Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
Vom Netzwerk:
einem unserer Lieblingsläden aus alten Zeiten halt, das Li-Lac Chocolates an der Eighth Avenue. Ich war so glücklich, dass der Laden noch existierte. Wir nahmen Schokotrüffel. Michael sagte, es sei für »nach dem Mittagessen«. Ich erwiderte, er könne mir nicht mehr sagen, was ich zu tun habe, und schob mir – ebenso wie er sich – rasch ein Stück in den Mund, noch bevor wir den Laden wieder verlassen hatten.
    Â»Musst du mir alles nachmachen?«, fragte ich.
    Â»Das ist die ehrlichste Form des Schmeichelns.«
    Wir gingen über die Hudson Street und betraten einen Laden, in dem es nur wunderbare, alte, schmiedeeiserne Spardosen zu kaufen gab. Wie die, bei der man einem Hund eine Münze in den Mund legt und einen Knopf drückt, woraufhin der Hund die Münze mit der Zunge einem Jongleur in die Hand schnippt.
    Â»Diese Spardose kostet neunhundertfünfundneunzig Dollar«, rief Michael.
    Â»Geld spielt keine Rolle«, erwiderte ich großspurig. »Hättest du sie gerne?«
    Â»Gib nicht so an, reiches Mädchen«, sagte er, aber mit liebevollem Blick. Plötzlich zog er mich mitten im Laden in seine Arme und hielt mich fest, ohne ein Wort zu sagen. In diesem Moment wusste ich genau, was ich in meinem Leben wollte: dieses Gefühl, dieses Glück, diese Umarmung.

    Wir aßen in einem entzückenden französischen Restaurant zu Mittag, das sich schlicht »French Restaurant« nannte. Bei Hühnchen mit Pommes frites und Wein unterhielten wir uns so locker, als wäre dies die natürlichste Sache der Welt. Wir. Zusammen zu sein als Mann und Frau. Oder als Frau und das, was Michael war. Ein Engel?
    Wir hatten ein ganzes Leben aufzuholen. Ich erzählte Michael von meinen vier Jahren in Dartmouth, wo ich der einzige Mensch gewesen war, der sich geweigert hatte, Ski zu fahren. Er lachte, als ich gestand, dass ich in der Prüfungswoche einer religiösen Sekte beigetreten war – den Weight Watchers.
    Â»Du brauchst die Weight Watchers nicht«, sagte Michael. »Du siehst toll aus. Das hast du schon immer getan. Weißt du das nicht?«
    Â»Ehrlich gesagt, nein. Das war mir nie klar.«
    Alles erzählte ich Michael nun doch nicht. Ich erzählte ihm zwar die besten Geschichten darüber, wie es war, für Vivienne zu arbeiten, erwähnte aber nicht den Erfolg des Bühnenstücks Dem Himmel sei Dank über ein kleines Mädchen und ihren imaginären Freund, das zufällig auf der Geschichte von Michael und mir basierte. Oder dass wir einen Film darüber drehen wollten.
    Als ich Michael endlich dazu brachte, sich zu öffnen und über sich zu reden, war er nicht nur auf charmante Weise bescheiden, sondern auch diskret. Er erzählte mir ein bisschen von seinen Lieblingsaufträgen der vergangenen Jahre. Zwillingsjungs in Nord-Carolina, die Tochter einer Senatorin in Oregon, ein paar fürchterliche Geschichten
über einen frühreifen Jungen, der bereits als Schauspieler arbeitete und von dem ich sogar gehört hatte.
    Â»Ich habe eine Menge Fragen über diese Sache mit dem ›Freund‹«, sagte ich.
    Â»Leider habe ich nicht viele Antworten darauf. Du ahnst nicht, wie gerne ich welche hätte.«
    Die Antwort war nicht befriedigend, doch wahrscheinlich die einzige, die ich bekommen würde. Schließlich fragte ich Michael etwas Persönliches, das ich unbedingt wissen wollte. »Hattest du jemals was mit einer Frau? Beziehungsmäßig?«
    Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und zuckte mit den Schultern. »Ich treffe Menschen«, antwortete er, ohne genau auf meine Frage einzugehen. »Ich mag Menschen, Jane. Alle Arten von Menschen.«
    Â»Und ich wette, sie mögen dich.«
    Michael schien sich nicht unwohl zu fühlen. Er kam mir nur, hm, reserviert vor. Und natürlich geheimnisvoll.
    Michael ergriff meine Hand. »Unternehmen wir was. Egal, was.« Und er schnippte mit den Fingern, um ein Taxi anzuhalten.

VIERUNDVIERZIG
    E s war gleichgültig, was wir an diesem Tag unternahmen. Wir hätten Gräben ziehen können und wären begeistert gewesen.
    Doch wir taten etwas viel Besseres: Wir fuhren auf Rollschuhen durch den nördlichen Central Park, wo die Wege glatt und nur wenige Leute unterwegs waren. Wir flogen wie Engel über den Beton, kurvten knapp um Jogger, Radfahrer und Spaziergänger mit ihren bellenden Hunden herum. Und die ganze Zeit über war ich

Weitere Kostenlose Bücher