Sophies Kurs
danke der Nachfrage.«
Der Ophic läuft leicht bläulich an. »Eigentlich sprach ich von der Gesundheit seiner Lordschaft.«
Captain Thrace dämmert es, daß der Steward Lord Lychworthy meint. »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?« brummt er irritiert.
Der Steward hat Angst vor Lord Lychworthy. Er ist einer der mächtigsten Männer im Universum, und einer der ungemütlichsten dazu. Schon sein Vater war sehr launisch, ebenso sein Großvater, aber dieses Mannes Mißfallen zu erregen ist gefährlich. Er befreit sich von unzuverlässigem Personal, wie andere Menschen sich von Stechmücken befreien. Seine Verwandten haben das unangenehme Talent, auf merkwürdigen Trips in irgendwelche obskuren Ecken des Universums zu verschwinden. Mit seiner Schnauze zupft der Steward die Kante eines zerlesenen Exemplars des
Telegraph
gerade.
Obwohl er genau weiß, wie spät es ist, wirft Captain Thrace einen Blick auf die Reihe von Uhren an der Wand.
»9.39 Uhr, Sir«, sagt der Steward und sammelt auf seinem leeren Tablett die benutzten Tassen ein.
»Vielen Dank«, antwortet Captain Thrace steif und verdreht dabei vergeblich den Kopf in alle Richtungen.
Hoffnungsvoll tätschelt der Steward den Stiefel des Captains mit seiner großen Pfote. Der Captain macht einen erschrockenen Satz. »Ein Kännchen Tee, Sir?« fragt der Steward.
»Nein. H'rrumph ... nein, vielen Dank, Steward.«
Die Reinigungssklaven schleppen einen Roboter herbei, der ihnen helfen soll. Irgendein Witzbold hat ihm mit Tinte ein komisches Gesicht aufgemalt. Aus seinen Gelenken quälen sich winzige Dampfwolken hervor.
Der Steward wird bleich und schürzt verzweifelt die Lippen seiner Schnauze. »Vielleicht ein Schinkensandwich?« schlägt er vor.
»Danke, nichts«, lehnt der Captain ab – lauter als notwendig. Er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Über Zeitungsränder hinweg richten sich Blicke auf ihn.
Der Steward zögert immer noch. Seine warzige Haut verfärbt sich langsam zu einem schmutzigen Gelb, sieht aus wie eine unreife Satsuma. »Es wäre aber vernünftig zu frühstücken, Sir«, argumentiert er.
Der Captain schließt verzweifelt die Augen. »Ja, sicher ... hump harrumph ..., danke. Aber ich habe schon etwas gegessen.« Was sonst, zum Teufel, sollte er auch sagen?
Es stimmt nicht, denkt Captain Thrace, als der kleine Kerl schließlich davonstampft, daß Ophic unterwürfig sind. Weit gefehlt: Sie neigen dazu, sich einzumischen und irgendwelche Dinge zu tun, während man nicht hinsieht. Es liegt nun mal in ihrer Natur, zu trösten und Ratschläge zu geben. Das ist so ihre Art. Sie wollen, daß alle gut gelaunt sind, ihre Artgenossen wie all die anderen auch.
Captain Thrace hat keine gute Laune. Er ist nicht gerade das, was man einen umgänglichen Mann nennt. Und sein Job trägt kaum dazu bei, ihm Wohlbehagen zu vermitteln. Statt dessen bereitet er ihm mehr Ärger und Verdruß, als er sich während der Zeit bei der Handelsmarine je hätte träumen lassen. Und im Aeryie hat er sich noch nie wohlgefühlt.
Arthur Trace gehört nicht zu den Raumfahrern, die grundsätzlich alle Piloten hassen. Er hat einige prima Burschen unter ihnen kennengelernt, Männer, die er bewundert, Männer ohne Flausen im Kopf. Man kann sie nicht alle über einen Kamm scheren. Aber weil niemand ohne ihre Hilfe weitere Strecken segeln kann, machen sie, was sie wollen – ganz besonders unter ihrem momentanen Hochmeister. Sie gewöhnen sich Allüren an, glauben, ihnen allein gehöre der Aether. Zumindest einige von ihnen. Wie zum Beispiel die Burschen dort drüben in der Ecke, die eine Huka rauchen und sich gestenreich unanständige Geschichten erzählen. Und gerade kommt so ein Bursche daher, ein Franzose mit einem Leibsklaven, einem dunkeläugigen kleinen Marsjungen in einer Seidenrobe. Der Franzose führt ihn an einer Leine.
Captain Thrace wendet den Blick ab. Nein, der Aeryie ist, weiß Gott, nicht nach seinem Geschmack.
Erneut schaut Captain Thrace zu den Uhren hinüber. Plötzlich glaubt er den Zeitdruck körperlich zu spüren, wie den Druck dieses giftigen Atmosphärengemischs hier.
Der Page taucht auf und schüttelt den Kopf. »Tsch'ah!« niest der Captain laut und verursacht damit ein unwilliges Zeitungsrascheln. Unfähig, noch eine Sekunde länger ruhig zu sitzen, greift er nach seiner Mütze und setzt sie auf, zieht den Sichtschutz tief in die Stirn und arretiert ihn im Nacken. Mit einem knappen, ungeduldigen Nicken in Richtung des Stewards marschiert er
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