Sonnentaucher
will ich hier vertraulich bekanntgeben, daß mein Institut Kenntnis von Aktivitäten der Pring und der Pila erhalten hat, die im Lichte dessen, was wir erfahren haben, plötzlich sinnvoll erscheinen. Die Pring führen offensichtlich eine Kampagne mit dem Ziel, die Pila zu diskreditieren. Für die Menschen liegt darin eine Chance und eine Gefahr.
Die Chance besteht darin, daß Ihre Konföderation Beweismaterial für Cullas Verrat an den Pila liefern könnte, damit diese Sophonten sehen, wie sie manipuliert worden sind. Wenn die Soro sich dann gegen die Pring wenden, wird es Cullas Volk schwerfallen, irgendwo Protektion zu finden. Vielleicht wird man ihren Status vermindern, ihre Kolonien eliminieren, ihre Bevölkerung ›reduzieren‹.
Aus einem solchen Verfahren könnte sich für die Menschheit ein kurzfristiger Gewinn ergeben, aber an der langfristigen Feindschaft der Pila wird es nichts ändern. Ihre Psychologie ist nicht so. Sie werden vielleicht ihre Versuche, die Menschheit zu ›adoptieren‹, für ein Weilchen aussetzen. Sie werden vielleicht bereit sein, sich hinsichtlich der Reparationen, die sie für Bubbacubs Verbrechen zahlen zu müssen glauben, gewisse Beschränkungen aufzuerlegen – aber langfristig wird sich ihre Freundschaft so nicht gewinnen lassen. Die Tatsache, daß sie der Menschheit etwas schulden, wird ihren Haß nur vergrößern.
Dazu kommt der Umstand, daß viele der liberalerem Spezies, auf deren Schutz die Menschheit bisher hat zählen können, es nicht billigen würden, wenn Sie die Pila mit einem Casus belli für einen weiteren Dschihad ausstatteten. Es könnte sein, daß die Tymbrimi ihr Konsulat von Luna abziehen.
Und schließlich gibt es einen ethischen Aspekt zu erwägen. Es würde zu lange dauern, wollte ich alle Gründe im einzelnen diskutieren, und einige davon würden Sie wahrscheinlich gar nicht verstehen. Aber dem Institut des Fortschritts liegt daran, daß die Pring nicht vernichtet werden. Sie sind jung und impulsiv, beinahe so sehr wie die Menschen. Und sie sind vielversprechend. Wenn eine ganze Spezies furchtbare Bußen erleiden soll, nur weil einige wenige ihrer Angehörigen sich zu einem Komplott versteigen, mit dem sie hunderttausend Jahre der Knechtschaft beenden wollen – das wäre eine schreckliche Tragödie.
Aus diesen Gründen empfehle ich, Cullas Verbrechen unter das Siegel zu stellen. Gewiß werden bald Gerüchte die Runde machen. Aber die Soro sind erhaben über Gerüchte, die von Menschen und ihresgleichen in Umlauf gebracht werden.«
Fagins Blattspitzen klingelten leise, als ein sanfter Wind zum Fenster hereinwehte. Nielsen starrte auf den Boden.
»Kein Wunder, daß Culla versuchte, sich und jeden an Bord des Schiffs zu töten, als Jacob ihm auf die Schliche gekommen war. Wenn die Pila einen offiziellen Bericht über Cullas Taten erhalten, dann sind die Pring wahrscheinlich zum Untergang verurteilt.«
»Was glauben Sie denn, was die Konföderation tun wird?« fragte Jacob ihn.
»Tun?« Er lachte ohne Heiterkeit. »Na, sie wird den Pila das Beweismaterial natürlich auf den Knien darbieten! Ifni! Das ist eine Chance, sie daran zu hindern, uns eine Sektorfiliale der Bibliothek zu ›stiften‹, und dazu zehntausend Techniker als Personal! Es ist die Chance zu verhindern, daß sie uns moderne Schiffe ›schenken‹, die kein Mensch je verstehen, die keine menschliche Besatzung je bedienen kann, wenn nicht ein Heer von ›Beratern‹ dabei hilft! Und dieses verfluchte ›Adoptionsverfahren‹ wäre auf unbestimmte Zeit verschoben!« Er breitete die Arme aus. »Und es ist ziemlich klar, daß die Konföderation nicht den Kopf für die Rasse eines Sophonten hinhalten wird, der einen unserer Klienten umgebracht, beinahe unser heißestes Projekt ruiniert und schließlich den Versuch unternommen hat, die Menschen unter den Völkern der Galaxis zu Idioten zu stempeln.
Und wenn man es sich recht überlegt – kann man es ihnen verdenken?«
Onkel James räusperte sich, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Wir können versuchen, die ganze Episode unter das Siegel zu stellen«, schlug er vor. »Ich bin nicht ohne Einfluß in gewissen Kreisen. Wenn ich ein gutes Wort...«
»Du kannst kein gutes Wort einlegen, Jim«, unterbrach ihn Jacob. »Du bist an diesem Schlamassel beteiligt – in einer Nebenrolle gewissermaßen. Wenn du versuchst, dich hier einzumischen, wird die Wahrheit schließlich ans Licht kommen.«
»Was für eine Wahrheit?«
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