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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wie von einer großen Glasglocke, der sich wie ein Echo von einer Seite der Kuppel bis zur anderen ausbreitete. Rohan nutzte die Verwirrung seines Gegners und machte einen Satz vorwärts, das Schwert bereit, um Roelstras Kopf abzuschlagen. Aber der Hoheprinz bewegte sich rechtzeitig und kam mit einem Kratzer am linken Arm davon.
    »Andrade hat uns also eingeschlossen«, krächzte er. »Das ist zu schade – ich wollte, dass alle sehen, wie du stirbst.«
    Rohan verschwendete keinen Atem auf eine Antwort. Seine Schulter war durch die Bewegung nicht besser geworden, wie er gehofft hatte; er spürte kein Kampfesfieber, das er seiner Müdigkeit hätte entgegenstellen können, und die Vorfreude, die auf dem Ritt hierher in seinen Adern gebrannt hatte, war längst vergangen. Er hatte sich an diesem langen Tag zu sehr verausgabt, und seine einzige Hoffnung bestand darin, Roelstra ein schnelles Ende zu bereiten – wenn er konnte.
    Der Hoheprinz lachte, als würde er Rohans Gedanken kennen. »Müde, kleiner Prinz?« Er stieß zu. Ohne große Finesse, aber dafür mit einer Menge Kraft. Rohan sprang zur Seite.
    Stahl klirrte wieder und wieder gegen Stahl und hallte von der Kuppel aus Sternenlicht wider, bis Rohan die Ohren dröhnten. Keiner der Männer erging sich in elegantem Spiel mit dem Schwert; beide lechzten nach Blut. Kalter Schweiß rann Rohan in die Augen und hüllte seinen Körper in Eis. Ausfall, Parieren, Ausweichen, Zustoßen, Ducken, neuer Ausfall. Sein rechter Arm wurde schnell schwer und beinahe unfähig, das Schwert zu bewegen. Er hörte Roelstras rauen, keuchenden Atem und roch den Schweiß, in den der fleischige Körper getaucht war. Er sah die Risse im Fleisch des Hoheprinzen, die er ihm beigebracht hatte und aus denen jetzt Blut sickerte. Aber er hätte in diesem Augenblick nicht auf seinen Sieg gewettet. Denn trotz seines Alters und all seiner Ausschweifungen schien Roelstra unerschöpfliche Ausdauer zu besitzen.
    Rohan schwang sein Schwert, als Roelstra sein eigenes mit einem heftigen Hieb niedersausen ließ, und versuchte, dem Mann die Beine unter dem Leib fortzuschlagen. Die Spitze seiner Klinge erwischte ihn in der Kniekehle, Stahl blitzte auf, als seine Waffe sich in den weichen Lederstiefel des Hoheprinzen bohrte. Beim Versuch, sich zu befreien, trieb sich dieser die scharfe Spitze nur tiefer ins Fleisch. Er stöhnte vor Schmerz. Rohan riss die Klinge heraus und versuchte nachzustoßen, aber sein Arm wählte genau diesen Augenblick, um zu versagen. Sein Schwert glitt ihm aus der Hand. Er verlor das Gleichgewicht, stürzte hart auf die Knie und stöhnte unter der Wucht des Aufpralls auf.
    »Ausgezeichnete Stellung«, höhnte Roelstra, »die hättest du schon längst einnehmen sollen. Ich werde sie deiner Lichtläufer-Prinzessin beibringen, ehe ich sie lehre, dich zu vergessen – in meinem Bett, so, wie du sie im Bett meiner Tochter vergessen hast!«
    Rohan langte nach seinem Schwert. Er umklammerte es mit beiden Händen, wobei die gesunde Hand sich um die kraftlose schloss. Roelstra schnitt beinahe verächtlich in seinen Rücken, als Rohan sich fortrollte und auf ein Knie hochkam. Er spürte den neuen Riss in seiner Haut kaum, abgesehen von dem Blut, das sich mit dem neuerlichen Fluss aus seiner rechten Schulter vermischte. Roelstra brach in ein kurzes, atemloses Gelächter aus und drang auf ihn ein. Indem er sich umdrehte, presste Rohan den Griff seines Schwertes gegen den von Roelstras und bemühte sich, die Klingen beisammenzuhalten, obwohl der Hoheprinz versuchte, sie voneinander zu lösen. Vor Schmerz stöhnend, als die Anstrengung seine Schulter vollständig aufriss, spürte Rohan schließlich, dass Roelstra nachgab. Das geschah so plötzlich, dass ihn der Verdacht durchzuckte, es wäre mit Absicht geschehen – aber der Hoheprinz taumelte fluchend ins Gras.
    Rohan keuchte. Jeder Atemzug war wie ein Feuerstoß. Es war ihm unmöglich, sein Schwert noch weiter zu benutzen. Dessen Gewicht war ihm zu groß. Er langte nach seinem Stiefelmesser, doch kräftige Finger schlossen sich um sein Handgelenk, bogen seinen Arm zurück und rissen ihn beinahe von seiner Schulter. Rohan erkannte, dass er bewusstlos zu werden drohte, und entwand sich Roelstras Umklammerung.
    Der Hoheprinz stöhnte vor Schmerz, als er mühsam auf die Füße kam. Er schwankte, und Blut tropfte von seinem Knie.
    Rohan griff nach seinem anderen Messer, und als Lohn für seine Mühe wurde er in die Rippen getreten. Sein Körper

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