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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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sondern sanft, beschwörend, fraulich.
    Ihr zuliebe? Warum sollte ich?
    »Fast jeder nimmt sie heute.« Sie streckte einen nackten Arm aus, öffnete die Faust. »Aber das habe ich schon gesagt …«
    »Brauchen Sie sie oft?«
    »Mindestens eine am Tag, meistens mehr.«
    »Warum? Ist Ihre Arbeit so schwierig?«
    »Nein«, entgegnete sie. »Wirklich nicht. Sie macht mir viel Freude.«
    »Aber?«
    »Nehmen Sie sie, bitte.«
    Ich gehorchte. Das Glas zitterte in meiner Hand. Ich schluckte die beiden Kapseln mit Wasser hinunter. Was nun? Auf leeren Magen, nach zwei Whiskys?
    »Möchten Sie wirklich wissen, warum ich sie brauche, oder fragten Sie nur um der Konversation willen?«
    Ich stellte das Glas auf meinem Schreibtisch ab, klirrend und unsicher. »Natürlich möchte ich es wissen«, log ich.
    »Sie vertreiben die Einsamkeit«, erklärte Phoebe reglos mit leiser, zögernder Stimme: »Wenigstens ein bißchen.«
    Das Telephon schrillte. Sofort verwandelte sich Phoebe wieder in die höfliche, tüchtige Sekretärin, die ihre Aufgabe kannte und sie vorzüglich erfüllte. »Entschuldigen Sie, ich habe die Anrufe auf Ihren Apparat durchstellen lassen.« Sie ging an mir vorbei, und ich roch ihr Parfum, das an Wiesen, Sommerwolken und frische Luft erinnerte. Während ich zur Couch ging – ich mußte mich unbedingt setzen! –, hörte ich, wie sie fragte: »Doktor wer, bitte?«
    Ich blieb steif, wie angewurzelt stehen. Jenny! Irgendwas war schiefgegangen. »Oh ja.«
    Aber nicht so früh. Es war erst zwanzig Minuten vor zwei.
    Durch das Dröhnen in den Ohren vernahm ich: »Mr. Wyatt ist leider in einer Besprechung. Ich bin seine Sekretärin, Miß Waldron, kann ich –«
    Doch da stand ich schon neben ihr und riß ihr den Hörer aus der Hand. »Hier spricht Adam Wyatt. Was ist los?«
    Eine mir fremde, weibliche Stimme antwortete: »Oh, Mr. Wyatt! Praxis von Dr. Wilder hier. Ich soll Ihnen ausrichten, weil Sie es sind und es dringend scheint, will er Sie nach der Sprechstunde noch sehen. Würde Ihnen sechs Uhr passen?«
    Arnold Wilder. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff. Henry. »Nein«, erwiderte ich kurz angebunden. »Unmöglich. Ein anderes Mal. Sagen Sie Dr. Wilder, ich würde mich melden, wenn ich ihn brauche. Ich werde selbst anrufen.« Ich wollte den Hörer auflegen, ließ ihn statt dessen neben der Gabel auf den Schreibtisch klappern, und während ich mich erschöpft auf meinen Schreibtischsessel sinken ließ und die Augen schloß, hörte ich, wie Phoebe den Hörer richtig auflegte. Henry. Der Teufel hole ihn!
    »Warum ruhen Sie nicht eine Weile auf der Couch, Adam?«
    Schon wieder Adam. Ich öffnete die Augen. Phoebe schaute auf mich herab: war ihr besorgter Blick echt oder berechnend?
    »Wilby läßt grüßen«, sagte ich.
    »Wilby?«
    »Jenny auch.«
    Stirnrunzelnd: »Wilby? Wilbur Birchard?«
    Nun kam es heraus. Es stimmte also, mein Verdacht wurde bestätigt. »Ja«, sagte ich schwach. »Wilbur Birchard.«
    »Ich kenne niemand mit diesem Namen, auch keine Jenny, außer einer ehemaligen Klassenkameradin in Portland, und das ist länger her, als mir lieb ist.«
    Neue Lügen. Schlau. Um die alten Lügen zu vertuschen. »Wieso schlossen Sie dann von Wilby auf Wilbur? Woher haben Sie den Namen überhaupt?«
    Phoebe regte sich nicht. Sie starrte mich unverwandt an. »Heute morgen, vor dem Mittagessen, kam Mr. Gray etwas gereizt aus Ihrem Büro und erkundigte sich, ob mir von einem Wilbur Birchard etwas bekannt sei. Mir war der Name völlig fremd. Das sagte ich ihm und daß meines Wissens keine Unterlagen existierten. Als Sie dann Wilby erwähnten, dachte ich natürlich –« Sie ließ den Satz in der Luft hängen.
    Nach einer langen Pause, während ich um Beherrschung rang und mich wieder der Lachreiz zu übermannen drohte, konnte ich mich der Logik ihres Argumentes nicht verschließen.
    »Adam –« Eine neue Bestimmtheit lag in ihrem Ton, sprach aus ihren Zügen. »Adam, ich möchte, daß Sie sich jetzt hinlegen.«
    Schon wieder Befehle! Sie möchte! Jeder kommandiert mich herum. Wilby, Jenny, Henry und nun Phoebe.
    »Warum?« fragte ich rauh. »Damit Sie sich daneben legen können?«
    Ihre Hand fuhr an den Mund, sie riß die Augen auf, und eine Falte erschien zwischen den Brauen. Als ich sie ansah, wünschte ich, ich könnte sie begehren, damit Jenny mit ihrer Anschuldigung gestern nacht nicht recht behielt. Ob Phoebes Entsetzen gespielt war oder echt, es bedurfte sicher nur eines anderen Tons – ein

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