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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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eine Frau mit Ultraschallpeitsche. Wenn nur der Cherub hier wäre! Was konnten sie tun? Was hätte Xtaska von ihnen erwartet?
    Der Leutnant legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. »Ruf doch mal diese Nummer für mich an, Larry.«
    Larry wählte die Nummer, und prompt kam die Antwort. Da waren sie, hockten in der Dunkelheit. Schwarze Hemden und karmesinrote Barette, versammelt vor der Kamera; sie warteten auf grünes Licht. Sie tauchten in kleinen Gruppen auf, überall im Schiff. Stark hatte viel mehr Leute, als man geglaubt hatte.
    »B-Kompanie vollzählig vor Ort, Leutnant.«
    »Zeitvergleich und wegtreten«, befahl Leutnant Rykow jeder Gruppe. Und das machten sie auch. Weiß der Himmel, was für eine Chronometrie sie verwendeten.
    Der Leutnant rief Obristin Stark an und meldete 60% Erfolg und keine Verluste. »Der Empfang ist noch ziemlich pixelig«,
sagte er mit einem Rundumblick. »Aber wir sind alle gute Jungs und Mädchen hier, Obristin!« Er zeigte allen, was er für schöne Zähne hatte.
    Larry vertippte sich laufend. »Noch kein Zugriff auf die Oxygrube«, meldete er. Er kooperierte. Er war kooperativ. Aber das militärische Gehabe konnten sie sich an die Mütze stecken.
    Die Stimme des Rotmützen-Leutnants war kräftig und sympathisch. »Nicht aufgeben, Junge.«
    Sie beobachteten die Monitore. Oben über die himbeerroten Platten des Hippokampus krabbelten lauter schwarze Punkte: Die alten Altmetall sammelnden Krabben bewegten Sensoren von Punkt zu Punkt. Auch die Krabben kooperierten. Irgendwie hatte die Miliz es fertiggebracht, die primitiven autonomen Systeme umzuprogrammieren. »Mister Spinner, Leutnant«, rief ein Rotmützen-Unteroffizier vom anderen Ende der Kaverne.
    Die Verbindung zur Brücke war gestört. Das grüne Gesicht von Mister Spinner prasselte und zerbröselte immer wieder. »Hallo? Hallo? «, rief er. Er wirkte extrem aufgeregt.
    »Sag ihm, dass wir bald etwas für ihn haben«, rief Leutnant Rykow, als suche der Mann dringend eine Wohnung. »Sag ihm, er soll den Sprung aufrechterhalten und auf Instruktionen warten.«
     
    In der Oxygrube wurde gekämpft.
    In der Oxygrube wurde immer gekämpft.
    Diesmal hatte Norval der Khan den Streit vom Zaun gebrochen. Er hatte die Geheimnisvolle eine Nutte genannt.
    »Was? Die Jungfrau eine Nutte?«, sagte Dog Schwartz. Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, tut mir leid, Norval, nein, das musst du einfach zurücknehmen.«
    Khan war ein aufgeschossener Mensch mit einem schmalen
Gesicht, aus dem eine gewisse Gewitztheit sprach. Er war jung und hager und braun wie ein Keks, trug zerrissene Jeans und einen Ohrring. Er war zugedröhnt mit Dogs letzter Lieferung. So wie alle hier. Der Khan gähnte verächtlich.
    »Blöde Nutte«, sagte er. »Hab’s ihr doch selbst besorgt.«
    Was eine so offensichtliche Lüge war, dass Dog lachte.
    In Norvals Häuptlinge kam Bewegung, ihr Kreislauf kam in Fahrt.
    Dog gluckste und zog die Nase hoch. »Nein, nein, Norval«, sagte er. »Du redest vielleicht eine Scheiße.« Er blies die Backen auf. Er besah sich die Fingernägel. »Nein, tut mir leid, Norval, ich kann hier nicht sitzen und mir deine Scheiße anhören. Ich meine« - jetzt leiser, aber genauso deutlich -, »wenn es sich um deine Mutter handelte, würde ich ja nichts sagen.«
    Die Meute knurrte und legte einen höheren Gang ein. »Lass ihn mir, Norval«, murmelte einer.
    »Nur zu, Otto«, sagte der Khan. »Wärm ihn auf.«
    »Ich lass ein bisschen Luft raus«, kündigte Otto an und zog ein Messer.
    Er trug Leder ungewisser Herkunft. Seine Augen glichen grünen Scheinwerfern, und sein Haar loderte wie ein Haufen brennender Zündhölzer.
     
    Alle traten zurück, verschränkten die Arme vor der Brust und grinsten. Sie versprachen sich so gut wie nichts von seiner Aufwärmphase. Sie hielten ihn für einen Riesenfurz, einen Aufschneider. Sie dachten, sie könnten die Geheimnisvolle in den Schmutz ziehen und ungestraft davonkommen.
    Dog Schwartz warf resigniert den Kopf zurück. Er spuckte Otto vor die Füße. Otto ging auf ihn los.
    Greift man dich mit dem Messer an, hatte Dog Schwartz
einmal zu Niglon Leglois gesagt, dann hast du mehrere Optionen. Du kannst dich ducken, du kannst drunter wegtauchen, du kannst hin- und herpendeln. Hast du genug Platz, kannst du versuchen, in seinen Rücken zu kommen. Hast du ein Messer, kannst du kontern. Hast du eine Pistole oder sonst eine versteckte Waffe, kannst du entschiedener kontern. Hast du nur deine Hände, dann

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