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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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stolz, um diese Schande zu ertragen. Auf keinen Fall würde die Lichtläuferin Rohan heiraten. Und Pandsala ebenso wenig.
    Ianthe stieg die Stufen zu einem Raum unterhalb der Wasserlinie hinab. Er war vollgestopft mit Vorräten, fensterlos und stickig, und das einzige Licht kam von einer Kerze, die in einem Halter an der Wand steckte. In ihrem schwachen Flackern betrachtete Ianthe nachdenklich die Anwesenden. Drei der schwitzenden Gesichter waren schmerzverzerrt. Die Wehen kamen zu früh. Die vierte Frau war Pandsala, gespannt wartend und nervös vor Angst. Sie erhob sich von ihrem Stuhl, als Ianthe eintrat.
    »Ich dachte, ich hätte dir aufgetragen, sie gefesselt zu lassen«, bemerkte Ianthe und wies auf die drei Frauen, die auf Strohlagern am Boden lagen.
    »Wie könnten sie jetzt entfliehen?«, gab Pandsala zurück. »Wir sind in dieser Angelegenheit rücksichtslos gewesen, Ianthe, aber es gibt keinen Grund, jetzt noch besonders grausam zu sein.«
    Die jüngere Prinzessin zuckte mit den Schultern. »Mir wurde erzählt, die Blonde hätte bereits drei Knaben geboren. Beobachte sie aufmerksam.«
    Die hellhaarige Frau stützte sich auf einen Ellbogen. Hass schimmerte dumpf in ihren braunen Augen. »Ihr werdet uns töten müssen. Glaubt Ihr, das wüsste ich nicht?«
    »Vielleicht lassen wir auch nur die Zungen herausreißen«, meinte Ianthe lächelnd. »Kannst du schreiben? Ich glaube nicht. Ich muss dir wohl nicht erst sagen, dass du es besser nicht lernst, oder?« Sie wandte sich ihrer Schwester zu. »Palilas Frauen werden für sie tun, was sie können. Aber eine von uns muss da sein, wenn Andrade eintrifft.«
    »Wer hat sie rufen lassen? Sie darf bei der Geburt doch nicht anwesend sein!«
    »Natürlich nicht. Aber ich habe nach ihr gesandt, weil sie eine unfehlbare Zeugin dessen sein wird, was wir jedermann glauben machen wollen. Ich werde schon für genug Ablenkung sorgen, keine Angst. Hast du daran gedacht, die Decken herunterzubringen?«
    »Da drüben.« Pandsala wies mit dem Kopf auf drei große Vierecke aus gefaltetem Samt, violett, von Goldfäden durchzogen. »Sie sind wirklich identisch mit dem, was für Palilas Balg gefertigt wurde. Du denkst auch an alles, Ianthe.«
    Sie lächelte, als die blonde Frau stöhnte und sich den Bauch hielt. »O ja. An alles – und noch mehr.«
    Andrade erholte sich vom Tod des Lichtläufers, weil sie es musste. Sie saß in einem Sessel, als Urival zurückkehrte, und hörte sich seinen Bericht gleichgültig an. Sie ordnete an, dass jemand Antoun suchte, den Lichtläufer, der Sioned in dieser Nacht hatte bewachen sollen, und ließ dann Camigwen in ihr Zelt rufen. All dies tat sie vollkommen ruhig. Während sie darauf warteten, dass das Mädchen eintraf, erkundigte sich Andrade bei Urival ausführlich nach allem, was Roelstra gesagt hatte, und dachte dann schweigend darüber nach.
    Camigwen kam zusammen mit Ostvel, und Andrade zog angesichts ihrer zerdrückten Kleidung, die sie ganz offensichtlich in großer Eile übergeworfen hatten, die Brauen hoch, ehe sie ihnen einen kurzen Bericht über die Ereignisse dieser Nacht gab.
    »Ich weiß nicht, ob du dich noch an Crigo erinnerst. Er war ein paar Jahre älter als du. Er war ein guter Mann, ein anständiger Mann. Was genau Roelstra ihm angetan hat, ist im Augenblick noch unklar, aber ich wünsche, dass du dafür sorgst, dass bei Anbruch des morgigen Tages alle Faradhi’im gewarnt sind. Ich glaube, wir können dies für uns behalten, aber jeder einzelne von uns muss Bescheid wissen.«
    Camigwen wechselte einen besorgten Blick mit ihrem Erwählten. »Wie gefährlich ist diese Droge? Kennen wir ihren Namen?«
    »Roelstra hat ihn nicht erwähnt«, antwortete Urival.
    »Er wird es mir sagen«, versprach Andrade grimmig.
    »Zweifellos«, lautete der Kommentar ihres Präfekten. »Er sagte etwas davon, dass er mit ihrer Hilfe in der Lage wäre, Faradhi’im zu kontrollieren. Ich glaube jedoch nicht, dass Sioned im Vollbesitz ihrer Kräfte war«, fügte er nachdenklich hinzu. »Und deshalb wundere ich mich, dass Crigo fähig war, das zu tun, was er offensichtlich seit Jahren für Roelstra getan hat.«
    »Aber wie anfällig sind Faradhi’im für diese Droge?«, wollte Ostvel wissen.
    Andrade zuckte die Schultern. »Wenn ich von Roelstra erst einmal die Information habe und wenn Sioned uns erzählt hat, wie diese Droge wirkt, dann sollten wir ziemlich sicher sein.« Sie blickte auf, als draußen ihr Name gerufen wurde, und erwartete, dass

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