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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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jemandem den Corregidor ab und setzte einen Fuß auf den wackligen Chili-Wagen.
    »Ihr meint, ihr könnt das Ding fliegen?«, schleuderte sie den Eindringlingen entgegen. »Verpisst euch!«
    Die Kecks stürmten auf sie los.
    Tabea feuerte drauflos, unberechenbar. Sie kletterte auf den Wagen, stand völlig ungeschützt da und pulste gebündelte Kraftpakete in den krabbelnden, vorwärtsstürmenden Mob. Die Wachleute gaben ihr Feuerschutz.
    Während die Kecks übereinandertanzten und versuchten dem Sperrfeuer zu entgehen, kreischten sie eine Parole. »Bau« verstand Tabea erst nur, dann »Raus aus Bau!« - »Frau raus aus Bau!«
    Käpt’n Jute fand den Rhythmus. Sie schwang den Corregidor, vierteilte ihr Sichtfeld, setzte einen Strahl zwischen zwei Kecks, bis sie ihr zu nahe kamen, dann zerfetzte sie die Unentwegten. Und schrie dauernd Einwortsätze, Flüche, Verwünschungen.
    Lomax hatte sich ein Manöver ausgedacht. Er gab jetzt das verabredete Zeichen. Ein Sperrfeuer von der Galerie fesselte den Feind; zeitgleich packten zwei Leibwächter Tabea von hinten, so dass sie die Arme nicht bewegen konnte, und hoben sie hoch, derweil sie ein dritter um die Waffe erleichterte. Im großen blauen Sessel hockte Kenny, einen wehrlosen Keck im Maul. Er schüttelte ihn bei der Kehle, ganz wie ein Leopard, der einen Affen quält und ihn nur loslässt, um ihn anzuknurren.
    Der Käpt’n war im Foyer. Die letzten noch lebenden Crewmitglieder waren fort. Lomax rückte mit seinem Flammenwerfer vor. Jetzt konnte die Säuberung beginnen. Die Kecks waren geschlagen. Das Gas hatte ganze Arbeit geleistet. Viele sahen krank aus, hatten schrecklich entzündete Lippen, das Pelzhaar fiel ihnen aus. Dennoch jaulten sie »Frau raus aus Bau!«

    Mit Hilfe der Imbiss-Bahn pferchten vier Feuerwehrdrohnen die Kecks ein, und Lomax machte kurzen Prozess mit ihnen.
     
    Sarah Zodiak wählte eine Pflaume. »Was also wissen Sie über J. M. Souviens?«, fragte sie.
    »Wirklich nette Idee«, sagte ihr Gastgeber. »Outlets in fünfzehn Habitaten nach nur einem Jahr. Meistens hübsche Standorte. Oder billige. Plenty gehörte eher zu den billigen. Allerdings viel zu aufwändig. Tok-690-Gs und Nero-Corban-Ariels. Reine Verschwendung bei der Klientel.«
    Sarah hatte die Pflaume aufgegessen. Sie knackte den Kern mit den Zähnen. »Mein Laden ist stillgelegt worden«, sagte sie.
    »Ach du meine Güte«, sagte der Mann im grauen Anzug.
    »Ja, komplett«, sagte sie, während sie den eigentlichen Pflaumenkern pingelig von den Bruchstücken seiner Schale befreite. »Strom ist da, aber nichts tut sich.« Er lehnte sich über seinen Ellbogen, in der anderen Hand eine feine Batistserviette. Mit einer Ecke der Serviette tupfte er einen Tupfer Pflaumensaft von ihrer Wange. Ihre Gesichter waren sich sehr nahe.
    Er sagte: »Ich denke, das können wir ändern.«
    Er war perfekt rasiert, die Toleranz seines Peelings schien im Nanobereich zu liegen. Er roch nach fernen Eisbergen.
    »Warum sollten Sie das für mich tun?«
    Mit dem Knöchel seines kleinen Fingers strich er über die Stelle, die er abgetupft hatte. »Ich mag Sie«, sagte er.
    »Ach was?«, sagte Sarah. Er hatte sie zu einem seiner luxuriösesten Zufluchtsorte gebracht. Mit Holzvertäfelung und an die Decke gemalten Personen.
    »Doch, wirklich«, sagte Grant Nichtsweiter.
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie. »Sie sind nichts weiter als ein Fan des Käpt’ns. Sie wollen bloß wissen, wie sie im Bett ist.«

    Seine Augen betrachteten sie aus galaktischer Ferne. Hatte sie ihn verärgert?
    Er setzte die Fingerkuppen gegeneinander. »Angenommen, es wäre so«, sagte er wie ein gläubiger Atheist im Disput mit einem Theosophen. »Angenommen, ich wollte das wirklich wissen. Würden Sie es mir erzählen?«
    »Sie ist jedenfalls nicht wie ihre kleinen Filmchen, das können Sie sich abschminken«, sagte Sarah.
    »Raten Sie mal, wo sie vor zwei Tagen war.«
    Die Akrobatin blies Luft durch die Lippen, tat gelangweilt. »O Gott, woher soll ausgerechnet ich das wissen? Im Trivia vermutlich …«
    »Genau da«, sagte Grant Nichtsweiter und zeigte auf Sarah. »Da, wo Sie jetzt sitzen.« Er lächelte. Die Präzision seines kleinen Arrangements amüsierte ihn. »Sie saß auf Ihrem Stuhl und sah nicht nur ein Gespenst, sie hörte es auch reden.« Er nahm sich eine Pflaume aus der Schüssel. »Ihr Arzt meint, sie klagt oft über Halluzinationen«, sagte er.
    Sarah erkannte den Satz. Er stand auf den Sets im Chili-Chalet. Zusammen

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