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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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dann ganz gewiß auf eine einzigartige Weise!
    Jacobs Arme schmerzten noch immer dumpf. Schlimmer noch – sie juckten. Seine linke Hand steckte in einem soliden Block aus Fleischschaum und die beiden verbrannten Finger der rechten ebenfalls.
    Geduckt hockte er in der Luke der Gravitationsschleife und spähte hinaus auf das Deck der B-Seite. Fagin rutschte ein Stück weit beiseite, so daß er seinen neuen Spiegel – diesmal hatte er ihn mit Fleischschaum am Ende eines Bleistifts befestigt – am Rahmen der Luke vorbei nach draußen schieben konnte.
    Culla war nicht zu sehen. Die klobigen Kameras zeichneten sich vor dem pulsierenden Blau der Decke ab, das von den sich plagenden Magnetovoren ausging. Der Strahl des P-Lasers zog sich wie ein feines Netz durch die Luft.
    Jacob winkte LaRoque, er möge seine Last neben Fagin in der Luke niederlegen.
    Sie halfen einander dabei, Gesichter und Hälse mit zusätzlichem Fleischschaum zu bedecken. Die Schutzbrillen befestigten sie mit Extraklecksen des schmiegsamen, gummiartigen Materials.
    »Sie wissen natürlich, daß das gefährlich ist«, mahnte LaRoque. »Es schützt uns vielleicht vor Verletzungen durch einen kurzen Blitz, aber dieses Zeug ist überaus leicht brennbar. Es ist überhaupt die einzige feuergefährliche Substanz, die an Bord eines Raumschiffs gebracht werden darf, und das nur, weil sie in medizinischer Hinsicht über so ausgezeichnete Eigenschaften verfügt.«
    Jacob nickte. Wenn er jetzt nur annähernd so aussah wie LaRoque, dann hatten sie eine gute Chance, den Alien zu Tode zu erschrecken.
    Er nahm die braune Sprühdose zur Hand und stäubte einen Schaumstrahl hinaus über das Deck. Das Ding reichte nicht sehr weit, aber als Waffe würde es vielleicht genügen! Jedenfalls war noch genug davon da. Das Deck hob sich unter ihren Füßen und gleich darauf noch zweimal. Jacob blickte hinaus und sah, daß sie kippten. Der Magnetovore, der diese Seite des Schiffs trug, rutschte weiter und weiter nach ›unten‹, auf den Rand des Decks zu, weg von der Photosphäre, die den Himmel ausfüllte.
    Offenbar hatte eines der Wesen auf der anderen Seite das Schiff ebenfalls aus dem Griff verloren. Also war es fast vorüber.
    Das Schiff erbebte und richtete sich wieder gerade. Jacob seufzte. Vielleicht war doch noch alles zu retten, falls es ihm gelänge, Culla unverzüglich zu entwaffnen. Aber das war völlig unmöglich. Wenn er doch wieder nach oben gehen könnte – zu Helene!
    »Fagin«, sagte er, »ich bin nicht mehr der Mann, den Sie kannten. Dieser Mann hätte Culla inzwischen längst erwischt. Wir wären fort von hier, in Sicherheit. Wir wissen beide, wozu er in der Lage war. Bitte verstehen Sie mich – ich habe es versucht. Aber ich bin nicht mehr derselbe.«
    Fagin raschelte. »Das wußte ich schon, Jacob. Um diese Veränderung herbeizuführen, habe ich Sie im Grunde überhaupt nur eingeladen, zum Projekt Sundiver zu kommen.«
    Jacob starrte den Alien an.
    »Sie sind mein ›geriebener Ganef‹«, flötete der Canten leise. »Ich ahnte ja nicht, daß die Lage hier so kritisch werden würde, wie sie jetzt ist. Ich habe Sie lediglich hergebeten, um die Larve aufzubrechen, die Sie seit jenem Ereignis in El Salvador waren, und Sie dann mit Helene daSilva bekannt zu machen. Der Plan ist gelungen. Ich bin zufrieden.«
    Jacob verstand kein Wort. »Aber Fagin, mein Verstand...«
    »Ihr Verstand ist ganz in Ordnung. Sie haben nur eine übereifrige Phantasie. Das ist alles. Wirklich, Jacob – Sie kommen auf so phantastische Ideen! Auf so verzwickte, ausgefeilte Konstruktionen! Ein Hypochonder wie Sie ist mir noch nie begegnet.«
    Jacobs Gedanken jagten einander. Entweder war der Canten höflich, oder er irrte sich, oder ... oder er hatte recht. Belogen hatte Fagin ihn noch nie, schon gar nicht in persönlichen Angelegenheiten.
    War es denn möglich, daß Mr. Hyde überhaupt keine Neurose war, sondern ein Spiel? Als Kind hatte er im Spiel Universen geschaffen, die so reich an Details gewesen waren, daß sie sich von der Wirklichkeit kaum unterschieden. Seine Welten hatten existiert. Die Therapeuten, Neo-Reichianer, hatten nur gelächelt und ihm eine starke, nichtpathologische Einbildungskraft attestiert, weil er den Tests zufolge immer gewußt hatte, daß er spielte, wenn es darauf angekommen war, daß er es wußte!
    War es möglich, daß Mr. Hyde ein Spiel-Wesen war?
    Gewiß, bisher hatte er nie wirklichen Schaden angerichtet. Er war eine ständige Belästigung gewesen,

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