebhafte Beschreibung des Messerkampfes trat vor Andrades geistiges Auge. Roelstra war jetzt sicher doppelt gefährlich – das war mit verwundeten Tieren immer so –, aber Andrade genoss die Vorstellung, wie Rohans Klinge das Fleisch des Hoheprinzen aufschnitt. Ein Jammer, dass es nicht sein Herz gewesen war, das er herausgeschnitten hatte, aber Andrade bezweifelte, dass sich so etwas bei Roelstra finden ließ.
    Schließlich wandte sie sich der blonden Frau zu, untersuchte sie sorgfältig und nickte zufrieden. »Ihr haltet Euch ausgezeichnet, meine Liebe. Habt ein Auge auf Eure Freundin, ich bitte Euch. Ihr könnt sie beruhigen, da Ihr das bereits durchgemacht habt.«
    »Bittet die Göttin, dass mein Baby ein Mädchen wird«, hauchte die Frau.
    Verwirrt durch das Flehen in ihrer Stimme antwortete Andrade: »Ganz ruhig. Knabe oder Mädchen, Ihr werdet bald ein weiteres Kind

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