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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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den
großen Planetensucher-Teleskoppark im Nordpol-Krater, der
die Oberflächen erdähnlicher Planeten aufzulösen
imstande war, die Sonnen im Umkreis von bis zu fünfzig
Lichtjahren umliefen.
    Er sehnte sich danach, das mit Eugene zu diskutieren, an
seinem Leben, seinen Eindrücken auf dem Mond teilzuhaben.
Doch er wusste, dass er gegenüber dem jüngeren Mann
eine gewisse Etikette zu wahren hatte.
    Seit Michail als Jugendlicher sich seiner sexuellen
Orientierung bewusst geworden war, hatte er gelernt, seine
Sexualität zu kaschieren: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war
Homosexualität immer noch ein Tabuthema in Wladiwostok. Und
dann hatte Michail seinen starken Intellekt entdeckt, sich in die
Arbeit gestürzt und daran gewöhnt, sein Leben
weitgehend allein zu verbringen. Als er schließlich die
Heimat verließ und seine Karriere ihn durch die große
Eurasische Union zu Städten wie London und Paris führte
und schließlich von der Erde weg, hatte er gehofft, in
tolerantere Kreise zu kommen. Das war er dann auch, doch zu
dieser Zeit hatte er sich schon zu sehr an seine eigene
Gesellschaft gewöhnt.
    Sein Leben in fast klosterartiger Isolation war durch ein paar
ebenso leidenschaftliche wie kurzlebige Affären unterbrochen
worden. Und mit Mitte vierzig fand er sich damit ab, dass er wohl
nie mehr einen Partner fürs Leben finden würde. Das
machte ihn freilich nicht immun gegen entsprechende Regungen. Bis
heute hatte er kaum zwei Worte mit diesem stattlichen Eugene
gewechselt, doch hatte das offensichtlich schon genügt, dass
er Schmetterlinge im Bauch hatte.
    Er musste sich das aus dem Kopf schlagen. Weshalb auch immer
Eugene nach Shackleton gekommen war, Michail war nicht der
Grund.
    Das Ende der Welt, hatte der Junge gesagt. Mit einem
Stirnrunzeln rubbelte Michail sich trocken.

 
{ 5 }
KATASTROPHEN-
MANAGEMENT
     
     
    Siobhan wurde in den Ratssaal im zweiten Stock des
Royal-Society-Gebäudes geführt. Der Mittelpunkt des
Raums war ein großer ovaler Konferenztisch, an dem zwanzig
Leute oder mehr Platz gefunden hätten, doch Siobhan war
allein hier mit Toby Pitt. Sie setzte sich unsicher ans Kopfende.
An der Wand hingen ein surreal anmutender Zulu-Teppich, der den
Aufstieg der Wissenschaft symbolisierte und eine
Porträtgalerie von Wissenschaftlern – meistens tote
weiße Männer, obwohl die jüngeren animierten
Bilder bezüglich Ethnie und Geschlecht schon etwas
abwechslungsreicher waren.
    Toby tippte auf die polierte Tischplatte, worauf diese
transparent wurde und eine Reihe integrierter Softscreens
enthüllte. Die Bildschirme erhellten sich und zeigten
verschiedene Szenen der Katastrophe – Verkehrsunfälle
und Zugunglücke, ungeklärte Abwässer, die aus
einem Abflussrohr auf irgendeinen Strand sprudelten, etwas
Schauerliches, das wie das Wrack eines Flugzeugs aussah, das sich
auf dem Flughafen Heathrow in die Landebahn gefräst hatte
– und Menschen mit besorgten Gesichtern, von denen die
meisten Softscreens im Hintergrund und Kopfhörer
aufhatten.
    Eine ernst dreinschauende junge Frau schien aus der Zentrale
einer Polizeistation anzurufen. Als sie Blickkontakt mit Siobhan
bekam, nickte sie. »Sie sind die Astronomin.«
    »Ja, die Königliche Astronomin.«
    »Professor McGorran, mein Name ist Phillippa
Duflot.« Die Frau war Anfang dreißig und trug ein
leicht derangiertes Kostüm. Sie sprach mit einem alarmierten
Unterton. »Ich arbeite im Büro der
Bürgermeisterin; ich bin eine ihrer persönlichen
Assistentinnen.«
    »Die Bürgermeisterin…«
    »Von London. Sie hat mich beauftragt, Sie ausfindig zu
machen.«
    »Und weshalb?«
    »Wegen des Notfalls natürlich.« Phillippa
Duflot schaute gereizt, doch dann beruhigte sie sich sichtlich;
bei dem Stress, unter dem sie offensichtlich stand, war ihre
Selbstbeherrschung beeindruckend, sagte Siobhan sich. »Es
tut mir Leid«, sagte Phillippa. »Das alles ist so
plötzlich über uns hereingebrochen – in kaum zwei
Stunden. Wir haben für alle nur denkbaren Notfälle
Vorkehrungen getroffen, doch mit dieser Lage sind wir
überfordert. Mit einer Katastrophe von einem solchen
Ausmaß hätte niemand gerechnet. Wir wissen kaum, wo
uns der Kopf steht.«
    »Sagen Sie mir, wie ich Ihnen helfen kann.«
    Formal rief Phillippa im Auftrag des London Resilience
Forum an. Es handelte es sich um eine
überinstitutionelle Körperschaft, die nach der Welle
der Terroranschläge um die Jahrhundertwende

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