Sorge dich nicht - lebe
Sprengstoff aufpassen! Allein schon der Gedanke, auf Tausenden von Tonnen TNT zu stehen, genügt, dass einem Keksvertreter das Mark in den Knochen gefriert. Nur zwei Tage lang wurde ich geschult. Und was ich da lernte, erfüllte mich nur noch mit mehr abgrundtiefem Entsetzen. Meinen ersten Auftrag werde ich nicht vergessen. An einem trüben, kalten, nebligen Tag bekam ich am offenen Pier von Caven Point in Bayonne, New Jersey, meine Befehle.
Ich wurde nach Laderaum fünf meines Schiffes geschickt. Dort unten sollte ich mit fünf Schauerleuten arbeiten. Sie hatten kräftige Rücken, aber von Sprengstoff keine Ahnung. Und sie verluden Fliegerbomben, jede einzelne hatte eine Tonne TNT – genug, um den ganzen alten Kahn in die Luft zu jagen. Diese Fliegerbomben wurden an zwei Kabelschlingen heruntergelassen. Unaufhörlich dachte ich: Wenn nun eins von den Kabeln abgleitet – oder zerreißt! O Gott! Was hatte ich Angst! Ich zitterte buchstäblich. Mein Mund war trocken. Die Knie wurden mir weich. Mein Herz klopfte zum Zerreißen. Aber ich konnte nicht weglaufen. Das war Fahnenflucht. Ich würde degradiert, meine Eltern wären entehrt – und vielleicht würde ich sogar erschossen. Ich konnte nicht weglaufen. Also blieb ich da. Ich starrte bloß auf die Hafenarbeiter, die fröhlich und sorglos die Fliegerbomben verluden. Das Schiff konnte jeden Augenblick in die Luft fliegen. Kaltes Entsetzen packte mich. Nach einer Stunde oder mehr begann sich mein gesunder Menschenverstand etwas zu regen. Ich redete auf mich ein wie auf ein kleines Kind. ‹Hör mal!›, sagte ich zu mir. ‹Du fliegst also jeden Augenblick in die Luft! Na und? Du wirst es überhaupt nicht merken. Es geht ganz schnell. Besser als an Krebs zu verrecken. Sei kein solcher Idiot! Du kannst nicht ewig leben! Du musst es durchstehen – oder du wirst erschossen. Da kannst du deine Arbeit genauso gut gern machen!›
So ungefähr redete ich stundenlang auf mich ein. Und allmählich beruhigte ich mich. Schließlich gelang es mir, meine Angst loszuwerden und das Unvermeidliche zu akzeptieren.
Diese Lektion werde ich niemals vergessen! Immer wenn ich versucht bin, mir wegen irgendetwas Sorgen zu machen, das ich wahrscheinlich doch nicht ändern kann, zucke ich mit den Achseln und sage mir: ‹Denk nicht mehr dran!› Es funktioniert – sogar bei einem Keksvertreter!» Hurra! Lassen wir den Keksvertreter von der Pinafore hochleben, dreimal hoch und noch einmal hoch!
Abgesehen von der Kreuzigung Jesu ist die berühmteste Sterbeszene der Geschichte der Tod von Sokrates. Noch in zehntausend Jahren werden die Menschen Platos unsterbliche Beschreibung lesen und bewundern – eine der schönsten und bewegendsten Stellen der ganzen Literatur. Gewisse Athener, die auf den alten barfüßigen Sokrates eifersüchtig waren und ihn beneideten, logen sich eine Anklage gegen ihn zusammen und brachten ihn vor Gericht. Er wurde zum Tode verurteilt. Als der freundliche Wärter Sokrates den Schierlingsbecher reichte, sagte er: «Nimm leicht, was sein muss!» Sokrates tat es. Er sah dem Tod mit einer Gelassenheit und Ergebung entgegen, die schon ein Hauch des Göttlichen durchwehte.
«Nimm leicht, was sein muss!» Jene Worte wurden 399 Jahre vor Christi Geburt ausgesprochen. Aber unsere geplagte alte Welt hat sie heute notwendiger denn je.
«Nimm leicht, was sein muss!»
Ich habe praktisch jedes erreichbare Buch, jeden Artikel gelesen, der auch nur im Entferntesten mit der Bekämpfung von Angst und Sorgen zu tun hatte … Möchten Sie wissen, was ich für das Beste halte, das ich bei der ganzen Lektüre fand? Nun, hier ist es zusammengefasst in einem Vers von 23 Worten, Worte, die Sie und ich uns an den Badezimmerspiegel kleben sollten, so dass wir jedes Mal, wenn wir uns das Gesicht waschen, auch alle Sorgen und Ängste aus unseren Gedanken waschen können. Dieses wunderbare Gebet verfasste Dr.Reinhold Niebuhr:
Gott gebe mir Gelassenheit,
hinzunehmen, was nicht zu ändern ist.
Mut, zu ändern, was ich ändern kann.
Und Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.
Hier also Regel vier zu dem Thema, wie man mit der Gewohnheit bricht, sich Sorgen zu machen, ehe man selbst daran zerbricht:
Akzeptieren Sie das Unvermeidliche!
10
Limitieren Sie Ihre Sorgen
Würden Sie gern wissen, wie man an der Börse viel Geld machen kann? Nun, da geht es Ihnen wie Millionen anderen Menschen – und wenn ich die Antwort wüsste, könnte ich dieses Buch für 10 000 Dollar pro Exemplar
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