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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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wenig. Dort, wo sie standen, konnten sie einen Teil des Großen Sonnenflecks sehen. Seine Form hatte sich seit der letzten Tauchfahrt beträchtlich verändert. Wo das Feld sich ins Blickfeld schob, schimmerte der Fleck, kräuselte sich mit neuem Pulsieren, welches das seine noch verstärkte.
    Langsam setzte Helene sich auf das Deck und rutschte dann auf den Rand zu. Einen Moment lang saß sie so da, die Füße nur wenige Handbreit von dem Schimmer entfernt, das Kinn auf die Knie gestützt. Dann stemmte sie die Hände hinter sich auf das Deck und ließ die Beine in das Feld baumeln.
    Jacob schluckte. »Ich wußte nicht, daß man das kann«, sagte er.
    Er sah zu, wie sie die Beine träge hin und her schwenkte. Sie bewegten sich wie in einem dicken Sirup, und die anschmiegsame Hülle ihres Bordanzugs dehnte und kräuselte sich wie etwas Lebendiges.
    Mit scheinbarer Leichtigkeit zog sie die Füße heraus und hob sie über die Decksebene.
    »Hmmm, anscheinend ist alles okay. Aber ich kann sie nicht sehr tief hineindrücken. Wahrscheinlich bohrt die Masse meiner Beine ein Grübchen in das Suspensionsfeld. Zumindest fühlen sie sich nicht kopfüber an, wenn ich es tue.« Sie ließ sie wieder über den Rand baumeln.
    Jacob fühlte, wie ihm die Knie weich wurden. »Soll das heißen, Sie haben es noch nie zuvor getan?«
    Sie sah zu ihm auf und grinste. »Sieht es so aus, als wollte ich angeben? Ja, ich glaube, ich habe versucht, bei Ihnen Eindruck zu schinden. Aber verrückt bin ich nicht. Nachdem Sie uns von Bubbacub und seinem Staubsauger erzählt hatten, habe ich die Gleichungen gründlich studiert. Es ist völlig ungefährlich. Setzen Sie sich doch zu mir.«
    Jacob nickte verdutzt. Nach so vielen anderen Wundern und unerklärlichen Ereignissen, die er seit der Abreise von der Erde erlebt hatte, war dies eigentlich doch eher unbedeutend. Das Geheimnis, entschied er, bestand darin, überhaupt nicht nachzudenken.
    Es fühlte sich in der Tat an wie ein dicker Sirup, der an Viskosität zunahm, je tiefer er eindrang. Es war gummiartig und setzte seinen Beinen Widerstand entgegen.
    Und die Hosenbeine seines Bordanzugs fühlten sich – es war beunruhigend – beinahe lebendig an.
    Eine Zeitlang sagte Helene nichts. Jacob respektierte ihr Schweigen. Offensichtlich hatte sie etwas auf dem Herzen.
    »War diese Geschichte über die Vanille-Nadel wirklich wahr?« fragte sie schließlich, ohne aufzublicken.
    »Ja.«
    »Sie muß eine außergewöhnliche Frau gewesen sein.«
    »Das war sie auch.«
    »Ich meine, abgesehen von ihrer Tapferkeit. Um von einem Ballon zum anderen zu springen, zwanzig Meilen hoch in der Luft, dazu mußte sie tapfer sein. Aber...«
    »Sie versuchte, sie abzulenken, während ich den Torcher deaktivierte. Das hätte ich nicht zulassen dürfen.« Jacob hörte seine eigene Stimme nur schwach und wie aus weiter Ferne. »Aber ich dachte, ich könnte sie gleichzeitig schützen... ich hatte ein Gerät, wissen Sie...«
    »... aber sie muß auch in anderer Hinsicht eine ungewöhnliche Person gewesen sein. Ich hätte sie gerne kennengelernt.«
    Jacob merkte, daß er kein einziges Wort laut gesprochen hatte.
    »Äh – ja, Helene. Tania hätte Sie gemocht.« Er schüttelte sich. Dergleichen brachte niemanden weiter.
    »Ich dachte, wir sprechen von etwas anderem... äh... von der Relation zwischen Männern und Frauen auf interstellaren Schiffen. War’s das nicht?«
    Sie betrachtete ihre Füße. »Wir sprechen beide über dasselbe Thema, Jacob«, sagte sie ruhig.
    »Wirklich?«
    »Gewiß. Wie Sie sich erinnern werden, sagte ich gerade, es gebe eine geheime Methode, die garantiert, daß eine größtenteils weibliche Crew im Umgang mit Aliens vorsichtiger zu Werke geht... eine Methode, die dafür sorgt, daß sie fliehen, statt zu kämpfen?«
    »Ja, aber...«
    »Und Sie wissen, daß die Menschheit bisher drei Kolonien etablieren und wegen der immensen Transportkosten nur wenige Passagiere dorthin befördern konnte, was zu dem echten Problem geführt hat, den Gen-Vorrat in einer isolierten Kolonie zu erweitern?« Sie sprach hastig, als sei sie verlegen. »Als wir von der ersten Reise zurückkehrten und feststellten, daß die Verfassung wieder in Kraft war, bestimmte die Konföderation, daß die Teilnahme von Frauen beim nächsten Sprung freiwillig und nicht mehr obligatorisch sein sollte. Aber die meisten von uns meldeten sich trotzdem.«
    »Ich... ich verstehe nicht...«
    Sie sah zu ihm auf und lächelte. »Nun, vielleicht ist

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