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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Carnegie
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wie sich meine Träume und Zukunftspläne und die Arbeit von Jahren in Luft auflösten. Folgendes war geschehen:
    Als ich Anfang dreißig war, beschloss ich, nur noch Romane zu schreiben. Ich wollte ein zweiter Frank Norris oder Jack London oder Thomas Hardy werden. Mir war es so ernst, dass ich für zwei Jahre nach Europa reiste – wo man in der Inflationszeit mit Dollars billig leben konnte. Ich blieb also zwei Jahre in Europa und schrieb mein ganz großes Meisterwerk und nannte es Der Blizzard . Der Titel passte wie angegossen, denn die Aufnahme, die das Buch bei den Verlegern fand, war so eisig wie der schlimmste Schneesturm, der je über die Ebenen von Dakota geheult hat. Als mein literarischer Agent mir erklärte, dass der Roman schlecht sei, dass ich kein Talent besitze, keine Begabung zum Romanschreiben, setzte mein Herzschlag beinahe aus. Wie im Traum verließ ich sein Büro. Ich war betäubt, als hätte mir der Agent mit einem Stock auf den Kopf geschlagen. Ich war völlig durcheinander. Dann wurde mir klar, dass ich an einem Scheideweg angekommen war und einen unendlich bedeutungsvollen Entschluss fassen musste. Was sollte ich tun? Wie sollte ich mich entscheiden? Wochen vergingen, ehe ich aus meiner Betäubung wieder auftauchte. Damals hatte ich noch nichts von dem Grundsatz gehört, man solle bei seinen Sorgen und Ängsten eine bestimmte Grenze ziehen. Doch wenn ich jetzt zurückblicke, erkenne ich, dass ich genau nach diesem Grundsatz handelte. Ich schrieb die zwei Jahre, die ich über dem Roman geschwitzt hatte, als das ab, was sie waren – eine großartige Erfahrung –, und kehrte zu meiner alten Arbeit zurück. Ich organisierte wieder Abendkurse für Erwachsenenbildung, unterrichtete und schrieb in meiner Freizeit Biographien – Biographien und Sachbücher wie das, in dem Sie jetzt lesen.
    Bin ich heute froh über meinen damaligen Entschluss? Nicht nur froh! Jedes Mal, wenn ich daran denke, könnte ich vor Freude durch die Straßen tanzen. Ich kann ehrlich sagen, dass ich nicht einen Tag, nicht eine Stunde bedauerte, kein neuer Thomas Hardy geworden zu sein.
    An einem Abend vor hundert Jahren, während eine Zwergohreule im Wald an der Küste von Walden Pond schrie, tauchte der Schriftsteller Henry Thoreau seinen Gänsekiel in die selbst gemachte Tinte und schrieb in sein Tagebuch: «Der Preis einer Sache ist die Menge dessen, was ich Leben nenne, die ich im Austausch dafür früher oder später hergeben muss.»
    Anders ausgedrückt – wir sind Dummköpfe, wenn wir für etwas zu viel bezahlen, und zwar mit Lebensqualität.
    Doch genau dies taten Gilbert und Sullivan. Sie konnten auf der Bühne eine heitere Welt entstehen lassen mit heiterer Musik, aber sie hatten bedauerlich wenig Ahnung, wie sie ihr eigenes Leben etwas heiterer gestalten konnten. Sie schufen einige der bezauberndsten Musicals, die die Welt je entzückten, wie zum Beispiel Der Mikado . Privat dagegen ärgerten sie sich grün und blau. Sie verbitterten sich das Leben wegen einer Lappalie – wegen des Preises für einen Teppich! Sullivan bestellte einen neuen Teppich für das Theater, das die beiden gekauft hatten. Als Gilbert die Rechnung sah, ging er in die Luft. Sie stritten vor Gericht darüber und redeten ihr ganzes Leben kein Wort mehr miteinander. Wenn Sullivan die Musik zu einem neuen Musical komponiert hatte, schickte er Gilbert die Noten mit der Post. Und Gilbert schrieb den Text und schickte ihn an Sullivan. Einmal mussten sie gemeinsam vor den Vorhang treten, jeder stand in einer Ecke der Bühne und verbeugte sich in eine andere Richtung, damit sie sich nicht ansehen mussten. Sie besaßen nicht genug gesunden Menschenverstand, um bei ihren Hassgefühlen eine bestimmte Grenze zu ziehen, wie Präsident Lincoln dies zum Beispiel konnte.
    Als einmal während des Bürgerkriegs ein paar seiner Freunde über seine schlimmsten Feinde schimpften, sagte Lincoln: «Eure Hassgefühle sind viel persönlicher und stärker als meine. Vielleicht hasse ich diese Leute auch gar nicht so sehr. Ich habe nie geglaubt, dass sich das lohnt. Der Mensch hat nicht die Zeit, sein halbes Leben mit Streitereien zu vergeuden. Wenn jemand mit seinen Angriffen auf mich aufhört, wärme ich das nie wieder auf.»
    Ich wünschte, eine alte Tante von mir – Tante Edith – wäre so wenig nachtragend gewesen wie Lincoln. Sie und mein Onkel Frank bewirtschafteten eine mit Hypotheken belastete Farm, auf der eigentlich nur Kletten wuchsen. Die Erde war

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