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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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verängstigt bebte Tobin im Griff des Sternenlichts. Andrade hielt beide Hände hoch, und die Ringe leuchteten, und ihr Mund verzerrte sich, als sie die Worte des Verbots herausschrie. Ihr Gesicht war schrecklich, als sie den Kopf in den Nacken warf. Roelstra brüllte, und Rohan schüttelte den Kopf. Nicht einmal Andrade konnte das hier noch aufhalten.
    Die beiden Prinzen entledigten sich ihrer Kampfrüstung und Kleidung, bis sie nur noch Hosen und Stiefel trugen. Um Rohans rechte Schulter war ein Verband gewickelt. Blut sickerte hindurch und breitete sich zu einem deutlichen Flecken aus. Chay sprach schnell und eindringlich auf ihn ein und warnte ihn; Rohan nickte geistesabwesend und zog sein Schwert. Tobin bildete sich ein, das wütende Zischen hören zu können, mit dem es aus der Scheide glitt. Die Schneide war ein langes Funkeln von Stahl in der Nacht, geschmeidig und bleich wie ihr Besitzer.
    Schließlich gab Andrade nach und zog sich zurück, als Urival an ihrem Ärmel zerrte. Die beiden Faradhi’im entfernten sich und stiegen ab. Urival schritt ans andere Ende der Reihe von Rohans Soldaten. Beide Lichtläufer machten eine kurze Pause, ehe ihre erhobenen Hände zwei kleine Feuerkreise beschworen. Rohans Leute bildeten einen Halbkreis auf der einen Seite, Roelstras auf der anderen. Die Faradhi’im und das Feuer kauerten dazwischen und vervollständigten den Kreis. Sie gaben den Prinzen Licht, bei dem sie sehen und in dem sie einander töten konnten. Andrade stand mit gesenktem Kopf dabei, die Schultern gebeugt wie eine alte Frau; Tobin sah es. Sie war traurig und wusste doch, dass dies die einzig mögliche Lösung war, was auch immer die Herrin für Rohan und Roelstra geplant hatte.
    Sie schritten wachsam umeinander herum und bewegten sich mit äußerster Vorsicht. Die Vorteile seiner Jugend, Kraft und Schnelligkeit, die Rohan hätten eigen sein sollen, wurden von der Wunde in seiner Schulter zunichtegemacht, die ihn langsamer und schwächer machen würde, je länger der Kampf andauerte. Roelstra war schwer und langsam, und es war lange her, dass er seine Ausbildung als Krieger eingesetzt hatte. Aber dass die Muskeln unter seinem Fleisch kräftig und seine Instinkte intakt waren, wurde beim ersten Streich mit dem Schwert offensichtlich.
    Tobin hörte das Klirren der Klingen nicht, ebenso wenig die Laute aus der Kehle ihres Bruders, als sich der Aufprall bis zu der Wunde in seiner Schulter fortsetzte. Sie konnte nichts hören, auch nicht die spöttischen Worte, die Roelstra hervorstieß. Aber sie konnte sehen – und da war ein Funkeln, das Leuchten von Stahl weit hinten zwischen Roelstras Leuten. Sie bewegten sich. Ein Weg wurde freigemacht. Das Sternenlicht wirbelte um Tobin herum. Ihre Farben bebten vor Panik und verschmolzen mit Sioneds – und Urivals und Andrades – und denen von jemand anderem, der in den Faradhi -Künsten ausgebildet, aber nicht perfekt war. Plötzlich war da noch ein anderes, ein winziges, grobes Geschenk, das sich als Antwort auf Sioneds Forderung erhob. Licht und Schatten wirbelten um Tobin herum und durch sie hindurch, und sie verlor ihre eigenen Farben an den größeren Wirbel aus Macht, die auf dem Feuer der Sterne herangetragen wurde.
    Andrade war zu verblüfft vom Angriff auf ihre Sinne, um sich zu verteidigen. Dann war es zu spät. Gefangen in den Fäden des Sternenlichts sah sie einen Augenblick den Verrat des erhobenen Messers – und zum ersten Mal, seit sie den zehnten Ring an ihrem Finger trug, fühlte sie sich der Macht eines anderen Lichtläufers ausgeliefert.
    Eisige, silbrige Flammen züngelten um die beiden Prinzen auf, ein Kreis aus gefährlichem Sternenlicht, das sich erhob, sich verband und eine schimmernde Kuppel formte, die Rohan und Roelstra in bebendes Feuer hüllte. Farben blitzten, als jedes Faradhi -Muster tiefer in die Struktur gewebt wurde: ihre eigenen Farben, die von Urival, Tobin und Sioned – und die von zwei anderen, deren Gegenwart Andrade bis in ihre Seele erschütterte. Zu spät begriff sie, dass Sioned sie in die Falle gelockt hatte. Sie bekämpfte ihre Panik und versuchte, die Herrschaft über das Sternenlicht zu gewinnen. Aber dieses Gewirk gehörte Sioned, und Andrade konnte nichts anderes tun, als zu fühlen, wie ihre Kraft zu Sioned strömte, als diese danach verlangte.
    Rohan wich angesichts des kalten Feuers, das um sie her aufstieg, benommen zurück. Roelstra fluchte, als ein diamantklares Funkeln die Kuppel traf und ein Laut erklang

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