Sonntag bis Mittwoch
nach der es mich immer brennender verlangte.
»Ich kann beweisen, daß ich keinen von euch vor heute abend jemals gesehen habe.«
Wilby wandte sich an Jenny. »Baby, hast du mir nicht gesagt, daß Paps es war?«
»Klar«, erklärte Jenny und stand auf, »das weißt du doch.«
»Ich möchte keinen Fehler machen«, sagte Wilby. »Das wäre Paps gegenüber nicht fair.«
Es war, als redete man gegen eine Wand. Trotzdem versuchte ich es weiter: »Es gibt schließlich Tests, Blutuntersuchungen, Formalitäten.«
Wilby warf sich der Länge nach auf das Sofa und schloß die Augen. »Haste denn überhaupt Blut, Paps? Haste tatsächlich dieses rote Zeug in dir?« Er schlenkerte mit dem Arm, das Weinglas in der Hand. »Gieß mir noch mal ein, Mann, ich komm' mir vor wie in anderen Umständen.«
Bevor ich es überhaupt wußte, hatte ich ihm mit dem Fuß das Glas aus der Hand getreten. Es segelte quer durch das Zimmer, krachte gegen die Ziegelummauerung des Kamins und zerschellte. »Universität von Nebraska«, sagte Wilby träge, »Fußballstar des Jahres.«
Mein Zorn, das wurde mir klar, richtete sich ebensosehr gegen mich wie gegen Wilby und Jenny: Was, zum Teufel, stellte ich eigentlich an? In dem Bewußtsein meiner Unschuld nahm ich automatisch an, daß das Gesetz – die Vernunft – auf meiner Seite stehe. Wie oft hatte ich meine Klienten vor solchen Annahmen gewarnt?
»Willste etwa die Nachbarn aufwecken?« Wilby schnalzte mit der Zunge und gähnte dann. »Was sollen die denn denken?«
»Wilby – oder wie Sie sonst heißen –, treiben Sie es nicht zu weit!« Meine Stimme war nicht mehr zu erkennen.
»Sonst? Titelseite Daily News, Abdruck in den Londoner Zeitungen?«
Ich sah Jenny an. »Ich glaube nicht, daß sie schwanger ist.«
Sofort drückte Jenny den Magen heraus und watschelte mit hohlem Kreuz in einem plattfüßigen Entengang mit auswärts gedrehten Füßen im Zimmer herum: eine spontane, grausame und verächtliche Parodie auf alle Frauen, die jemals ein Kind getragen haben. Wilby jubelte vor Vergnügen, rollte sich auf den Bauch und hieb mit beiden Fäusten gegen das Sofapolster.
»Ich glaube es nicht«, wiederholte ich und goß mir einen frischen Drink ein, ohne auf die beiden zu achten.
»Weißte was, Paps«, rief Wilby, als Jenny sich in einen Sessel fallen ließ, »wennde Jenny und mir nich glaubst, dann hol doch 'nen Doktor her, irgend'nen Quacksalber, der kann dir alles über Oskar sagen.« Sofort dachte ich an Arnold Wilder: sein breites, sympathisches, weises Gesicht mit den gütig-traurigen Augen. Vor zwanzig Jahren hatte er Lydia entbunden.
Wieder fiel eine Tür zu. Ein weiteres Risiko, auf das ich mich nicht einlassen durfte. Selbst wenn das kleine Flittchen nicht schwanger war, würde Arnold, der an Lydia wie an einer Tochter hing, würde jeder andere Arzt selbstverständlich annehmen –
»Diesmal haste recht, Paps. Genau das würde der Doktor denken.« Es war, als könnte er meine Gedanken lesen.
Ich nahm einen ausgiebigen Schluck und holte dann tief Atem. »Na gut«, sagte ich. »Das Spiel ist aus. Wieviel?«
»Was für ein Spiel, Paps? Wieviel was?«
»Wieviel, verdammt!«
»Jenny, hör bloß, wie der Mann schäumt. Er meint, wir spielen. Glaubst du, er redet von Pinke?«
»Geld. Um wieviel haben Sie vor, mich zu erleichtern?«
Wilby zuckte die Achseln und betrachtete die Bücher in dem Regal hinter der Couch. »Wieviel haste denn?«
»Ich habe Sie schon einmal gewarnt: Treiben Sie es nicht zu weit!«
»Pinke interessiert uns nicht, Paps.« Er zog ein Buch heraus. »Wer liest denn diesen Mist? Haste nicht zufällig Nietzsche da? Oder vielleicht Kierkegaard? Haste den Dänen je begriffen?«
Ich wollte mich nicht verblüffen lassen. Noch ein Versuch. »Wenn nicht Geld, was dann?«
»Hast wirklich 'nen logischen Verstand, Paps. Bewundernswert.«
»Es ist mir völlig egal, was Sie bewundern. Wenn Sie nicht auf Geld aus sind –«
»Sie haben doch gehört, was Jenny vorhin gesagt hat. Wir haben keine Bleibe. Wir wissen nicht, wo wir unsere müden Ärsche parken können.«
»Vor wem verstecken Sie sich?«
Wilby warf mir einen Blick zu. »Paps, das ist doch langsam abgedroschen. Du enttäuschst mich. Hast wohl zuviel ferngesehen?«
Ich atmete nochmals tief ein, bekam aber nicht genug Luft. Bevor ich mich entscheiden konnte, wie ich mich zu verhalten hatte, mußte ich Bescheid wissen.
»Wie lange?«
Wilby wandte sich wieder der Lektüre zu. »Wann ist Oskar fällig,
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