Sonnenwanderer
waagerecht in beiden Händen lag. »Fallen lassen, oder ich schieße«, forderte eine Oberkellnerin der Bratküche und zielte mit einer kompliziert anmutenden Waffe über die Köpfe der Eindringlinge hinweg.
In einer seltsam würdevollen Bewegung traten die beiden Männer aus der zweiten Reihe vor. Die Oberkellnerin schoss, wie man es sie gelehrt hatte, in die Luft. Die beiden wichen den Stangenenden elegant aus und wirbelten Rad schlagend zwischen den Tischen voran. Indessen machte die Anführerin einen Riesenschritt und brachte die Stange in voller Länge zwischen den beiden zu Boden, drei Meter weiter, als man ihre Reichweite geschätzt hätte. Die Oberkellnerin, die geschossen hatte, schrie: Sie hatte ihre Waffe eingebüßt, und ihr rechter Arm war zerschmettert. Das Hackmesser im Boden war verschwunden, um in der Hand des alten, grauhaarigen Kriegers wieder aufzutauchen, der es hochhob, nur um es voller Verachtung wegzuwerfen.
Gäste stammelten, gerieten in Panik, grapschten nach ihren Sachen, starrten mit geweiteten Augen in den Tumult. »Bitte gehen Sie jetzt«, wiederholte die körperlose Stimme immer wieder.
»Bitte gehen Sie jetzt. Danke, dass Sie uns heute beehrt haben. Bitte gehen Sie jetzt.«
Die Verteidiger des Chili-Chalets waren bestürzt ob der Geschwindigkeit und Breite des Angriffs. Eine halbe Sekunde zuvor waren Schläge aus unbesetzten Bereichen des Chalets geführt worden. Kurze Stäbe wirbelten, während Schussgarben über leeren Boden harkten. Die Hölle brach los, als die Gäste zum Ausgang stürzten, nur um den Bettlern in die Arme zu rennen, die hereindrängten, woran die Kraftfelder sie eben noch gehindert hatten.
Ein junger Mann mit dem Profil eines zerquetschten Ziegelsteins tanzte vorüber, so nah, dass man das Tattoo auf seinem Handrücken sehen konnte. Er führte einen perfekten Tritt gegen ein gegnerisches Kinn.
»Die sind so was von schnell!«, frohlockte Mick.
»Sie wollen, dass wir gehen, Mick«, sagte Kyndal und stopfte sich den restlichen Salat in den Mund. Am Nebentisch verschlangen drei ungewaschene Männer stehen gelassene Mahlzeiten. An einem anderen Tisch rafften ihre schmuddeligen Kollegen Besteck zusammen und schleuderten es in den Kampf. Der Haupteingang war jetzt voller Gäste, die sich mit vereinten Kräften nach draußen drängten, um in die Dunkelheit jenseits der Mall zu tauchen.
Eine durchtrainierte Frau lenkte den mechanischen Faustschlag, der für jemand anders bestimmt war, auf sich, unterlief ihn und rammte ihr Knie in ungeschützte Weichteile, als eine andere Waffe die Beleuchtung traf. Rote Glasröhren splitterten, sackten durch und versprühten klebrigen, giftigen Leuchtstoff. Ein Knie brach ein Hüftgelenk, eine mechanische Faust einen Kiefer. Ketten wickelten sich um Hälse. Ganze Trauben von Bettlern warfen sich über die Widerstand leistenden
Ginganuniformierten und droschen endlos auf sie ein. Es floss Blut.
Die übrigen Angestellten, bestürzt über die vernichtende Niederlage ihres Verteidigungsteams, warfen wie verrückt mit Tabletts und Utensilien, bevor sie zum nächstbesten erleuchteten Ausgang krabbelten. Als der letzte Chili-Kadett das Restaurant verließ, sah er, wie die restlichen Verteidiger gezwungen wurden, sich mit dem Rücken gegen die großen Kessel mit dem siedenden Öl zu stellen.
»Waren sie nicht herrlich?« Mick staunte. Er und Kyndal saßen jetzt in einem anderen Chili-Chalet, dem auf der 34. der S-Frontalregion. »Wie sie diese Typen auseinandergenommen haben! Nur schlimm für die Leute, die verletzt wurden.« Er sah aus dem Fenster, als vermisse er das Kampfgetümmel. »Weißt du, dass sie überhaupt keine Verstärker brauchen? Die müssen ganz schön fit sein.«
»Ich verstehe nicht, was die Leute treibt«, sagte Kyndal bekümmert. »Könntest du ein Leben lang kämpfen? Ich glaube, ich nehme ein Centauri-Sorbet.«
»Willst du noch ein bisschen Chili?«, fragte Mick. »Hat dir das geschmeckt letztes Mal? In meinem muss Sand gewesen sein.«
»Nein«, entschied sich Kyndal, »ich nehme einen Schokobecher. Kann ich einen Schokobecher haben, Mick? Wie viel Geld haben wir noch?«
Zur selben Zeit wurden die Tombos in einer Limbischen Krähenkolonie mit dem Herzhaften Eintopf und den Deftigen Lasagnestücken aus dem Chili-Chalet bewirtet. Auf allen Etagen wurde gesungen, getanzt und Akkordeon gespielt und jede Menge wässriges Starkbier getrunken.
Die Tombos saßen auf Ehrenplätzen rings um den uralten Radiumofen,
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