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Sonnentaucher

Sonnentaucher

Titel: Sonnentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Holzblasinstrumenten. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen, Freund-Jacob. In dieser speziellen Show wird Sie niemand mit einem Stern verwechseln.«
    Die Sonne stand noch über dem Horizont, als er über das Oberdeck auf Makakais Quartier zuging. Sie hing mattglühend zwischen den wenigen Wolken im Westen – eine gutmütige, konturlose Kugel. Er blieb für einen Augenblick an der Reling stehen und genoß die Farben des Sonnenuntergangs und den Duft des Meeres.
    Er schloß die Augen und ließ die Wärme des Sonnenlichts auf sein Gesicht wirken, und die Strahlen durchdrangen seine Haut mit sanfter, bräunender Beharrlichkeit. Schließlich schwang er beide Beine über die Reling und sprang auf das Unterdeck hinunter. Ein Gefühl von energiegeladener Angespanntheit hatte die Erschöpfung des Tages fast verdrängt. Er begann, einen Melodiefetzen zu summen – natürlich in einer schiefen Tonart.
    Ein müder Delphin trieb an den Rand des Beckens, als er herankam. Makakai begrüßte ihn mit einem Trinärgedicht. Sie zwitscherte so schnell, daß er es nicht verstand, aber es klang entzückend ungezogen – irgend etwas über sein Sexualleben. Jahrtausende hindurch hatten die Delphine den Menschen schmutzige Witze erzählt, lange bevor die Menschen schließlich angefangen hatten, ihr Gehirn und ihr Sprachvermögen durch Züchtung zu erweitern und zu verstehen, was sie da redeten. Makakai mochte sehr viel klüger als ihre Vorfahren sein, dachte Jacob, aber ihr Sinn für Humor war durch und durch delphinisch.
    »Na?« sagte er. »Rate mal, wer einen harten Tag hinter sich hat.«
    Sie bespritzte ihn, aber schwächer als gewöhnlich, und was sie sagte, klang wie: »Blö-ö-ö-ödmann!«
    Aber sie schwamm herbei, als er sich niederhockte und die Hand ins Wasser streckte, um sie grüßend mit der Nase anzustupsen.

2. ›Hemden‹ und ›Häute‹
    Die alte nordamerikanische Regierung hatte den Grenzstreifen vor vielen Jahren kahlgeschlagen, um den Verkehr von und nach Mexiko kontrollieren zu können. Eine Wüste war entstanden, wo einst zwei Städte einander berührt hatten.
    Seit dem Umsturz und der Zerschlagung der unterdrückerischen ›Bürokratie‹ der alten Syndikalregierungen hatten die Behörden der Konföderation die Gegend als Naturpark erhalten. Das Grenzgebiet zwischen San Diego und Tijuana war nun eines der größten Waldgebiete südlich des Pendicton Park.
    Aber das änderte sich. Als Jacob mit seinem Mietwagen auf der Hochstraße nach Süden fuhr, sah er Anzeichen dafür, daß dieser Streifen Landes wieder seinem alten Zweck zugeführt wurde. Arbeiterkolonnen waren zu beiden Seiten der Straße damit beschäftigt, Bäume zu fällen und in Abständen von hundert Metern nach Westen und Osten hin schlanke, zuckerstangenbunte Pfähle zu errichten. Die Pfähle boten einen schändlichen Anblick. Jacob wandte sich ab.
    Wo die Reihe der Pfähle den Highway überquerte, stand ein großes, grün-weißes Schild.

    Neue Grenze: Extraterrestrier-Reservation Baja Einwohner von Tijuana ohne Staatsbürgerschaft erhalten im Rathaus einen großzügigen Ansiedlungs-Bonus!

    Jacob schüttelte den Kopf. »Oderint dum metuant«, grunzte er. Mögen sie uns hassen, solange sie uns fürchten. Was ist, wenn jemand sein Leben in dieser Stadt verbracht hat? Wer kein Wahlrecht besitzt, muß den Weg freimachen, wenn der Fortschritt daherkommt.
    Tijuana, Honolulu, Oslo und ein halbes Dutzend weiterer Städte würden verschluckt werden, wenn die ET-Reservate sich weiter ausdehnten. Fünfzig- oder sechzigtausend Probanden, wie man die in vorübergehender oder permanenter Bewährungsphase befindlichen Personen nannte, würden fortziehen müssen, um diese Städte für vielleicht eintausend Aliens ›sicher‹ zu machen. Die Zahl der tatsächlichen Härtefälle würde natürlich gering sein. Der größte Teil der Erde war für ETs immer noch gesperrt, und für Nichtbürger gab es Platz genug. Außerdem bot die Regierung großzügige Ausgleichszahlungen an.
    Aber wieder einmal gab es Vertriebene auf der Erde.
    Am Südrand des Streifens begann die Stadt unversehens wieder. Viele der Häuser waren in spanischem oder neospanischem Baustil gehalten, aber überall in der Stadt sah man auch die experimentelle Architektur, die für moderne mexikanische Städte typisch war. Die Gebäude waren hier weiß und blau. Der Verkehr zu beiden Seiten des Highway erfüllte die Luft mit einem schwachen elektrischen Singen.
    Überall in der Stadt kündigten grünweiße

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