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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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krümmte sich vor Schmerz zusammen, der Atem blieb ihm in der Kehle stecken, und zum ersten Mal packte ihn eiskalt die Angst, er könnte sterben.
    Roelstra stand keuchend über ihm. Er hatte sein Schwert wieder ergriffen, stützte sich jetzt jedoch darauf, die Spitze in die Erde gebohrt. Der juwelenbesetzte Griff leuchtete in dem silbrigen Feuer, das sie umgab.
    »Ich werde deinen Sohn lehren zu knien«, zischte Roelstra.
    Rohans Ohren dröhnten plötzlich, und seine Lippen schmeckten salzig und bitter. Endlich packte ihn der Zorn, eine mörderische Wut, die nichts mit einem ehrlichen Kampf oder auch nur mit Rache zu tun hatte. Mein Sohn. Die Worte hallten im Rhythmus seines heftig pulsierenden Blutes in ihm wider: Mein Sohn!
    »Knie nieder vor mir, kleiner Prinz«, forderte Roelstra ihn auf, und seine Stimme war belegt vor Hass. »Knie nieder!«
    Rohan bewegte sich ganz langsam. Er richtete sich auf, hielt sich mit der unverletzten Hand die Rippen und tastete mit der anderen, als suche er einen Halt, um sich hinknien zu können. Mein Sohn. In seinem Fleisch spürte er Hitze und in seiner Hand etwas Kaltes, Taufeuchtes. Einen Fuß unter sich, schwer auf das andere Knie gestützt, blickte er durch einen brennenden Nebel zum Großvater seines Sohnes empor.
    Der Hoheprinz lächelte. Er lächelte auch noch, als Rohan mit einem Messer aufsprang und es, obwohl er es kaum halten konnte, in das weiche Fleisch an seiner Kehle trieb. Die lange Klinge durchbohrte das Kinn von unten, und Rohan trieb sie tiefer, durch die Zunge und den Mund bis hinauf ins Gehirn.
    Der Hoheprinz stürzte auf die Seite. Rohan sah ihn fallen. Er wusste, dass Roelstra tot war. Und dann kam ihm das blutdurchtränkte Gras entgegen, und er wusste nichts mehr.
    Nur das ängstliche Krächzen von Chays Stimme sorgte dafür, dass Andrade sich erinnerte, dass sie noch eine andere Existenz hatte außer diesem wütenden, kalten Sternenfeuer. Sie hörte ihn und sammelte unter Schmerzen das zersplitterte Muster zusammen, das sie selbst war. Die anderen, weniger mächtig als sie, waren noch immer in der glühenden Kuppel gefangen. Mit all ihrer Kraft bemühte sie sich, sie zu trennen und den Schimmer jedes einzelnen Geistes neu zu errichten.
    Urival war der Erste. Sein tiefblauer Saphir, der bleiche Mondstein und der leuchtende Bernstein formierten sich wieder zu dem vertrauten Muster. Ehrlichkeit, Weisheit, Schutz gegen Gefahr – all das war Urival, und sie weinte vor Erleichterung, dass er wieder ein Ganzes war. Er half ihr mit den anderen, entwirrte das chaotische Gewebe, das aus Sioned, Tobin und den beiden anderen bestand, die sie überrascht und schockiert hatten. Die beiden Prinzessinnen, die ihnen bekannt waren, wurden flink getrennt und neu geformt, geliebte Muster, die nicht an die Schatten verloren werden durften, die in der Nacht lauerten. Das letzte Paar – hier überließ Andrade Urival den vertrauten Teil und erforschte die neue und unerwartete Gegenwart persönlich. Topas für scharfe Intelligenz, Smaragd für Hoffnung, schimmernde Perle für Reinheit, alles erleuchtet von diamantener Helligkeit, die für Schönheit und Klugheit stand. Sie wusste, wer er war, dieses strahlende Muster aus Grün und Weiß und Gold. Der Lichtläufer-Prinz. Rohans Sohn.
    »Andrade!« Chay schluchzte jetzt fast, und sie öffnete die Augen und erblickte sein erschrecktes Gesicht über sich. Sie war ein wenig erstaunt, dass sie am Boden lag, den Kopf in seinen Armen. Als sie sich bewegte, verrieten ihr Schmerzen und blaue Flecken, dass sie schwer gestürzt war. »Gütige, gnadenreiche Göttin«, hauchte Chay. »Ich fürchtete schon, Ihr hättet Euch in den Schatten verloren.«
    »Nein«, sagte sie und hustete. »Es gehört schon mehr dazu, um mich zu töten.« Sie richtete sich auf. »Urival?«
    »Hier«, erklang seine Stimme aus der Nähe, wo Pandsala bewusstlos im Gras lag. »Weißt du, was passiert ist und was sie getan hat?«, fragte er leise, mit tief eingesunkenen Augen. »Und warum?«
    Andrade schluckte und nickte. »Ja. Ist sie …«
    »Es ist mir egal, was mit ihr ist oder was passiert ist!«, fuhr Chay sie an. »Es ist Rohan, der dich braucht, verdammt!«
    Er zerrte sie hoch und half ihr beim Gehen. Sie überquerten die schwache, dunkle Linie, wo sich Feuer erhoben hatte. Noch niemand hatte es bisher gewagt, in den Kreis einzudringen. Obwohl Roelstras Leute sahen, dass das Unfassbare geschehen und ihr Prinz gefallen war, waren sie zu verblüfft, um auch nur

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