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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wirbelte herum und durchbohrte Palila mit seinem Blick. »Was weißt du davon?«, brüllte er.
    »Nichts!«, keuchte sie und sank in die Kissen zurück, die nicht weißer waren als ihre Wangen.
    Roelstra wandte sich seinen Töchtern zu. »Wessen Kind ist da fortgebracht worden?«
    »Vater – bitte!«, schrie Pandsala auf, und Ianthe kam zu dem Schluss, dass dies ein ziemlich ungeeigneter Moment war, ihrem Vater die achtzehnte Tochter zu präsentieren.
    »Es tut mir leid, dass es wieder ein Mädchen ist, Vater, aber es ist sehr hübsch.«
    Roelstra ignorierte sie. »Andrade, findet die Wahrheit darüber heraus. Wenn ich wieder spreche, dann nur, um den Befehl zu ihrer Hinrichtung zu geben.« Er marschierte zum Fenster, riss den Vorhang beiseite und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Er bebte.
    Ianthe setzte sich, das Baby auf dem Schoß. »Ich verstehe das nicht, Mylady. Ihr habt mich mit diesem Kind gesehen, und dann kam Pandsala mit einem anderen. Was geht hier vor?«
    »Sollen wir es herausfinden?«, fragte Andrade ganz ruhig, und Ianthe erlebte einen Augenblick schieren Entsetzens, als durchdringende blaue Augen ihr Gesicht erforschten. Vor ein paar Nächten war sie demselben Blick von Rohan ausgesetzt gewesen. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, denn selbst wenn Andrade das ganze Spiel durchschaute, konnte ihr nichts nachgewiesen werden.
    »Diese Schlangen!«, kreischte Palila plötzlich. »Sie haben meinen Sohn gestohlen!«
    »Erst wisst Ihr nichts, und jetzt wisst Ihr, wessen Schuld das ist«, bemerkte Andrade. »Wie interessant. Pandsala, erklärt mir diese kleine Komödie.«
    »Ich …« Sie warf Ianthe einen gequälten Blick zu. »Es war ihre Idee! Sie hat geplant, dass wir ein Mädchen gegen einen Knaben austauschen würden …«
    »Was?«, rief Ianthe mit großen Augen.
    »Ruhig!«, fuhr Andrade sie an. »Weiter, Pandsala – von Anfang an.«
    Ianthe hörte zu, als ihre Schwester hastig die ganze Geschichte hervorsprudelte, und sie war entzückt über Pandsalas schuldbewusstes Gestammel. Andrades Ausdruck wechselte langsam von kühler Beherrschung zu Entsetzen. Palila lag in ihren Kissen und sah aus, als sehne sie ihren Tod herbei. Roelstra drehte sich um und starrte Pandsala an, als hätte sie plötzlich Krallen und einen Schwanz. Ianthe saß da und wiegte das Baby.
    »Wenn ich Euch richtig verstehe«, sagte Andrade bedrückt, als Pandsala schluchzend verstummte, »dann ist es folgendermaßen gewesen. Ianthe hat vorgeschlagen, ein Mädchen gegen einen Knaben auszutauschen, sollte Palila einen Sohn bekommen. Zu diesem Zweck habt ihr dafür gesorgt, dass diese armen Frauen mitgenommen wurden und ihre Geburt eingeleitet werden konnte, sobald Palilas Wehen einsetzten. Ich zweifle nicht daran, dass wir die entsprechenden Kräuter zwischen Euren Sachen finden werden, Pandsala, nicht bei Ianthe.
    Aber dann habt Ihr Euch auf einen Handel mit der Mätresse Eures Vaters eingelassen. Im Tausch gegen ihre Mithilfe dabei, Prinz Rohan für Euch zu gewinnen, wolltet Ihr einen Knaben gegen das Mädchen austauschen, sollte Palila noch eine weitere Tochter zur Welt bringen. Da die einzige Frau, die bislang ein Kind zur Welt gebracht hat, eine Tochter hatte, blieb Euch keine andere Wahl, als diese heraufzubringen, nur für den Fall, dass ein Sohn ausgetauscht werden musste. In diesem Fall wäre Palila für Euch nicht von Nutzen gewesen, und deshalb wolltet Ihr dann auf Ianthes ursprünglichen Plan zurückgreifen. Ist das richtig?«
    Pandsala nickte, Tränen liefen über ihr Gesicht. »Vater – es tut mir so leid – ich wollte dir nur den Sohn schenken, den du dir so sehr gewünscht hast …«
    »Roelstra!«, rief Andrade scharf, als der einen drohenden Schritt auf seine Tochter zumachte, den Arm zum Schlag erhoben. Ianthe sah den weißen Verband, als sein Ärmel zurückfiel, und fragte sich, ob diese Hexe Sioned ihm die Wunde beigebracht hatte, als sie ihre nicht vorhandene Ehre verteidigte. Ihre Lippen verzogen sich, und sie neigte den Kopf über das Kind.
    »Wir müssen die Geschichte auch noch von Euch hören, Ianthe«, erklärte Andrade.
    Sie blickte auf. »Was kann ich dazu sagen? Ich habe noch nie im Leben etwas so Lächerliches gehört! Wie hätte irgendjemand sicher sein können, dass diese Frauen Kinder vom richtigen Geschlecht zur Welt bringen würden, für welchen Tausch auch immer, den Pandsala geplant zu haben scheint? Offen gesagt, ich bin verwirrt. Soll ich jetzt eine Verschwörung angezettelt

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