Sonnenwanderer
schlimmer. Es war eine Sippe von Kecks.
»Tschiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii …!«
Die Wachen waren schon zur Stelle und warfen Breitbandabweiser in die Bresche. Das Kreischen wurde nur schlimmer. Schüsse fielen. Die vordersten drei Reihen waren jetzt am Boden, krabbelten in fieberhafter Eile, zogen Leitungen hinter sich her, grapschten Tastaturen herunter. Eine Workstation zerbarst. Menschen kreischten.
Die Kecks waren nackt. Die kleinen pupurroten Genitalien waren dunkelrot vor Wut. Die Männchen hatte sich nagend und scharrend einen Weg aus der Finsternis gebahnt. Nun hopsten sie über die Schwelle des neuen Lochs, und die zerlumpten Anführer flitzten durch die Gänge Richtung Steuer.
Sie kamen.
Swundra zog ihre Stöpsel und warf sich zur Seite. Sie war nicht mehr in Form. Seit Jahren hatte sie sich nicht mehr so schnell bewegt.
Ein Wachmann packte sie von hinten und schleuderte sie beiseite. Swundra stolperte in ein unbesetztes Pult. Ihr Fluchtweg wurde durch einen geparkten Rollwagen versperrt. Winselnd vor Furcht versuchte sie drüberzuklettern. Die Kecks schienen nicht erfreut zu sein, dass das Steuer verwaist war.
Der Wachmann stellte sich breitbeinig in den Gang und sah dem Angriff entgegen. Ein Keck sprang. Fliegende Rasierklingen in Gestalt von Zähnen suchten Sehnen. Ein anderer Wachmann führte einen scharfen Stoß mit dem Kolben seiner Borniak. Keckknochen krachten. Mit einem Abwärtsruck seines Unterarms machte der erste Wachmann eine Granate mit Federdruck scharf. Sie fiel zwischen die Kecks, fauchte und stieß braune Gaswolken aus.
Zwei Kecks kippten um und fielen, wie um sie absichtlich zu ersticken, auf die Granate, während die nächsten ohne zu zögern über ihren Rücken trampelten und weiter vorpreschten.
Lomax tauchte auf und brüllte Befehle. Er war nur flüchtig angezogen und unrasiert, als hätte man ihn aus der Koje geschmissen. Halb steckte er im Geschirr eines Flammenwerfers und trieb so die springenden und krabbelnden Nager mit tosenden Feuerstößen zurück. Ihre Federn brannten und verbreiteten einen ekelerregenden Gestank. Rauchmelder begannen zu jaulen und scheuchten die Feuerwehrdrohnen aus ihren Wandnischen. Kirre durch das Gejaule begannen einige Kecks die Feuerwehrdrohnen zu attackieren, die prompt ihre Feuerlöscher auf sie richteten. »BITTE RÄUMEN SIE DAS GEBÄUDE«, rief Alice mit scharfer, metallischer Stimme. »RÄUMEN SIE DAS GEBÄUDE.«
Im Foyer gab es Aufregung. Hinter dem Rollwagen kauernd, sah Swundra, wie Käpt’n Jute und ihre Leibwächter hereinstürmten.
»Alice!«, rief Käpt’n Jute.
»BITTE RÄUMEN SIE DAS GEBÄUDE«, rief Alice.
»Melden, Alice!«
»RÄUMEN SIE DAS GEBÄUDE.«
Als sie Tabea sahen, gellten die Eindringlinge noch lauter und
gingen auf sie los. Die Leibwächter zielten niedrig und schlugen sie zurück, versuchten sie in Schach zu halten. Tabea wollte zur Steuerkonsole stürzen, doch Kenny hielt sie zurück. Auf dem großen blauen Sessel standen drei Kecks und sahen sie herausfordernd an. Ihre Jungs vertrieben sie mit Gas und grellem Blaulicht.
Mister Spinner trat neben sie. Sie packte ihn bei der Schulter, während er ihr ins Ohr brüllte. Mit der freien Hand raffte sie ihr Haar aus dem Gesicht.
Die Kecks kreischten sie an.
Käpt’n Jute war beschäftigt, also ließ Kenny den Blick schweifen. Hinten rechts hockten zwei Kecks auf einem toten Datenjockey und kauten seine Weichteile aus. Der Schrante sprang auf sie zu, beinahe freudig. Mit einem fürchterlichen Ruck brach er dem einen die Wirbelsäule, während er den anderen mit einem Tritt aus der Luft holte.
Dann schnappten die weißen Zähne eines kleinen borstigen Gesichts ein paar Zentimeter vor Swundras Wange zu. Sie kreischte, sprang auf, warf einen Zweitmonitor auf den Angreifer und rannte, ohne sich umzusehen, los. Erst mit zusammengebissenen Zähnen, dann mit aufgerissenem Mund stampfte sie durch die Gasse zwischen den Konsolen, nur ein Ziel vor den geweiteten Augen: die Treppe zur Galerie.
Lomax hatte Käpt’n Jute in Deckung gebracht, vor der Imbiss-bahn hatte er zwei Leute mit Breitbandabweisern postiert. Er wollte Tabea bewegen, die Kuppel zu verlassen. »Sie werden hier nicht gebraucht«, sagte er gereizt, »und helfen können Sie auch nicht.« Mister Spinner stand vor ihr, hielt sie bei den Armen und drängelte sie rücklings zur Tür. Aber Käpt’n Jute war nun einmal hier. Mit einem Ruck befreite sie sich von ihrem Ersten Offizier,
nahm
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