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Sonntag bis Mittwoch

Sonntag bis Mittwoch

Titel: Sonntag bis Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Hayes
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Annäherungsversuch, und Phoebe würde –
    Aber mein Ton blieb hart. »Das wollen Sie doch, oder? Das schwebt Ihnen doch schon die ganze Zeit vor?«
    Erschrecken malte sich in ihren Zügen. Hilflos huschte ihr Blick durch das Büro, vermied den meinen, und dann rannte sie hinaus, warf die Tür hinter sich zu.
    Dumpf starrte ich ihr nach. Mein Herz ging schwer. War das Impotenz – kein Begehren, keine Erregung? Schwerfällig stand ich auf und schwankte auf die Couch zu. Woher sollte ich wissen, was Impotenz ist? Ich hatte mir noch nie darüber Gedanken gemacht; es war nie nötig gewesen. Bei Phoebe, nicht wahr? Der guten, alten Phoebe Waldron? Er kannte ihren Namen. Und er wußte mehr über mich, als er ohne Hilfe von dritter Seite erfahren haben konnte.
    Mit einem gallebitteren Geschmack im Mund und zugeschnürter Kehle erwachte ich, als mich eine Hand sanft an der Schulter rüttelte. Ich rollte auf den Rücken, mit schmerzenden Muskeln, und sah verschwommen Phoebes Gesicht über mir.
    »Es ist Zeit«, sagte sie behutsam, »aber Sie sollten wirklich nicht gehen. Ich habe Ihre Stirn angefühlt, Sie fiebern.«
    Gehen? Wovon sprach sie? Ich hatte niemals zuvor in den zwanzig Jahren im Büro geschlafen.
    »Könnten Sie es nicht Mr. Gray überlassen?«
    Ich schaute auf die Uhr: neunzehn Minuten vor drei. Na, dann hatte ich über eine Stunde geschlafen. Langsam richtete ich mich auf. Mein Blut rann schwerfällig durch die Adern, und Phoebes Stimme klang weit entfernt.
    »Jeder reagiert anders auf diese Pillen. Ich hätte Sie warnen sollen. Aber wahrscheinlich hat Ihnen die Ruhe gutgetan, vor der Voruntersuchung.«
    Voruntersuchung? Drei Uhr. Corbin. Hatte ich es tatsächlich vergessen? Ich versuchte, aufzustehen, schaffte es jedoch nicht.
    Arzt-Arzt sagt morgen. Drei Uhr.
    »Adam –«
    »Ja?« Den bleiernen, benommenen Kopf in die Hände vergraben, die Augen geschlossen.
    »Ich habe über das nachgedacht, was Sie vorhin sagten. Was Sie mir vorwarfen, wissen Sie noch?«
    Nein. Ich hatte so vieles gesagt. Es schien bereits lange her.
    »Daß ich mich zu Ihnen legen wollte.« Und als ich erinnernd aufblickte, sah ich ihr an, daß sie sich in der vergangenen Stunde mit nichts anderem beschäftigt hatte. »Nun, Sie hatten recht. Ich habe es mir schon immer gewünscht. Seit fast drei Jahren. Ich hatte keine Ahnung, daß Sie es wußten.«
    Nichts hatte ich gewußt – nichts auch nur geahnt. Ich stand auf. Ich hatte es nicht gemerkt und konnte es noch immer nicht glauben. Und wollte es auch nicht.
    »Aber nur, wenn Sie auch wollen«, fuhr sie gleichmütig und offen fort. »Verstehen Sie? Nur, wenn Sie mich brauchen.« Ihr Kinn wirkte entschlossen, und sie fingerte an einem Knopf der Bluse herum. »Sie haben sich etwas verändert, aber Sie waren schon immer der gütigste Mensch, den ich kenne. Rücksichtsvoll und behutsam – und ich dachte immer, es läge an Ihrer Stärke. Aber … jetzt sind Sie nicht stark. Doch das macht mir nichts aus. Wichtig ist nur, daß Sie mich jetzt vielleicht brauchen –« Das stand nicht zur Debatte, aber die Anspielung hing zwischen uns in der Luft.
    Mir war, als gelte dies alles nicht mir, sondern einem Wildfremden. Dann sprach sie weiter, diesmal leise und aufgeregt. »Lassen Sie mich Mr. Gray zur Voruntersuchung schicken. Und ich bringe Sie nach Hause.« Sie hob den Blick. »Ich kümmere mich um Sie. Ich will nichts, nur bei Ihnen sein. Sie brauchen mich. Jeder braucht einen Menschen.«
    Das stimmte. Sie hatte den wunden Punkt berührt. Ich brauchte einen Menschen.
    »Schauen Sie sich doch an. Ich weiß nicht, was passiert ist, und will es auch gar nicht wissen. Doch, ich möchte schon, aber ich werde nicht fragen. Sie glühen und können sich kaum auf den Beinen halten. Oh, ich hätte Ihnen nicht zwei geben sollen. Bei einem Kater. Oh, Adam.« Ich brauchte jemanden, und sie wußte nicht, was geschehen war, sie war nicht daran beteiligt. Wie konnte ich sie nur verdächtigt haben?
    »Wenn Sie wollen, könnten wir auch in meine Wohnung gehen.« Ihre Wohnung? Wo ich unter Beweis stellen könnte, daß Jenny letzte Nacht unrecht hatte.
    »Sie könnten sich den ganzen Nachmittag ausruhen.«
    Ausruhen. Und sich nicht ausmalen, was um drei Uhr in irgendeiner Arztpraxis oder einem schäbigen Hinterhaus irgendwo in der Stadt vorgehen sollte.
    »Alles, Adam, was Sie wollen.«
    Nun war es heraus: das, was sie wirklich bezweckte, das Geständnis ihrer Rolle in dem Kesseltreiben! Ich erreichte die

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