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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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hinten, zwang ihren Kopf in den Nacken und nahm ihre Lippen, wie er ihren Körper nehmen wollte.
    Keuchend entwand sie sich ihm. »Nein!«, spie sie ihm mit blitzenden Augen entgegen, und er schlug sie so heftig, dass ihr Kopf zur Seite flog und Blut von ihren Lippen sickerte.
    »Du wirst mich nicht so bespringen, wie du es mit ihr getan hast!«, schrie sie.
    Der Todesschrei eines Drachen ergoss sich in sein Hirn, und Rohan taumelte. Hass stand in Sioneds Augen. Ihre Finger waren zu Klauen gekrümmt, mit denen sie ihm die Augen ausgerissen hätte, hätte er sie noch einmal berührt. Rohan schluckte und taumelte fort von ihr, hinaus in den Sand, wo er auf die Knie fiel. In der Nähe schlug der siegreiche Altdrache mit seinen großen, blutigen Schwingen, erhob sich in die Luft und ließ im Sand einen gebrochenen Leichnam zurück.
    Ich bin schlimmer als ein Barbar. Ich bin ein Wilder. All die gespielte Zivilisation, Vernunft, Ehre – sie alle waren nichts. Er hatte Ianthe verschont, als er sie hätte töten sollen, als alles danach verlangte, dass er sie umbrachte – und warum? Für den Sohn, den Sioned ihm niemals geben würde. Er war ein Wilder, der Geschmack an Vergewaltigungen fand, voller Lust zurückforderte, was ihm gehörte und was andere genommen hatten. Lust, Besitz, Eifersucht, Vergewaltigung. Was war aus ihm geworden? Nur das, was er immer schon gewesen war; aber er hatte nie den Mut gehabt, das zuzugeben.
    Die Schatten der Hügel senkten sich allmählich auf ihn und kühlten die sonnenverbrannte Haut auf seinem Rücken und seinen Schultern. Er setzte sich auf und bemerkte benommen, dass es erst kurz nach Mittag war und sie noch lange Zeit warten mussten, bis sie die Wüste weiter durchqueren konnten. Zu Fuß. Bei Nacht. Wenn sie eine Chance hatten zu überleben.
    Da lachte er. Es war ein hartes, krächzendes Geräusch, das in seiner Kehle schmerzte. Überleben. Welch ein Witz. Er konnte diese Dinge denken, diese Dinge fühlen, diese Dinge tun, und trotzdem sagte ihm sein stures, dummes Hirn immer wieder, was er tun musste, um zu überleben. Es war wirklich witzig. Er zog die Knie an die Brust und lachte, wiegte sich vor und zurück, warf den Kopf in den Nacken und schrie seine Belustigung zum Himmel empor.
    Sioned kauerte am Eingang der Höhle und presste die Hände auf die Ohren, um dieses schreckliche Gelächter auszusperren. Sie hätte zu ihm gehen sollen, sie wusste, dass sie es tun sollte, sie konnte es aber nicht. Er erschreckte sie.
    Als sie hörte, dass alles wieder ruhig war, zwang sie ihren schmerzenden Körper auf die Füße und stützte sich gegen die Höhlenwand. Er hatte sich zusammengerollt, den Kopf auf den Knien; aus der Wunde an seiner Schulter sickerte Blut über seinen Rücken. Die Schatten um ihn her wurden länger, während sie ihn beobachtete, ohne zu wissen, wie lange.
    Schließlich bewegte sie sich und humpelte durch den Sand. Er zitterte, und seine Muskeln zuckten krampfhaft unter seiner Haut. Sie kniete nieder, unfähig, etwas zu sagen oder ihn zu berühren, und er hob den Kopf. Seine Augen waren dunkel und leer geworden.
    »Wir werden nicht sterben, weißt du.«
    Sie nickte wortlos, ohne zu verstehen.
    »Ich wollte es. Aber ich bin zu feige.« Ein langer Atemstoß kam schaudernd über seine Lippen. »Ich muss leben, damit ich töten kann. Welche Ironie.«
    Tränen liefen ihr über die Wangen. Er fing eine mit seiner Fingerspitze auf und starrte sie einen Moment lang an. Als er ihrem Blick begegnete, stand Schmerz in seinen Augen.
    »Ich bin das nicht wert«, flüsterte er. »Ach, Sioned. Was habe ich nur getan?«

Kapitel 26

    Prinz Jastri bekam seine heiß ersehnte Schlacht am Morgen nach Prinzessin Pandsalas Ankunft. Die Truppen des Hoheprinzen griffen die Lord Chaynals gleich nach Sonnenaufgang an, nachdem sie in der Nacht den Fluss überquert hatten, einmal über eine Brücke an der Hauptstraße weiter nördlich, zum anderen über eine zweite Brücke, die sie hastig errichtet hatten und die Chaynals Lager sehr viel näher war. Chay, der noch vor Tagesanbruch gewarnt worden war, nickte bei der Aussicht auf einen Kampf zufrieden und befahl seinen Männern, sich so leise wie möglich bereit zu machen und den Angriff zu erwarten. Seine Hauptmänner wären am liebsten vorgestürmt und hätten die Brücken niedergebrannt, aber Chay hatte seine eigenen Pläne.
    Prinz Jastris Pferd suchte sich eine Furt weiter südlich im Fluss, und von dort wandte er sich dann nach Norden, ein

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