Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
Vom Netzwerk:
würdest du dir am liebsten Bedenkzeit ausbitten.
    Geht erst mal einer mit dem Messer auf dich los, befand Dog Schwartz immer, bleibt dir keine Zeit mehr zum Denken. Du musst reagieren. Du musst den Arm zu packen kriegen und dem Burschen derart eine schallern, dass er umfällt. Fakt ist, dass niemand damit rechnete, wie schnell Dog sein konnte. Man sah die großen Hände zwar dauernd im Zickzack herumfegen und herumfummeln, vergaß aber, dass man damit auch eine gescheuert bekommen konnte.
    Ottos Messer war fort. Er lag am Boden. Die Jungs brüllten. Otto drehte sich und nahm mit den Beinen Dogs rechtes Bein in die Schere.
    Lupin der Zwerg zischelte dem Chaos-Khan feucht ins Ohr: »Soll ich die Halluzinomaten anwerfen?«
    Norval machte drei ablehnende Sauggeräusche mit der Zungenspitze und stieß ihn beiseite. Der Zwerg taumelte gurgelnd hintenüber.
    Mit einem wütenden Ruck riss Otto den Hünen zu Boden. Er landete einen Schlag auf Dogs Schulter, der unter Beteiligung eines Messers ziemlich böse gewesen wäre. Er kletterte auf die Füße und trat Dog in die Rippen. »Du Scheißkerl!«, brüllte er.
    Dog Schwartz, der pures Adrenalin verbrannte, warf sich herum und schlug ihn nieder. Otto lag auf dem Rücken. Spiele waren gut. Er liebte Spiele. Aber es war unsäglich befriedigender,
wenn es um richtiges Fleisch und richtige Knochen ging. Wie ein levitierender Yogi kam er vom Boden hoch und warf sich auf Otto, kniete rittlings auf ihm und klemmte ihn zwischen die mächtigen Oberschenkel. Er packte Ottos Schultern und schlug ihm den Kopf an den Boden, fünf-, sechsmal.
    »Schon gut, schon gut!«, rief Norval. Dog kehrte aus dem brausenden Nebel über Ottos schmächtiger Brust zurück. Norval schien amüsiert. »Heilige Scheiße!«, sagte er.
    »Nimm es zurück!«
    »Was denn?«, sagte Norval.
    »Du hast sie nie gehabt.«
    »Nee«, räumte der Khan zufrieden ein und setzte boshaft hinzu: »Nur eine, die ziemlich so aussah.«
    Es war ein Dauerwitz, dass Dog Schwartz Käpt’n Jute gekannt hatte, als sie sechzehn war, und sie nicht ein einziges Mal angefasst hatte.
    Dog Schwartz veränderte rasch seine Position, so dass Otto aufschrie.
    »Lass ihn los, Dog«, sagte der Khan. »Was willst du?«
    »Ich will den Affen reiten«, sagte Dog Schwartz rasch.
    Norval der Khan sperrte belustigt den Mund auf. »Du willst was?«
    Dog grub sein Knie in Ottos Hals. »Den Affen reiten!«, rief er.
    Jetzt fingen alle an zu lachen und wandten sich ab. »Lass ihn los, Dog«, sagte Lupin der Zwerg, der um die beiden herumhüpfte. »Dog, lass ihn los!«
    Dog entspannte sich. »Dann komm«, sagte er besänftigt zu Otto und half ihm hoch. Dogs Kleidung war verdreckt, sein Haar ein wildes Durcheinander. Er gab Otto noch eine Ohrfeige, keine schallende. »Frecher kleiner Mistkerl«, schnaubte er.
    »Selber«, sagte Otto und entblößte überhaupt nicht entmutigt
die obere Zahnreihe. Er boxte Dog in die Seite. Aber der Kampf war gekämpft, was sie jetzt zelebrierten, war eine Art Echo. Die Gebieter über die Chaos-Kaverne gruppierten sich neu. Eine schwammige junge Mamma in einem schmuddeligen Unterhemd wurde aus dem Bett gescheucht, sie musste Whisky besorgen. Lupin las Ottos Messer auf und brachte es ihm zurück. Jetzt kamen sie von allen Seiten und übten Manöverkritik.
    Norval ging pinkeln. Er stand draußen vor der Kaverne und blickte auf den Grund der Grube, wo die Stützpfeiler standen. Mehr war da doch nicht. Dieser Dog war ein Spinner.
    »’türlich kannst du den Affen reiten. Dog, du Wichser«, sagte Norval beinahe zärtlich.
     
    »Weihnachten steht vor der Tür«, entschied Marmaduc Flecheur de Brae und veranstaltete einen großen Wohltätigkeitsball. Alle waren als Charaktere eines Gebärdenspiels verkleidet: Gottfried Bills in seinem türkisfarbenen Morgenmantel stellte einen verlegenen, unsicher lächelnden Mikado dar, während Dagobert Moon mit scharlachrotem Anzug und gelbem Backenbart daherkam und einen Sack mit aufblasbaren Puppen und speziellen Magazinen mit sich herumschleppte. »Ho, ho, ho!«, rief er mit laienhafter Fröhlichkeit. »Ein frohes Fest euch allen!«
    Lady Topaz war als »Die alte Frau im Schuh« gekommen, in braunem Leder und mit braun geschminktem Gesicht, und erklärte jedem, es sei viel zu spät für Weihnachten.
    Zoe Primrose posierte, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Mit Trikot und gefiederter Kappe stellte sie Dick Whittington dar, besonders nach vier Bechern Punsch. »Sei nicht so launig, altes

Weitere Kostenlose Bücher