Sonnenlaeufer
gehörte?«, erkundigte sich Rohan, als er ihn zurückgab.
Feylin lachte und schob den Dolch in die Scheide zurück. »Ich doch nicht, Herr! Ich bin immer erst in die Nähe ihrer Behausungen gegangen, wenn ich wusste, dass sie in den Süden gezogen waren. In die Nähe derartiger Zähne? Wo die meisten doppelt so groß sind wie dieser? Aber ich doch nicht!«
Sie erreichten den schmalen Pfad, der an der Seite des Kraters emporführte, und waren gezwungen, hintereinander zu reiten. Rohan war ärgerlich, dass er das Gespräch mit diesem grauäugigen Mädchen nicht fortsetzen konnte, das seine Drachen zählte und wahrscheinlich genauso viel darüber wusste wie er. Aber er versprach sich selbst ein gutes, langes Gespräch unter vier Augen mit Feylin, wenn sie wieder in der Burg waren.
Auf dem Grat kamen sie nur langsam voran, und während Rohan Pashta dicht hinter Farids Apfelschimmel hielt, stellte er sich vor, wie es sein mochte, diesen Pfad, schwer mit Drachengold beladen, entlangzureiten. Eine bessere Straße jedoch hätte Außenstehende auf die sonderbaren Vorkommnisse in Skybowl aufmerksam gemacht. Von den Klippen ritten sie einen schlüpfrigen Weg hinab in einen Canyon, in dem der Wind schöne und groteske Skulpturen geschaffen hatte. Klotzige Burgen reckten grazile Türmchen gen Himmel; zahlreiche Glieder sprossen aus hässlichen Kreaturen; riesige Felsen thronten auf zerbrechlichen Türmchen, die scheinbar kaum stärker waren als eine Schwertklinge. Die Farben der Felsen wandelten sich von Granat zu Bernstein und Onyx. Der Hof des Sturmgottes wurde dieser Ort genannt, und Rohans lebhafte Fantasie spiegelte ihm eine Vielzahl von unmöglichen Monstern vor, die in den Schatten lauerten. Er hatte den Canyon in fast allen seinen Stimmungen erlebt, vom strahlenden Morgen bis zum Sonnenuntergang und weiter bis zum kalten Mondlicht, wenn die Schatten verschwammen und sich manchmal verdreifachten, je nachdem, wie die Monde am Himmel standen.
Ein volle fünf Längen langer, gefährlicher Pfad wand sich durch den Hof, und die Reiter bewahrten respektvolles Schweigen. Dann führte Farid sie von den Höhlen fort in entgegengesetzte Richtung. Über die Schulter hinweg erklärte er Rohan, dass das nahe Tal der perfekte Ort für die Drachen war, um ihre Tänze auszuführen. Jenseits gab es noch weitere Klippen, wo sie sogar jetzt noch Bittersüß verschlingen konnten. Rohan kannte den Weg gut; die Bittersüßpflanzen dort hatten Farid und er mit Dranath versetzt.
Er sah sich nach Tilal um, dessen Augen groß, erstaunt und neugierig blickten. Ein Jammer, dass er der jüngere Sohn war und nicht der Erbe von River Run. Die Ausbildung und Erfahrung, die er in der Wüste erhielt, hätten ihn zu einem prächtigen Athri gemacht. Vielleicht konnte Rohan später, wenn Tilal in Walvis’ Alter und ein Ritter war, einen Platz für ihn finden, an dem er die Fähigkeiten einsetzen konnte, die er jetzt erwarb.
Nachdem sie den steilen Weg aus der Talsenke nach oben erklommen hatten, machten sie auf einem Gipfel Pause und schauten dort über ein sandiges Tal. Drachenweibchen ruhten in der Sonne und genossen die Wärme. Helles Bronze, dunkles Scharlach und tiefes Silbergrau – ihre Schuppenhäute sogen die Nachmittagssonne förmlich auf; hier und da wurde langsam eine Schwinge ausgebreitet, um so viel Wärme wie möglich aufzufangen, und ihre großen Köpfe fuhren mit blitzenden Kiefern herum, wenn eine der anderen zu nahe kam. Sie waren riesig, tödlich und die schönsten Wesen, die Rohan je gesehen hatte – aber nur so wenige! Hastig zählte er sie und stellte fest, dass von den zweiunddreißig Drachenweibchen, von denen Feylin berichtet hatte, nur neunzehn hier im Sand lagen. Er winkte das junge Mädchen zu sich heran und fragte: »Wo sind die anderen?«
Achselzuckend warf sie ihren zerzausten, dunkelroten Zopf über die Schulter. »Ich weiß es nicht, Herr. Vielleicht sind sie auf der Suche nach anderen Höhlen davongeflogen. Sie wollen nicht einmal in die Nähe der Höhlen von Skybowl gehen. Lord Farid hat diese vor zwanzig Tagen säubern lassen in der Hoffnung, die Drachen würden sie in diesem Jahr aufsuchen, aber ich bin sicher, sie spüren, dass dort Menschen gewesen sind. Drachen sind viel intelligenter, als die Leute glauben.«
Farid lenkte sein Pferd zu ihnen und meinte: »Ich mache mir auch Sorgen wegen der Altdrachen. Vielleicht sind sie bei den anderen Drachenweibchen, aber wo?«
»In Nord-Vere ist es zu kalt«,
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