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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Konvoi zum Saturn. Einem Frasqui-Konvoi.«
    »Ja, Käpt’n«, sagte Xavier hocherfreut, weil er über diese elementare Tatsache im Bilde war. »Es war auf Kanal 3.«
    »Sie hatten Menschenschiffe, Menschencrews«, fuhr Käpt’n Jute fort. »Wenn es ihnen in den Kram passte, konnten sie sich verständlich machen. Melissa Mandebra konnte ihre Sprache sprechen. Für mich war sie ein Streber.«
    »Es ist schade, dass wir die wenigen, die Sie aufgestöbert haben, nicht aufhalten konnten«, sagte Professor Xavier und wies mit dem Ende des Jagdstocks auf die geflickte Stelle in der Wand. »Es könnten sich durchaus noch ein, zwei in den Eingeweiden dieses Gefährts verstecken. Mit Verlaub, Käpt’n, eine offizielle Expedition...«
    »Sie wissen, was mit diesen Filmen nicht stimmt?«, sagte Tabea. »Alle wissen, da gibt es irgendwo im Gebäude einen Wahnsinnigen mit einer Kettensäge; dann fällt der Strom aus, und man hat keine Waffen. Und was sagt man? ›Wir teilen uns auf.‹«
    Huschte da ein Anflug von Verachtung über Xaviers edle Züge?

    »Nun, Käpt’n«, sagte er nachsichtig, »viele von uns wären glücklich, wenn Sie das noch einmal überdenken würden. Mit dem richtigen Kamerateam könnten wir den Leuten die Augen öffnen für die Wahrheit über dieses wunderliche Gefährt, mit dem sie unterwegs sind. Es würde mich nicht wundern, wenn auch Sie noch das eine oder andere dazulernen könnten!«
    »Geheimnisse, auf die sich die Menschheit besser nicht einlassen sollte«, sagte sie und verfolgte das Geschehen auf dem Bildschirm. Sollte er losziehen und tatsächlich noch Frasqui auftun, schwor sie sich, würde sie ihnen Xavier gebraten und tranchiert zum Fraß vorsetzen.
     
    Der Professor war kaum fort, da kehrte Dodger Gillespie zurück. »Xtaska kommt nach, lässt sie ausrichten«, sagte sie und warf sich in einen freien Sessel.
    Tabea hob die Augenbrauen. »Sie?«, wiederholte sie.
    »Na ja...«
    Tabea nahm ihre alte Freundin in Augenschein. »Ich dachte, du wolltest mit anpacken?«
    Käpt’n Gillespie stützte ihre Hände auf die Oberschenkel. »Sie stellt niemanden ein.«
    Tabea zog ein Gesicht. Sie hieb auf eine Taste. Der Film machte der Grafik Platz, die auch auf dem großen Wandschirm zu sehen war: eine Grafik in allen Farben des Regenbogens und überreich an Abweichungen. Ein fliehendes Gitter aus Weißbrot, von dem purpurrote und gelbe Marmelade tropfte. INTEGRATIONSINDEX, sagte die Legende. DREHMOMENTSUBLIMATIONSFAKTOR. Für einen Augenblick wurde der große Schirm von einem sich fortschraubenden Mahlstrom aus Fraktalen überschwemmt; dann kehrte die ursprüngliche Darstellung in vier identischen Versionen zurück, jede in einem
Viertel des Schirms. Der Monitor der Steuerkonsole reproduzierte alles haargenau.
    »Tja...«, sagte Käpt’n Jute. Sie hatte eben Mister Spinner entdeckt, der seinen Dienst wieder antrat. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Ego-Einheit. »Alice?«
    »JA, KÄPT’N?«
    »Soweit alles klar mit dir?«
    »KÖNNTE NICHT KLARER SEIN, KÄPT’N.«
    »Mister Spinner? Sie übernehmen, okay?«
    Sie klingelte bereits nach dem Auto.
     
    Dodger und Tabea verließen die Brücke. Ein weiblicher Konsolenjockey, an dem sie vorbeikamen, las in einem verblassten blauen Taschenbuch. Es musste schon oft gelesen worden sein; die Seiten waren teilweise eingerissen, der Rücken gebrochen. Der Umschlag zeigte ein silbern glänzendes Mannequin, das in einer reichlich unwahrscheinlichen Positur vor den Armaturen eines antiseptisch wirkenden Aufklärers saß. Sie schob ihren außergewöhnlichen Busen vor und krümmte ihren kleinen Finger über dem Kontrollfeld. Ihr Make-up war perfekt.
    Käpt’n Jute wies mit dem Kinn auf das Buch. »Schon gelesen, Dodger?«, fragte sie ironisch. Die aufgestörte Leserin blinzelte Tabea an. »Ich wette, es ist gut«, sagte Tabea und zeigte ihre Zähne.
    »Du hast die Platte vergessen«, sagte Dodger Gillespie.
    »Ja, ich weiß«, sagte Tabea. Sie blickte genervt über die Schulter. »Ach, was soll schon passieren.«
    Zwei Schranten kamen ins Foyer. Sie gehörten offenbar zusammen. Käpt’n Gillespie erkannte die Frau sofort. Es war Soi, Tabeas Chauffeurin. Soi trug eine Schirmmütze und, passend zu Tabeas Jeans, eine blaugraue Tunika sowie Jodhpurhosen mit einem Schlitz für den Schwanz.

    Den Mann hatte Käpt’n Gillespie noch nie gesehen. Er trug ein blaues Trikot und Knautschlederstiefel; die anthrazitfarbene Weste war so unscheinbar, dass sie gepanzert

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