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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Tür, ohne zu schwanken. Wie konnte ich es vergessen!
    Ohne den Kopf zu drehen, knurrte ich: »Ich habe etwas zu erledigen.« Ihre Stimme verfolgte mich: »Sie sollten sich nicht noch mehr zumuten.«
    Vielleicht hatte sie recht. Aber ich würde keinen weiteren Ehebruch begehen, nicht mit einer zweiten Frau untreu werden, nur um mir etwas zu beweisen.
    Ich blieb stehen, wandte mich um. Sie stand auf der Türschwelle meines Büros. »Ich erwarte einen Anruf von einem Mr. Smith. Schreiben Sie alles auf, und telephonieren Sie mir dann die Nachricht zu Sliker und Stewart durch.«
    Ich beobachtete ihr Gesicht. Sie verriet sich nicht.
    »Soll ich Sie während der Voruntersuchung stören?«
    »Ja. Sobald der Anruf kommt.«
    »Wie Sie wünschen, Mr. Wyatt.«
    War es möglich, daß Phoebe die Unschuld nicht nur spielte?
    »Wo ist Mr. Gray?«
    »Er wollte unten mit einem Taxi warten.«
    Ich ging.
    Auch wenn Phoebe mit Wilby und Jenny unter einer Decke steckte und ich ihr in die Falle gegangen war, konnte ich sie niemals mit der gleichen Vehemenz hassen wie Jenny. Und wenn jemals die schwache Stütze von Haß und Wut versagte, würde mich die Last meiner Schuld, an der ich bei jedem Schritt schwerer trug, zu Boden drücken.
    »Hübsch, nicht wahr?«
    Ich wandte mich vom Rückfenster des Taxis ab und schaute nach vorn.
    »Wer?«
    »Die in Gelb«, sagte Lee Gray mit einem schmutzigen Grinsen, das mich an Wilby erinnerte. Seine Stimme dröhnte mir hohl im Schädel. »Sehr hübsch.«
    »Ich finde Gelb abscheulich«, erwiderte ich und genoß Lee Grays Verblüffung.
    Er dachte wohl, ich hätte die gleiche Schwäche wie Donald Abbott. Dabei hatte ich mich lediglich vergewissern wollen, ob mir der bärtige Beatnik folgte, der mir schon zweimal im Aufzug begegnet war.
    »… konnte bisher nur eines feststellen –« Es kam von weither und schien mich nichts anzugehen. »Bei der Schauspielergewerkschaft ist kein Wilbur Birchard eingetragen.«
    Das überraschte mich keineswegs. Natürlich wieder eine Lüge. Fast drei Uhr. Selbst diese Tatsache erregte mich nicht mehr sonderlich. Das verdankte ich Phoebe und ihren Pillen. Wenn Wilby mit der Gewerkschaft gelogen hatte, dann war wohl auch die Abtreibung nur ein Phantasieprodukt. Wie angenehm, wenn man nur daran glauben könnte.
    »… habe bei der Musterungsbehörde in Columbus, Ohio, angefragt, aber damit fängt es erst an. Es gibt fast in jedem Staat ein Columbus.« Vor dem Fenster schwebten die Wagen und Taxis und Fußgänger und Gebäude in traumhaftem Farbenspiel und Zeitlupentempo vorbei. Wenn nun die Abtreibung nur als Erpressungsgrund und Einschüchterungsversuch erfunden worden war, was dann? Würden sie bei meiner Rückkehr aus der Wohnung verschwunden sein?
    »… so sicher sein, daß wir recht haben.«
    Wovon redete er? War es denn wichtig?
    »Aber eines, Adam: Wir können nicht mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, daß Mrs. Corbin ganz im Recht ist, oder? Ich gebe zu, daß Mrs. Corbin nichts Unrechtes tat, aber sie gesteht selbst ein, daß sie nervös ist und den Wagen nicht völlig in der Gewalt hatte. Die Kinder balgten sich auf dem Rücksitz herum und lenkten sie ab. Es besteht also die Möglichkeit, daß die Gegenseite auf Fahrlässigkeit plädiert. Wodurch sie haftbar wäre, dem Gesetz nach.«
    Aber das ist nicht gerecht. Meine Frau hat ihr einen Gefallen getan – »Sind Gesetze wirklich?«
    Sein Profil wandte sich mir zu, streng, was ich verschwommen wahrnahm. »Heute dreht es sich um die Frage, ob die Klägerin so beeinträchtigt worden ist, daß ihr die Geschworenen Schadenersatz zusprechen.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht«, hörte ich mich widersprechen. »Sind Gesetze wirklich?«
    Das Taxi rollte am Bürgersteig aus.
    »Vielen Dank, Mr. Gray, daß sie mich auf den kritischen Punkt aufmerksam gemacht haben.« Ich kletterte aus dem Wagen. »Aber ich habe bereits medizinische Gutachter in solchen Fällen vernommen, als Sie noch an den Klapperstorch glaubten.«
    Der Raum – mit deckenhohen Bücherregalen und einem Konferenztisch in der Mitte glich den vielen anderen, die ich im Laufe der Jahre betreten hatte, und ich schlüpfte in die vertraute Rolle, gelassen und selbstsicher – nicht verwirrt, sondern dankbar für meine Distanz den leeren Formeln gegenüber. Allgemeine Vorstellung, geschäftsmäßige Leutseligkeit, hinter der sich die Opponenten abschätzten. »Wie geht es Ihnen?«
    »Guten Tag, Mr. Stewart.« Rosiges, wachsames Lächeln, Andeutung

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