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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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überlegte Feylin. »Die Eier würden zu lange brauchen. Unten im Süden ist es warm genug, aber abgesehen von Rivenrock sind dort die meisten Höhlen zusammengebrochen. Ich habe mir letztes Jahr einen Überblick verschafft, Herr«, erklärte sie, als Rohan sie mit hochgezogenen Brauen ansah. »Die einzigen geeigneten Höhlen sind hier und an einem anderen Ort, vor den Toren von Schloss Feruche. Warm genug, groß genug, fest genug und mit Bittersüß in der Nähe, damit die Altdrachen bereit sind.« Sie grinste. »Dafür sind diese Pflanzen nämlich, wisst Ihr.«
    Rohan wäre fast an seinem Lachen erstickt. »Wirklich? Ich werde etwas einwickeln und Roelstra als Geschenk übersenden müssen.«
    Farid, mit ausdruckslosem Gesicht, aber einem fröhlichen, boshaften Funkeln in den Augen, erklärte: »Wie es heißt, hat die Produktion von Töchtern nachgelassen, weil gewisse Dinge Schwierigkeiten haben, hochzukommen.«
    Tilal, der den Blick nicht von den Drachen gelassen hatte, rief leise: »Herr! Ich glaube, sie haben uns gesehen!«
    Rohan wandte seine Aufmerksamkeit dem Tal zu. Mehrere Weibchen hatten den Kopf gehoben und starrten zu dem Gipfel empor. »Dann machen wir uns am besten davon. Ich möchte diese Damen nicht bei ihrem Nickerchen stören. Aber ich würde gern einen Blick auf die Altdrachen werfen. Farid, glaubt Ihr, dass sie oben auf den Klippen sind? Es wird noch eine Zeit dauern, bis es dunkel wird.«
    Sobald sie außer Sichtweite der Drachenweibchen waren, konnten sie ohne Angst, ungewollte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ihr Tempo beschleunigen. Da sie vom Gipfel herab einem alten Flussbett folgten und dann einen weiteren Hang emporstiegen, kamen sie jetzt auch leichter voran. Sie hörten die Drachen, lange ehe sie den Gipfel erreichten, der über einer von Felsbrocken übersäten Schlucht emporragte. Auf den fernen Klippen waren drei massige Altdrachen damit beschäftigt, Bittersüß mitsamt den Wurzeln auszureißen. Gelegentlich brüllte einer von ihnen die beiden anderen an, und das Echo löste krachende Steinlawinen aus.
    Tilals Kinn war bis auf die Brust gesunken. »Herr, habt Ihr wirklich einen von denen getötet?«, hauchte er.
    »Ja«, antwortete Rohan knapp, denn er wollte nicht daran erinnert werden. »Lass uns näher gehen, Farid.« Er warf einen amüsierten Blick auf Feylin und fügte hinzu: »Ich entschuldige Euch. Ihr braucht nicht mit uns zu kommen.«
    »Danke, Herr«, erwiderte sie, während ihre großen Augen die drei Altdrachen genau beobachteten.
    Gestrüpp überzog den Gipfel, trockenes Gebüsch, das kaum Grün aufwies und in dem ein paar Vögel hockten, die auf dem Weg anderswohin waren. Die Schatten wurden tiefer, als die Sonne langsam niedersank, aber Rohan dachte nicht an die Zeit. Er wollte diese Drachen aus der Nähe sehen – starke, gesunde, stolze Kreaturen, keine Kadaver, die im Sand verwesten.
    »Da oben, Herr!«, keuchte Tilal und zeigte zum Himmel.
    Auf mächtigen Schwingen segelte ein Dutzend Drachen durch die Luft, die fehlenden Weibchen auf ihrem Flug gen Norden. Sie kümmerten sich nicht um die Altdrachen, die kreischten, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Kupfer und Schwarz und Grün-Braun, so zogen die Drachenweibchen in ihrer arroganten Kraft dahin, und Rohan lachte plötzlich laut auf vor Freude über ihre Freiheit. Er gab seinem Glücksgefühl nach und trieb seinen Hengst zum Galopp. Farid rief ihm eine Warnung hinterher, die er ignorierte. Er trieb Pashta zu immer mehr Schnelligkeit an. Sie rasten über den felsigen Boden, und seine goldene Robe blähte sich hinter ihm wie Flügel. Auch er war auf einmal ein Drache in freiem Flug.
    Der Weg führte eine halbe Länge abwärts und dann wieder steil nach oben. Er konnte die Drachen über sich sehen und wusste, dass sie ihn bald abhängen und in den Bergen um Feruche verschwinden würden – zum Teufel mit Ianthe, die wahrscheinlich ihren neuesten Liebhaber ausschicken würde, damit er einen Drachen für sie abschlachtete. Der Wind wirbelte um ihn her, blies Pashtas Mähne in seine Augen, peitschte sein Gesicht und entblößte seine Brust. Er setzte über einen riesigen Felsbrocken, fühlte nur einen Augenblick lang die Muskeln und Schwingen, die ihn zusammen mit den Drachen zum Himmel tragen würden.
    Ein heftiger Schmerz durchzuckte seine rechte Schulter. Zuerst glaubte er, sein Pferd hätte mit den Hufen einen Stein aufgewirbelt. Aber irgendetwas zerrte an der Wunde. Er griff mit der linken Hand nach

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