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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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herzerwärmend, aber als sie sich aufrichtete, um zu ihm zu kommen, wehrte er ab. Im Augenblick war ihre Arbeit wichtiger als seine, und das wußte sie. Er betrachtete die Tatsache, daß sie überhaupt daran gedacht hatte, ihm zu Hilfe zu kommen, als ein Zeichen tiefer Zuneigung. Sie lächelte ihm kurz und ermutigend zu und beugte sich dann über ihr Pult, um ein halbes Dutzend gleichzeitig aufplärrende Alarmsignale abzuschalten.
    LaRoque erhob sich. Er rieb sich die Schultern, nahm den ErsteHilfe-Koffer in die Hand und winkte Jacob zu sich. Sein Lächeln war ironisch.
    »Um wen kümmern wir uns zuerst?« fragte er. »Um Sie, den anderen Mann oder um Culla?«

27. Aufregung
    Helene mußte Zeit zum Nachdenken finden. Gab es denn nichts, was sie tun konnte? Nacheinander fielen alle Systeme, die auf galaktischer Wissenschaft basierten, aus – bislang die Zeitkompression, das Gravitationsschubtriebwerk und mehrere Peripherieanlagen. Wenn die interne Gravitationssteuerung zusammenbräche, würden sie den chromosphärischen Stürmen hilflos ausgeliefert sein und in ihrem Kugelschiff zerschmettert werden.
    Nicht daß es noch von Bedeutung war. Die Toroiden, die sich mit dem Schiff gegen die Anziehungskraft der Sonne stemmten, ermatteten merklich. Der Zeiger des Höhenmessers sank. Der Rest der Herde schwebte schon hoch über ihnen und verlor sich fast im rosigen Dunst der oberen Chromosphäre. Lange würde es nicht mehr dauern.
    Eine Alarmlampe blinkte auf.
    Das interne Gravitationsfeld zeigte ein positives Feedback. Nach kurzem Kopfrechnen gab sie einen Satz Parameter ein, um die Fehlfunktion auszugleichen.
    Der arme Jacob – er hatte es versucht. Die Erschöpfung hatte sich in seinem Gesicht gespiegelt. Es erfüllte sie mit Scham, daß sie bei dem Kampf auf der B-Seite nicht dabeigewesen war, obwohl es ihnen auch dann kaum gelungen wäre, Culla vom Computer-Input zu verjagen.
    Jetzt lag alles bei ihr. Aber was sollte sie tun, wenn jede einzelne verdammte Komponente auseinanderfiel?
    Nicht jede. Mit Ausnahme der Maser-Verbindung zum Stützpunkt auf Merkur liefen alle Komponenten, die auf terranischer Technologie beruhten, tadellos.
    Um sie hatte Culla sich überhaupt nicht gekümmert. Die Kühlung funktionierte noch. Die EM-Felder rund um die feste Außenhaut standen noch, auch wenn sie nicht mehr dazu taugten, auf der B-Seite selektiv mehr oder weniger Sonnenlicht durchzulassen – aber das war natürlich.
    Das Schiff erschauerte. Es schüttelte sich, als etwas dagegen stieß – einmal, zweimal. Dann stieg etwas hell Leuchtendes über den Rand des Decks herauf. Es war der Rand eines Toroiden, der sich außen an der Schiffswand rieb. Darüber flatterten mehrere Solarier.
    Das Stoßen hörte auf, und statt dessen ertönte ein scharrendes Geräusch, laut und scheußlich. Der Torus war grellbunt, purpurrot leuchtende Flecken zogen sich um seinen Rand. Er pulsierte und vibrierte, getrieben von seinen Peinigern. Dann verschwand er in einem plötzlichen Blitz. Das Sonnenschiff kippte, als die ungestützte Seite jäh absackte. DaSilva und ihr Helfer richteten es mühsam wieder aus.
    Als sie hochschaute, sah sie, daß ihre solarischen Verbündeten davontrieben und mit ihnen die beiden verbliebenen Toroiden.
    Mehr konnten sie nicht tun. Der Torus, der sie hatte entgleiten lassen, war nur noch ein Lichtpunkt über ihnen, der auf einer grünen Feuersäule rasch nach oben entschwand.
    Der Höhenmesser rotierte schneller und immer schneller. Auf einem der Monitore sah Helene die pulsierenden Granulationszellen der Photosphäre und den Großen Sonnenfleck, größer jetzt als je zuvor.
    So tief wie sie war noch niemand vorgedrungen. Bald würden sie in den Fleck eintauchen – die ersten Menschen in der Sonne.
    Für einen Augenblick.
    Sie blickte hinauf zu den inzwischen weit entfernten Solariern und fragte sich, ob sie alle zusammenrufen sollte, um... um ihnen zum Abschied zuzuwinken oder... Sie wollte Jacob bei sich haben.
    Aber er war wieder nach unten gegangen. Er würde nicht rechtzeitig zurück sein.
    Sie starrte hinauf zu den winzigen grünen Funken und fragte sich, wie der Torus sich so schnell hatte bewegen können.
    Mit einem Fluch fuhr sie hoch. Chen sah sie an. »Was ist, Skipper? Geht die Abschirmung zum Teufel?«
    Helene jauchzte auf und begann, nacheinander auf eine Reihe von Schaltern zu drücken.
    Wenn sie auf dem Merkur doch nur ihre Telemetriedaten überwachen könnten! Wenn sie jetzt hier in der Sonne stürben,

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