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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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ausfällt. Zu deiner Kritik über meine Kleidung werde ich mich nicht äußern, weil ich entscheide, was ich anziehe, und ich bin weder an deiner Meinung noch an der von jemand anderem interessiert.« Außer an der von Michael. »Und weißt du, was, Mutter? Ich glaube, ich sehe toll aus.«
    Meine Mutter starrte mich an, als wären mir Fühler gewachsen. Sie stammelte und stotterte vor sich hin, bis sie sich umdrehte und davonstürmte. Zuerst knallte meine Bürotür, dann die von ihrem Büro am Ende des Flurs.
    Â»Wäre das dann alles?«, fragte MaryLouise.
    Â»Ich denke, wir sind mit allem durch.«

EINUNDVIERZIG
    W as war los mit ihm? Genauer gesagt: Was war los mit ihm und Jane?
    Michael stieg in die Dusche und drehte das Wasser, anders als sonst, so heiß wie möglich. An diesem Tag würde er sich mit Jane treffen. Er war nervös, aufgeregt, glücklich und irgendwie ängstlich. Alles gleichzeitig. Einen solchen Gefühlswirrwarr hatte er bisher nicht erlebt, und es war ihm nicht wohl dabei. Lange blieb er unter der Dusche stehen, dann band er sich ein Handtuch um die Hüften und wischte den beschlagenen Spiegel ab.
    Nachdem er dieses Gesicht, das er im Spiegel nicht wiedererkannte, mit Rasierschaum eingeseift hatte, begann er, sich mit einem der super-leistungsstarken Rasierer mit fünf Klingen zu rasieren.
    Und dann passierte es. Etwas, das ihm noch nie zuvor passiert war. Das Undenkbare.
    Er schnitt sich beim Rasieren. Zum allerersten Mal.
    Blut sickerte aus der Stelle neben seinem Kinn und vermischte sich mit dem weißen Schaum.
    Er starrte darauf wie auf ein Wunder, als würde plötzlich Wasser aus einem Felsen sprudeln oder als würden fünftausend Menschen mit Brot und Fisch gespeist werden. Als er sich fertig rasiert hatte, wusch er sein Gesicht
ab und klebte ein kleines Stück Toilettenpapier auf die blutende Stelle.
    Unglaublich! Ein Pflaster aus Toilettenpapier! Auch das eine Neuheit für ihn.
    Er zog sich irgendwas Sauberes an und trat hinaus in den Flur. In dem Moment, als er sich umdrehte, schlich sich Patty, die Kellnerin aus dem Olympia, aus Owens Wohnung. »Hallo, Michael«, grüßte sie und wurde auf altmodische Weise rot. »Hast du dich beim Rasieren geschnitten?«
    Â»Hey, Patty. Ja, sieht wüst aus, nicht?«
    Â»Stimmt. Äh, ich muss los … meine Mutter passt auf Holly auf. Meine Tochter. Ich muss sie zur Schule bringen und dann los zur Arbeit in die Pfannkuchenfabrik.«
    Â»Sei vorsichtig da draußen«, sagte er. Er wollte auf Owens Wohnungstür zeigen und sagen: »Sei vorsichtig da drin«, tat es aber nicht.
    Patty grinste. »Polizeirevier Hill Street. Die Sendung fand ich immer geil. Das hat der Sergeant immer gesagt, oder? Bis später, Michael.« Er folgte Patty die Treppe hinunter, doch als er auf die Straße trat, war sie bereits fort. Hoffentlich ging es ihr gut. Er fühlte sich irgendwie für sie verantwortlich. Vielleicht war das falsch.
    Schließlich konzentrierte er sich auf seinen eigenen Tag.
    Er hatte keine Ahnung, was er an diesem Vormittag tun sollte, doch er wusste, Jane war ein Teil davon.
    Â»Ich habe mich beim Rasieren geschnitten!«, sagte er laut und fing sich ein paar komische Blicke von Passanten ein. »Ich denke, du solltest besser aufpassen.«

ZW EIUNDVIERZIG
    N ormalerweise – sofern man das so nennen konnte – frühstückte er mit »Freunden«. Doch an diesem Tag musste er Jane wiedersehen und mit ihr reden. Zumindest noch ein letztes Mal. Also wagte er sich in das Gebäude, in dem sie arbeitete, was ihm ursprünglich wie eine tolle Idee, jetzt aber wie ein großer Fehler vorkam, ein Fehler aus einer Reihe von vielen. Was tat er hier? Was hoffte er zu erreichen?
    Â»Guten Morgen.« Die Empfangsdame von ViMar Productions riss ihn aus seinem Dämmerzustand. »Sie sind sicher Schauspieler, oder? Möchten Sie nur Ihre Bewerbung abgeben?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Wieso fragen Sie mich das?«
    Â»Ã„h, haben Sie heute schon in den Spiegel geschaut?«
    Er überlegte, was er erwidern sollte, als ein beängstigendes Bild aus der Vergangenheit hinter der Empfangsdame durch die Schwingtür kam.
    Es war Vivienne, das lebende Zeugnis der Schönen Künste der plastischen Chirurgie. Welche Unsummen an Geld hatte sie auf den Tisch geblättert, um ihre Haut derart straffen zu lassen? Apropos

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