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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Gardenie einatmete, war ich wieder den Tränen nahe.
    Michael fühlte sich so warm und vertraut an, als er, ohne zu antworten, meinen Arm nahm.
    Wir gingen weiter die Park Avenue entlang. Ich versuchte, den Abschied hinauszuzögern, indem ich immer langsamer ging. Doch das Unvermeidliche ließ sich nicht vermeiden, und schließlich standen wir vor meinem Haus.
    Â»N’Abend, Miss Margaux«, grüßte Martin. »Oh, und … N’Abend, Sir.« Martin blickte Michael an, als hätte er ihn schon einmal gesehen, doch das war nicht möglich.

    Ich verging fast bei dem Wunsch, Michael nach oben zu bitten, aber das wäre zu aufdringlich, zu anmaßend, zu Vivienne gewesen. Noch komischer als die plötzliche Stille zwischen uns war unser höflicher Handschlag. Aber ich konnte nicht zulassen, dass Michael so einfach in die Nacht verschwand.
    Â»Michael, ich muss dich das fragen«, platzte ich heraus. »Es tut mir leid, aber ich muss. Wirst du wieder weggehen?«
    Michael schwieg einen Moment. Der Druck, der sich in mir aufbaute, war kaum auszuhalten. Ich hatte Angst, meine Ohren würden gleich platzen. Dann ergriff Michael erneut meine Hand und lächelte freundlich.
    Â»Wir sehen uns morgen, Jane. Ich … ich vermisse dich schon jetzt.«

NEUNUNDDREISSIG
    I ch hatte das undeutliche Gefühl, dass es früher Morgen und ich kurz vor dem Aufwachen war. Und dass sich etwas in meinem Leben drastisch geändert hatte. Dann erinnerte ich mich an Michael und riss meine Augen weit auf. Bitte, lieber Gott, lass es keinen Traum sein, betete ich im Stillen.
    Ich hatte Angst, mein Kopf könnte wie Glas zerbrechen, als ich mich zum Nachttisch drehte. Dort stand meine weiße Gardenie, die Michael mir am Abend zuvor geschenkt hatte.
    Ich berührte sie, um sicherzugehen, dass sie echt war – sie war es -, setzte mich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Es war kein Traum gewesen!
    So fühlt sich Glück an, dachte ich. Die Energie, das unausweichliche Lächeln. So ist es, wenn man sich auf den Tag freut, wenn man glaubt, es könnte etwas Schönes passieren. Es war ein neues und ganz anderes Gefühl.
    In der Küche schenkte ich mir zunächst ein großes Glas Orangensaft ein, dann widmete ich mich meinem aufdringlich blinkenden Anrufbeantworter. Um keinen Herzinfarkt zu bekommen, drückte ich lieber die Abspieltaste.
    Â»Jane, ich bin’s. Was soll ich sagen. Es tut mir schrecklich
leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Die Sache in Brooklyn macht mir echt zu schaffen. Ruf mich an und …«
    Löschen.
    Â»Jane-Herzchen, ich denke, es war etwas rücksichtslos von dir, nicht zum Mittagessen zu kommen. Ich kam nicht dazu, dir deinen Kuss zu geben. Und weißt du, Karl Friedkin ist lebenswichtig für …«
    Löschen.
    Â»Jane-Herzchen, ich habe gerade über die vierte Szene in Dem Himmel sei Dank nachgedacht. Ich weiß nicht, welchen Hollywood-Schreiberling du engagiert hast, der das Drehbuch …«
    Löschen.
    Auch die restlichen neun Nachrichten waren mir egal. Löschen.
    Anschließend nahm ich eine Dusche, drehte aber, mal anders als sonst, das kalte Wasser stärker auf. Die Wasserstrahlen prickelten auf meiner Haut, brachten mein Blut in Wallung. Ich fühlte mich lebendig. Als ich mich abtrocknete, mied ich ausnahmsweise nicht den Blick in den Ganzkörperspiegel. Na, so schlimm sah ich gar nicht aus – frische, rosige Haut, dichtes, gesundes Haar. Hatte ich Übergewicht? Quatsch, nein. Ich hatte eine üppige Figur, weibliche Rundungen. So sehen Frauen eben aus, sagte ich mir.
    Ich schlüpfte in helllila Seidenhöschen und ging zum Schrank. Ich wusste bereits, dass ich nicht wie üblich einen schwarzen Rock und ein schwarzes T-Shirt anziehen würde.

    Ich entschied mich für meine weiche, bequeme, verblasste Lieblingsjeans, dazu die weiße Bluse, mit der ich mich immer wohlfühlte. Um die Hüfte schnallte ich mir einen alten Cowboy-Gürtel.
    Jetzt war ich sorgenfrei und glücklich und hatte vielleicht zum ersten Mal seit meinem achten Lebensjahr das Gefühl, in meiner eigenen Haut zu stecken.
    Bevor ich die Wohnung verließ, um ins Büro zu gehen, roch ich noch einmal an der Gardenie und steckte mir meinen neuen Diamantring an den Finger.

VIERZIG
    H ier sind deine Nachrichten. Hier ist dein Kaffee. Und dieses Presslufthammergeräusch sind die Absätze

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