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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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»ölfreien Hyperallergen-Augenpads« und wusch mir das Gesicht mit Cawell-Massey-Mandelseife – »Wenn sie gut genug für Jackie Kennedy war, ist sie auch gut genug für dich«, hatte meine Mutter gesagt.
    Dann ging ich ins Bett, schaltete meinen Laptop ein und begann, mir Notizen für den Vertrag zu meinem Film zu machen. Ich würde sie noch an diesem Abend Viviennes Anwalt schicken, der daraus einen juristisch hieb- und stichfesten Vorschlag an Karl Friedkin basteln würde.
    Eine Stunde später klappte ich den Laptop wieder zu. Ich war viel zu müde, um noch einen vernünftigen Gedanken
auf die Reihe zu bekommen, und hoffte, meine Notizen ergaben einen Sinn. Ich stand auf und ging barfuß durch die Wohnung. In der Küche schenkte ich ein Glas Wasser ein, das meine Mutter aus Schweden hatte anliefern lassen. Nach mehreren anständigen Schlucken kribbelten meine Finger vor Verlangen. Ich stellte das Glas ab.
    Jane, sei stark.
    Ich blickte zu den Schranktüren unterhalb der Landhaus-Steinspüle.
    Streckte die Hand aus.
    Geh nicht hin, Jane. Tu das nicht.
    Ich öffnete die Schranktür unter der Spüle.
    Du blickst in den Abgrund. Tritt zur Seite! Es ist noch nicht zu spät!
    Ich kniete mich nieder. Und da ich mich auf eine Anbetung vorbereitete, war dies die passende Stellung.
    Ich griff hinter die Topfreiniger, hinter das Spülmittel, hinter die Scheuermilch zu meinem geheimen Vorrat an Doppelkeksen. Auf der Schachtel stand: »Nur für den Notfall!« Genau. Dieser Abend wies alle entscheidenden Merkmale eines Notfalls auf.
    Langsam aß ich vier Doppelkekse, genoss jeden Bissen, die perfekte Kombination aus Schokoladenteig und süßer, cremiger Füllung.
    Nachdem ich mein Ritual beendet hatte, ging ich wieder ins Schlafzimmer.
    Mit zwei weiteren Doppelkeksen in der Hand.
    Sie waren weg, noch bevor ich den Kopf aufs Kissen sinken ließ.

FÜNFZEHN
    M ichaels Wohnung lag in SoHo, einem seiner Lieblingsviertel von New York City. Oder vielmehr von allen Städten. Wie seine Kollegen verfügte auch er über ein gewisses Maß an freiem Willen und konnte die meisten Entscheidungen selbst treffen. Er brauchte nur seine Arbeit zu erledigen, eine Mission zu erfüllen – als imaginärer Freund für Kinder. Die Arbeit war gar nicht schlecht. Manchmal sprach er es laut aus: »Ich liebe meine Arbeit.«
    Trotzdem genoss er die Pausen zwischen zwei Aufträgen, zwischen zwei Kindern. Es ließ sich nicht sagen, wie lange die Pause dauern würde, weswegen er gelernt hatte, aus jedem Tag das Beste herauszuholen, im Moment zu leben, all das zu tun, wovon die Leute gerne redeten, besonders im Fernsehen, das sie aber oft nicht umsetzen konnten.
    An diesem Abend kam er gegen elf nach Hause, völlig aufgewühlt, weil er Jane gesehen hatte – die erwachsene Jane. Es war ein großer Schock für ihn gewesen. Jane Margaux. Puh.
    Als Michael auf dem Weg in den dritten Stock den zweiten Treppenabsatz erreichte, spürte er, wie die Treppe von Rockmusik vibrierte. Kein Zweifel, aus welcher Wohnung sie stammte: oben aus der von Owen Pulaski.

    Owen Pulaski. Michael war sich nicht sicher, was er von diesem rücksichtslosen, unbekümmerten, flegelhaften Mann, der nicht erwachsen werden wollte, halten sollte. Klar, er war freundlich, offen, immer bemüht. Als Michael im dritten Stock ankam, begrüßte Owen gerade zwei Frauen an seiner Wohnungstür. Die Frauen waren groß, schlank und unmenschlich prachtvolle Wesen, und sie hatten über das gelacht, was Owen ihnen gerade erzählt hatte. Owen war fast einsneunzig groß und kräftig, und seinem jungenhaften Lächeln konnte man, wie Michael vermutete, nur schwer widerstehen.
    Â»Mikey, komm rein und feiere mit. Wenn du nein sagst, bin ich beleidigt«, rief Owen quer über den Flur.
    Â»Danke, danke, aber ich bin heute Abend ziemlich fertig«, wehrte sich Michael, doch Owen war bereits auf ihn zugekommen und legte seinen Arm um ihn.
    Â»Das ist Claire De Lune, und das ist Cindy Two«, stellte Owen die beiden Augenweiden vor. »Sie studieren an der Columbia – ich glaube Columbia. Sie sind ziemlich gute Studentinnen und arbeiten nebenher als Models. Meine Damen, das ist Michael. Prima Kerl. Er ist Chirurg im New York Hospital.«
    Â»Ich bin nirgendwo Chirurg«, stellte Michael klar, als er in Owens volle, laute, überhitzte Wohnung gezogen

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