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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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draußen in der Sonne.
    »Ich beabsichtige wirklich, deine Kenntnisse zu nutzen, meine Liebe«, erklärte er ihr. »Und wie es scheint, muss ich dir dazu ein wenig Vertrauen entgegenbringen. Zeig mir jetzt, dass du es wert bist, diese Ringe zu tragen. Suche Rohan.«
    »Ich bin eine Schülerin, keine voll ausgebildete Faradhi .«
    Er genoss die Sorge in ihren Augen. »Dann lerne, und zwar schnell. Ich will wissen, wo Rohan ist. Tu es, Pandsala – oder du wirst erfahren, was passiert, wenn dein Vater wütend wird.« Er lächelte, Drohung im Blick.
    Sie schluckte krampfhaft, wandte sich dann der Sonne zu und schloss die Augen. Er sah sie zittern und fragte sich, warum von seinen Töchtern von Lallante ausgerechnet diese hier die Gabe hatte. Andererseits, wäre es Ianthe gewesen – Pandsala stöhnte und riss die Augen auf. »Ich habe sie gesehen! Rohan und die Faradhi -Prinzessin – und Drachen, draußen in der Wüste – ich habe sie gesehen!«
    Roelstra nickte. Er war offensichtlich erfreut, dass sie den Test bestanden hatte. »Ausgezeichnet.«
    »Aber ich verstehe das nicht!«, rief sie. »Warum hat Ianthe sie gehen lassen?«
    »Dafür hatte sie schon ihre Gründe.«
    »Du wusstest davon?«
    »Der Kurier, der eben eingetroffen ist, hat es mir erzählt.« Er brachte sie ins Zelt zurück und schenkte ihnen beiden Wein ein. »In der Nacht, ehe sie die beiden freiließ, wurden die Signalfeuer entzündet. Überall im Veresch. Bis hin zur Felsenburg, wo ein Schiff wartete, um den Faolain schneller hinabzusegeln, als ein Reiter vorwärts kommen konnte.«
    »Aber flussaufwärts befindet sich doch Lord Chaynal …«
    »Genau. Auch Pferde haben gewartet. Und jetzt weiß ich etwas, was Lord Chaynal nicht weiß.« Er lächelte, als er daran dachte, dass nur er und Ianthe eine andere interessante Information miteinander teilten, die geheim bleiben würde, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war. Er, Ianthe – und Rohan.
    Pandsala trank einen Schluck Wein – wurde plötzlich bleich und starrte entsetzt in den Kelch. Roelstra erstickte fast an seinem Lachen.
    »Ach, das ist prächtig! Was hast du denn erwartet – Dranath ? Sei nicht dumm, Pandsala! Wann hätte ich denn Gelegenheit gehabt, etwas in den Wein zu tun?« Er nahm ihr den Kelch ab, trank daraus und machte sich über sie lustig.
    Sie beruhigte sich, aber noch immer stand die Furcht in ihren Augen. Er genoss es und wusste, dass sie nichts essen oder trinken konnte, ohne zuerst die Angst vor der Droge überwunden zu haben. Diese ständige Unsicherheit würde dafür sorgen, dass sie ehrlich blieb, wenngleich er ihr niemals wirklich trauen konnte.
    »Dann haben wir also beide den ersten Test bestanden«, meinte er. »Ich habe dich nicht mit Dranath gefesselt, und du hast auf dem Weg über das Sonnenlicht etwas bestätigt, das ich bereits wusste.« Er hob den Kelch. »Sollten wir nicht auf unser gegenseitiges Vertrauen trinken, meine Liebe?«
    Die Mittagssonne brannte auf Rohans ungeschützten Kopf und Rücken. Er wusste, dass sie bald anhalten und vor der größten Hitze des Tages Schutz suchen mussten. Der Morgen war in absolutem Schweigen vergangen, während sie an der leeren Garnison unterhalb von Feruche vorbei- und dann in die Wüste hinausritten. Dabei hielten sie sich dicht an den Hügeln, wo sie ein wenig Schatten finden konnten. Er ritt voraus und schämte sich, dass er froh war, auf diese Weise seine Frau nicht ansehen zu müssen.
    Wenn er beunruhigt oder verwirrt war, beruhigte ein Ritt durch sein Land ihn für gewöhnlich. Wo andere nur Leere sahen, sah er Freiheit. Der weite goldene Sand und der endlose Himmel zeigten ihm, dass man Antworten finden konnte, wenn man nur suchte, so, wie man in der Wüste nach Wasser suchen musste. Hier gab es keine Grenzen, weder für das Land noch für seine Träume. Ein Mann konnte hier die Freiheit finden zu denken, zu fühlen, zu leben.
    Nun jedoch bedrohte ihn die Wüste. Der Weite Sand war zu groß, der Himmel zu weit, alles ragte um ihn her auf und türmte sich über ihm, und Schreie, die ihre Freiheit bewahren wollten, wechselten mit einem Kreischen ab, dass er allein war, allein, ohne Hoffnung auf Antwort. Seine Träume waren vergangen wie Wasser im Sand. Er fand hier keine Kraft und hatte kein Recht, Kraft in Sioned zu suchen.
    Rohan lenkte sein Pferd den Hügeln zu, und seine Augen suchten nach einem Schutz in den kühlen Schatten. Er hörte das leise Schlurfen von Hufen hinter sich und das gedämpfte Klirren der

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