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Sophies Kurs

Titel: Sophies Kurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Greenland
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Vertrauen zu mir«, rief ich, und Tränen schossen mir in die Augen. Ich haßte Tränen. »Ihr Auftrag auf dem Mars betraf mich, nicht wahr?«
    Er antwortete nicht.
    »Nicht wahr?« schrie ich ihn an. Ich hörte, wie Captain Andreas in seiner Trunkenheit von vorn laut eine Beleidigung rief und rauh lachte. Ich spann meinen Faden weiter. »Warum haben Sie es nicht getan? Sie halten sich doch für einen so großen Künstler. Warum haben Sie nicht getan, wozu man Sie geschickt hat, und uns allen damit den ganzen Ärger erspart?«
    »Sie kennen die Gründe«, antwortete er verletzt und aufgebracht.
    »Sie wollten es mir nicht sagen«, wütete ich. »Wenn Sie wirklich auch nur für einen Penny besorgt um mich gewesen wären, hätten Sie mir gleich alles gesagt.«
    »Ich habe es versucht. Ich dachte, Sie hätten verstanden. Doch als ich das Gegenteil feststellte, hatte ich keinen Mut mehr dazu.«
    Mir wurde plötzlich klar, daß er mir die Wahrheit sagte. Er prahlte nicht, noch verstellte er sich, sondern gab einfach zu, daß er versagt hatte, was ihn ganz offensichtlich schmerzte. Und irgendwie ließ ich es dann zu, daß er zu mir kam und die Arme um mich legte. Ich schluckte hart, und mein Herz begann zu rasen. »Mir nichts zu sagen diente sicher auch nur meinem Schutz, nicht wahr?« Ich atmete schwer und machte mich in seinen Armen steif. Wie sehr ich mich doch über ihn ärgerte, wie sehr ich mich über alles ärgerte!
    »Ja.« Seine Arme hielten mich weiter umfangen, denn ich schien ja keine Anstalten zu machen, mich von ihm zu lösen.
    »Nein, Sir, ich bitte Sie. Sie haben nicht mich geschützt, sondern nur sich selbst.« Panik befiel mich, ich verstand nicht, wieso ich nicht versuchte, mich von seiner Umarmung zu befreien. Ich mußte es versuchen –ich wußte nicht, was geschehen würde, wenn ich es nicht versuchte.
    Statt dessen redete ich weiter: »Sie schleppen mich nach Io, Sie reden davon, mich zu beschützen ...«
    »Ich konnte nicht anders«, sagte er. Ich spürte seinen warmen Körper so dicht an meinem. Mir fiel wieder ein, was ich empfunden hatte, als wir tanzten.
    »Ich wußte keinen anderen Weg. Ich wußte nicht, wie ich mich in Ihrem Fall bei Gefahr verhalten sollte. Gefahr ist mir – wie sagen Sie doch gleich? – zur zweiten Natur geworden.
Dunque,
ich habe Sprünge gemacht wie ein Hund, der keinen Verstand hat«, beschuldigte er sich selbst und schlug sich mit der flachen Hand vor den Kopf. »Aber ich bin nicht mehr, was ich einmal war«, erklärte er. »Sie haben mich verändert. Durch Sie werde ich zu einem besseren Menschen werden.«
    Er war nahe daran, in Tränen auszubrechen. Er hielt mich in seinen Armen und machte mir mit seiner sanften, leisen Stimme Versprechungen. In seinen wunderschönen Augen standen Tränen. Jeden Moment mußten sie sich lösen und mein Gesicht benetzen.
    »Und auch Sie«, fuhr er fort, »sollten Ihre Schande hinter sich lassen.«
    Jetzt reichte es. »Welche Schande?« rief ich und machte mich von seinen Armen frei. »Nur weil Sie wollen, daß man Ihnen verzeiht, müssen Sie nicht gleich erwarten, daß auch ich das tue. Ausgerechnet Sie müssen mir etwas über Schande erzählen«, rief ich grimmig. »Sie erwähnen mit keinem Wort, daß Sie vorhatten, mich zu töten. Und kaum haben Sie es mir gestanden, erwarten Sie gleich, daß ich Ihnen verzeihe, und wagen es, von meiner Schande zu reden. Sie sind auch nicht besser als Papa! Ich würde Sie am liebsten über Bord werfen und Captain Andreas bitten, das verdammte Schiff zum Mars zurückzusegeln.«
    Draußen auf dem Deck kamen die Trippelschritte von Mr. Caspar näher. Er tauchte vor dem Bullauge auf, gestikulierte wild in die Dunkelheit hinaus und verschwand dann wieder in die Takelage. Auch er wußte, daß es höchste Zeit war, von hier abzusegeln.
    Bruno kniete mitten in der Luft und streckte die Arme nach mir aus. »Lassen Sie mich Ihr Schutzschild sein gegen alle Welten«, rief er. »Denn ich habe einen Plan. Geben Sie mir etwas Zeit, um mich selbst zu finden, sobald die Strömung umschlägt. Dann werde ich Sie an einen sicheren Ort bringen und für Sie den verwünschten Brief holen.« Er lächelte starr.
    Ich fühlte, wie das Schiff leise bebte.
    »Das hätten Sie sich vorher überlegen sollen. Wenn Sie glauben, ich würde irgendwo herumsitzen und auf Sie warten, haben Sie sich geirrt.«
    Seine Miene entspannte sich leicht, zeigte aber auch ein wenig Trauer – meinetwegen. »Sie waren so allein ...«
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