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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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neben der Pilotenkonsole. Vor dem leuchtend roten Lodern der Photosphäre waren nur die Umrisse zu erkennen.
    Zwei der Schattengestalten unterschieden sich von den übrigen bei der Kommandostation. Cullas hohe, schlanke Figur stand ein wenig abseits der anderen. Er deutete nach vorn auf einen hohen, fiedrigen Filamentbogen, der über dem Sonnenfleck schwebte. Der Bogen wuchs langsam, rückte merklich näher, während Jacob ihn betrachtete. Ein zweiter Schatten löste sich aus der Gruppe und begann sich ruckhaft zuckend auf Jacob und Donaldson zuzubewegen. Er war oben rund und umfangreicher als unten.
    »Da könnte man natürlich einen Projektor verstecken!« Donaldson wies mit dem Kinn auf die klobige, massive Silhouette, die schwankend und sich biegend auf sie zukam.
    »Was – Fagin?«
    Jacobs Stimme war ein Flüstern – nicht daß es wichtig gewesen wäre angesichts des Gehörs, über das der Canten verfügte. »Das kann nicht Ihr Ernst sein! Er war doch nur auf zwei Tauchfahrten dabei!« »Richtig...«, meinte Donaldson nachdenklich. »Trotzdem – all diese Äste und so weiter... Ich würde lieber Bubbacubs Unterwäsche durchwühlen als da drin nach geschmuggelten Geräten suchen.«
    Einen Moment lang glaubte Jacob, in der Stimme des Cheftechnikers ein Glucksen zu hören. Er schaute ihn an, doch der Mann behielt sein Pokergesicht. Das an sich war schon ein kleines Wunder für Donaldson. Es wäre zuviel gewesen, wenn er sich tatsächlich witzig gezeigt hätte.
    Sie erhoben sich, um Fagin zu begrüßen. Der Canten flötete eine gutgelaunte Erwiderung. Er ließ nicht erkennen, daß er etwas gehört hatte.
    »Kommandantin Helene daSilva hat der Meinung Ausdruck verliehen, die solaren Witterungsbedingungen seien überraschend ruhig. Sie meinte, dies werde für die Lösung gewisser solonomischer Probleme, die mit den Sonnengespenstern nicht in Zusammenhang stehen, von großem Vorteil sein. Die erforderlichen Messungen werden nur sehr wenig Zeit in Anspruch nehmen. Um so mehr werden wir selbst durch diese exzellenten Bedingungen beansprucht werden. Mit anderen Worten, meine Freunde: Sie haben etwa zwanzig Minuten, um sich vorzubereiten.«
    Donaldson stieß einen Pfiff aus. Er rief Jacob herüber, und die beiden widmeten sich dem Laser, verriegelten das Drehlager und überprüften die Projektionstapes.
    Ein paar Schritte neben ihnen wühlte Dr. Martine in ihrer Kiste und suchte kleine Geräteteile zusammen. Den Psi-Helm hatte sie bereits auf dem Kopf, und Jacob war, als höre er sie leise fluchen. »Verflucht und zugenäht, diesmal werdet ihr mit mir reden!«

22. Delegation
    »›Was ist ihr Bestreben, wozu sind sie da, diese Wesen aus Licht?‹ fragt der Reporter. Besser wäre die Frage: ›Wozu ist der Mensch da?‹ Ist es unsere Bestimmung, auf den Knien herumzurutschen und dabei nicht auf den Schmerz zu achten, den Kopf in kindischem Stolz emporgereckt und dem ganzen Universum zurufend: ›Seht her! Ich bin der Mensch! Ich krieche, wo andere aufrecht gehen! Aber ist es nicht großartig, daß ich kriechen kann, wohin ich will?‹
    Anpassungsfähigkeit, das behaupten die Neolithiker, ist die ›Spezialität‹ des Menschen. Er kann nicht so schnell laufen wie ein Gepard, aber er kann laufen. Er kann nicht so gut schwimmen wie ein Otter, aber er kann schwimmen. Seine Augen sind nicht so scharf wie die des Falken, und er kann keine Nahrung in seinen Backentaschen verwahren. Deshalb muß er seine Augen trainieren, und er muß der gepeinigten Erde dies und jenes nehmen, um sich Werkzeuge daraus zu machen – nicht nur, damit er sehen kann, sondern auch, damit er schneller laufen kann als die wilde Katze und besser schwimmen als der Otter. Er kann durch die arktische Wüste wandern, einen tropischen Fluß durchschwimmen und am Ende seiner Reise ein hübsches Hotel erbauen. Dann wird er sich säubern, und schließlich brüstet er sich beim Dinner mit seinen Freunden, was er alles geleistet hat.
    Und dennoch ist unser Held seit Beginn der Geschichtsschreibung unzufrieden. Es verlangte ihn danach, seinen Platz in der Welt zu kennen. Er rief mit lauter Stimme. Er wollte wissen, warum er hier sei! Das Universum der Sterne aber lächelte nur zu seinen Fragen und bewahrte sein tiefes, vieldeutiges Schweigen.
    Er sehnte sich nach einem Sinn, und als er ihn nicht finden konnte, ließ er seine Frustration an seinen Mitgeschöpfen aus. Die Spezialisten rings um ihn her wußten, welche Rolle sie zu spielen hatten, und dafür haßte

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