Sophie und der feurige Sizilianer
heim?“
Heim? Nachdenklich schaute Marco zu der imposanten Renaissancefassade empor. Zum Glück wies sie keine offensichtlichen Schäden auf.
Würde er es fertigbringen, die Schatten zu vertreiben, die seine missglückte Ehe in den alten ehrwürdigen Mauern hinterlassen hatte? Das verlangte auf jeden Fall mehr als einen frischen Anstrich.
„Zunächst liegt mir daran, den Palazzo wieder … bewohnbar zu machen“, antwortete er zurückhaltend.
Alberto nickte verständnisvoll. Zu verständnisvoll für Marcos Geschmack. Mitleid ertrug er nicht, selbst wenn es von einem alten Freund kam.
„Ich muss nur noch jemanden finden, der versteht, was dieses Gebäude verdient.“
Jemanden, der so fühlte wie er, was die Integrität und Einmaligkeit des Palazzos betraf. Jemanden mit Talent und Leidenschaft – um meinen Mangel in dieser Hinsicht zu kompensieren, gestand er sich ehrlich, wenn auch widerstrebend ein.
Abrupt wandte er sich wieder dem Mann an seiner Seite zu. „Und natürlich muss ich eine neue Hauswirtschafterin einstellen. Glaubst du, Natalia hätte Interesse?“
Beide Männer dachten daran, dass Allegra, während Marco für ein paar Tage geschäftlich unterwegs war, Natalia eigenmächtig durch einen französischen Küchenchef ersetzt hatte. Nach seiner Rückkehr hatte Marco ihn auf der Stelle wieder entlassen. Doch Natalia zur Rückkehr in den Palazzo zu bewegen, erwies sich als unmöglich.
„Nicht, solange diese Frau dort wohnt“, hatte Albertos Frau standhaft erklärt.
Allegra revanchierte sich für die Bevormundung ihres Mannes, wie sie es nannte, indem sie sich fortan betrunken in der Öffentlichkeit zeigte oder sich halbnackt im Streit mit einem jungen Barkeeper auf dem Rücksitz eines Taxis ablichten ließ. Auf diese Weise weitete sich ihre ohnehin katastrophale Ehe zu einem zähen Kräftemessen aus, bei dem es nur Verlierer gab.
„Könnte schon sein, dass sie Interesse hätte“, lautete die Antwort.
Als er Albertos breites Grinsen sah, spürte Marco, wie sich etwas von der Spannung löste, die ihm das Atmen so schwer machte. Noch einmal holte er tief Luft und zog den Schlüssel aus der Tasche.
Seine strikte Anordnung hatte gelautet, dass während seiner Abwesenheit niemand den Palazzo betreten und irgendetwas anrühren dürfe. Und wie es aussah, hatte man sich daran gehalten. Über allem lag ein grauer Schleier aus Staub, und während Marco in den einst so prächtigen Räumen herumwanderte, sank seine Stimmung beträchtlich.
Hat es hier schon immer so düster und deprimierend ausgesehen? fragte er sich, während er einen schweren Samtvorhang zurückzog, um Tageslicht einzulassen. Die plötzliche Helligkeit ließ die Stockflecken an Decke und Wänden nur noch stärker hervortreten, und Marco stieß einen unterdrückten Fluch vor Ärger über sich selbst aus.
Er verließ den Palazzo und trat wieder hinaus ins wärmende Sonnenlicht und an Albertos Seite, der wie selbstverständlich auf ihn gewartet hatte. Noch einmal versicherte er seinem Verwalter, dass er entschlossen sei, wieder Licht und Leben in die alten Mauern zu bringen.
„Alles, was ich brauche, ist jemand, dem ich in dieser Sache vertrauen kann“, erklärte er.
Anfangs hielt er es für kein Problem, die richtige Person oder Firma zu finden, die seinen Wünschen entsprach. Doch nach einer Woche intensiven, aber vergeblichen Suchens fühlte sich Marco längst nicht mehr so optimistisch. Wie es aussah, musste er seine Recherche ausdehnen.
Plötzlich erinnerte er sich an einen Bekannten, der den letzten Sommer in London verbracht und ihm von einem Interieurstudio vorgeschwärmt hatte, das sein Penthouse-Apartment enorm aufgemöbelt hatte, wie er es nannte. Spontan griff Marco zum Handy, um seiner PA die wenigen Informationen weiterzugeben, an die er sich erinnerte. Nicht eine Sekunde zweifelte er daran, dass sie in der Lage war, seinen Auftrag trotzdem zu seiner Zufriedenheit auszuführen, denn sie war die perfekte Chefsekretärin.
Bis auf eine kleine Einschränkung, falls man es überhaupt so nennen durfte. In wenigen Tagen würde sie ihn verlassen, um ihren Mutterschaftsurlaub anzutreten …
3. KAPITEL
Wieder einmal hatte Sophie es nicht geschafft, das Designstudio vor acht Uhr abends zu verlassen. Natürlich war ihr bewusst, dass sie es mit ihrer strengen Arbeitsmoral übertrieb und von den anderen gnadenlos ausgenutzt wurde.
Und was tust du dagegen?fragte sie sich frustriert.
Es war eine gute Frage, die sie jedoch bis
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