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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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ihn mal anrufen – anscheinend ist er ein sehr erfolgreicher Ohrenarzt. Aber, Jane-Herzchen …«
    Das hatte mich schließlich in meiner Entscheidung endgültig bestätigt.
    Als die Männer von der Umzugsfirma meine Biedermeierkommode durch die Tür trugen, hatte Vivienne eine
Teilniederlage – aber wirklich nur eine Teilniederlage – eingestanden. »Wir werden es ein paar Monate versuchen, Jane-Herzchen. Und wenn es nicht funktioniert, kannst du deine Wohnung untervermieten und zurückkommen.«
    Egal, wie sehr ich meine neue Situation hassen würde – zurück zu meiner Mutter stand nicht zur Debatte. Nicht einmal, wenn ich jeden Abend beim Einschlafen einsam in mein Kissen würde weinen müssen. Es würde immer noch mein Kissen in meiner Wohnung sein, und niemand würde hereinspaziert kommen und mich fragen, welche Ohrringe zu welchem Kleid passten.
    Schließlich hatte Vivienne beschlossen, auf ihre Art das Beste daraus zu machen. Als ich zwei Wochen auf Geschäftsreise gewesen war, hatte sie meine neue Wohnung völlig renovieren lassen. Bei der Rückkehr in meinen kleinen Privathafen waren Wohn- und Schlafzimmer weiß in weiß gestaltet, genau wie ihre Wohnung. Die Küche, die ich ausschließlich benutzte, um mitgebrachtes Essen aufzuwärmen, war wie eine Restaurantküche ausgestattet: Profiherd, Warmhalteherd, zwei Spülmaschinen, Kühlschrank mit Glastür und hübscher Anzeige. Ein einsamer Becher fettfreier Jogurt schimmerte durchs Glas.
    Ich war viel zu überwältigt gewesen, um die Umgestaltung rückgängig zu machen. Doch ich hatte ihr meine persönliche Note hinzugefügt – mit einem Foto von meiner Mutter, meinem Vater und mir, als ich noch sehr klein gewesen war. Wir standen in Griechenland vor dem Parthenon und lächelten sogar. Waren wir wirklich so eine glückliche Familie gewesen, wenn auch nur für einen Tag? Oder einen Augenblick? Der Glaube daran gefiel mir.

    Also hatte ich das Foto gleich in den vorderen Flur gehängt. Meine Mutter hatte es sofort bei ihrem nächsten Besuch entdeckt. »Ich würde dir eine meiner weniger wertvollen Picasso-Zeichnungen geben, damit du sie statt dieses sentimentalen Mülls hier aufhängst«, hatte sie mit gerümpfter Nase gesagt.
    Jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, lächelte ich das Foto an.
    Aber nicht an diesem Abend.
    Ein bisschen angespannt von den Bellinis im Babbo, verletzt von Hughs ständiger Gedankenlosigkeit und geplagt von dem schlechten Gewissen, zu viel gegessen zu haben, schaltete ich im Flur das Licht ein und blickte auf diese glückliche Familie vor dem Parthenon. Aus irgendeinem Grund gelang es mir nicht, mich besser zu fühlen.
    Der Anrufbeantworter im Schlafzimmer sagte mir, ich hatte drei Nachrichten. Ich drückte die Abspieltaste. Komm schon, Hugh. Mach die Sache wieder gut. Sag mir, dass du im Krankenhaus bist. Muntere mich auf.
    Â»Jane-Herzchen, wo, um alles auf der Welt, steckst du? Bist du da – und hörst zu? Geh ran, Schatz. Komm schon, geh ran. Mir ist gerade etwas völlig Geniales eingefallen …«
    Ich drückte die Löschen-Taste und hörte mir die nächste Nachricht an.
    Â»Dies ist eine Erinnerung vom The Week Magazine. Ihr sechsmonatiges Gratisabonnement …«
    Wieder die Löschen-Taste.
    Die letzte Nachricht. Sie stammte von meiner alten Mitbewohnerin aus der College-Zeit.

    Â»Jane, hier ist Colleen. Sitzt du gerade?«
    Ja, auf der Bettkante, wo ich mir vorsichtig die Schuhe auszog.
    Â»Also, ich habe echt ungewöhnliche Neuigkeiten. Ich heirate wieder. Nachdem Dwight und ich uns haben scheiden lassen, dachte ich, ich würde nie wieder jemanden kennenlernen oder haben wollen. Aber Ben ist toll. Ehrlich. Ich schwör’s. Warte, bis du ihn kennenlernst. War nie verheiratet und arbeitet hier in Chicago. Die Hochzeit ist am zwölften September, und du musst als Brautjungfer dabei sein. Ich versuch’s morgen noch mal bei dir. Hoffe, bei dir ist auch alles in Ordnung. Ach ja, ich schreibe wieder Kurzgeschichten. Hurra! Ich hoffe, dir geht’s gut.«
    Ich freute mich für Colleen, ehrlich. Sie hatte ihr ganzes Leben nur schreiben und eine Familie haben wollen, jetzt bekam sie in beiden Fällen eine neue Chance. Ja, hurra! Und wie ich mich für sie freute. Echt. Na ja …
    Ich ging ins Badezimmer, entfernte Lidschatten und Mascara mit einem von diesen

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