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Sonnenwanderer

Titel: Sonnenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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an ihr vorbei. Kenny, der Schrante, und Zoe Primrose hasteten hinterher. Kenny blickte sich nach dem Aushängeschild von Kanal 9 um, schüttelte den Kopf und schnatterte warnend.
    Geneva ignorierte ihn, wollte Tabea nachlaufen und musste sich mit einem Zoom begnügen, als die Drohnen sie und die kreischenden Fans nicht durchließen. Käpt’n Jute schüttelte Hände. »Nun, es sieht aus, als könne Käpt’n Jute es kaum erwarten, die Show zu sehen!«, erklärte Geneva ihren Zuschauern am Bildschirm. »Geneva McCann, Kanal 9!«
    Dann, mit einem ohrenbetäubenden Tusch, glitt die Tür auf und entließ eine alles und jeden verschlingende Flut an tief orangefarbenem Licht und süßlich sentimentaler Musik. Auf dickem Teppichboden segelte Käpt’n Jute in das weite Amphitheater und folgte dem sich ständig verbeugenden Oberkellner in die Arena und eine Treppe hinauf zum besten Tisch des Hauses, direkt gegenüber dem erhöhten Plateau aus Matrix, das als Bühne diente. Benachbarte Gäste erhoben sich und applaudierten. Andere steckten die Köpfe zusammen und beobachteten sie voller Neugier, als sei sie samt ihrem Tross das eigentliche Highlight des Abends.
    Der Merkur-Palast war voll besetzt heute Abend, wegen Tabea. An den Tischen saßen zahlende Gäste und rauchten Wasserpfeife und saugten am Strohhalm eines schaumigen Getränks. Ein sprechendes Gesicht näherte sich, zog sich zurück. Jemand setzte ihr ein Bier vor. Sie trank.
    Karen murrte über die Fans, die Tabeaten und die Juties. »Wenn sie wirklich um dich besorgt wären, würden sie dich in Ruhe lassen.«

    »Sie sind schon in Ordnung«, sagte Tabea automatisch. »Sie sind kein Problem.«
    Sie starrte argwöhnisch auf die leere Bühne.
     
    Die großen und bequemen Sessel verfügten über Video-Headsets. Käpt’n Jute setzte das ihre auf. Die Bühne sprang auf Armeslänge heran. Die winzigste Adjustage ließ das Gesichtsfeld durch den ganzen Merkur-Palast sausen. Sie blinzelte, setzte das Headset ab und sah sich nach ihrer Gesellschaft um. Die Mädels saßen gespannt da und ließen ihre Fantasie ins Kraut schießen. Die Schranten lümmelten an einem separaten Tisch und nippten an winzigen Gläsern mit geläutertem Wasser. Alle warfen ihr versteckte Blicke zu.
    Dann schwoll die schreckliche Musik einem noch schrecklicheren Höhepunkt entgegen, und das Licht wurde gedimmt. Kaum war es stockfinster, da flammte oben ein Scheinwerfer auf und malte ein strahlend weißes Eiland auf die Bühne. Eine körperlose Stimme hieß sie alle willkommen und kündigte ihren Showmaster an, Mr. Entertainment, den König des Merkur-Palasts, Ladys and Gentlemen, Marco Metz!
    Käpt’n Jute verschüttete ihr Bier. Dorcas lehnte sich zu ihr rüber und tätschelte Tabeas Arm. »Keine Angst. Das Ganze ist Schwachsinn, das ist alles. Ich habe gesagt, ich will es nicht wissen, und ich will es immer noch nicht, es ist absolut sinnlos. Ich verstehe nicht, was du für einen Sinn...«
    Die Worte gingen in einem stürmischen Klatschen, Kläffen und Pfeifen unter.
     
    Marco Metz war heute ein größerer Star denn je. Seine Show im Merkur-Palast war eine Institution. Es gab Leute, die sich die Show Abend für Abend ansahen. Käpt’n Jute hatte das von den
Mädels auf der Brücke und im Trivia, bevor sie sich jede Erwähnung dieses Namens in ihrer Gegenwart verbeten hatte. Sie hatte Alice angewiesen, alle Sendungen in Tabeas Nähe zu zensieren und seine Auftritte rigoros zu löschen. Seitdem wurden Sendungen durch farbige Strudel und Gitarrenklänge unterbrochen. Und jedes Mal, wenn es passierte, wurde sie unausweichlich an ihn erinnert.
    Er war in einem kritischen Zustand gewesen, als man ihn von der Venus hergebracht hatte. Tabea hatte gesehen, wie man ihn an Bord geschafft hatte, das gebrochene rechte Bein, der zerfleischte Arm und die unerfreuliche Gesichtsfarbe. Und der Mistkerl hatte ihr auch noch leidgetan. Selbst der Giftplanet hatte ihn wieder ausgespuckt.
    Noch ehe er sein Bewusstsein wiedererlangt hatte, begann sein Comeback. Kurz vor ihrer Bestattung setzte Hannah Su, seine Managerin, noch einen Vertrag mit Kanal 9 auf, der dem Sender die Exklusivrechte einräumte und als Gegenleistung die beste medizinische Versorgung an Bord verlangte. Man tüftelte noch am Geltungsbereich herum, als bereits der erste Fetzen Fleisch weggeschnippelt und die ersten Quarzimplantate eingesetzt waren.
    In seinem ersten postoperativen Interview hatte der kommende Superstar noch blass und abgezehrt

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