Sorge dich nicht - lebe
und dann knieten wir nieder und beteten. Noch heute höre ich die Stimme meines Vaters, wie er in dem einsamen Farmhaus in Missouri die Worte sprach, die Jesus gesprochen hatte – Worte, die wieder und wieder gesprochen werden, solange der Mensch diesen Idealen nachlebt: «Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen.»
Mein Vater versuchte, nach diesen Worten von Jesus zu leben, und sie verliehen ihm einen inneren Frieden, den Kaiser und Könige dieser Erde nur selten fanden.
Wenn Sie eine geistige Haltung entwickeln wollen, die Ihnen Glück und Frieden bringt, dürfen Sie Regel zwei nicht vergessen:
Versuchen wir nie, mit unseren Feinden abzurechnen, denn wir würden uns selbst mehr wehtun als ihnen. Machen wir es wie General Eisenhower: Verschwenden wir nicht eine Minute mit Gedanken an Menschen, die wir nicht mögen.
14
Wenn Sie dies beherzigen, ärgern Sie sich nie mehr
über die Undankbarkeit der andern
Kürzlich traf ich in Texas einen Unternehmer, der vor Empörung völlig außer sich war. Man hatte mich gewarnt, dass er mir gleich in den ersten fünfzehn Minuten alles haargenau erzählen werde. Das tat er auch. Der Vorfall, über den er sich ärgerte, lag schon elf Monate zurück, doch er kochte immer noch. Er konnte von nichts anderem reden. Er hatte seinen 34 Angestellten zu Weihnachten eine Gratifikation von zusammen 10 000 Dollar gegeben – ungefähr 300 Dollar für jeden –, und kein Mensch hatte sich bei ihm bedankt. «Ich bedaure», sagte er bitter, «dass ich ihnen auch nur einen Cent gegeben habe.»
«Ein wütender Mensch», sagt Konfuzius, «ist immer voll Gift.»
«Ein wütender Mensch», sagt Konfuzius, «ist immer voll Gift.» Dieser Geschäftsmann war so voll Gift und Galle, dass ich ihn ehrlich bedauerte. Er war ungefähr sechzig. Nun haben die Lebensversicherungsgesellschaften errechnet, dass wir im Durchschnitt nicht mehr länger leben als zwei Drittel der Differenz zwischen unserem jetzigen Alter und achtzig. Wenn der Mann Glück hatte, würde er also noch vierzehn oder fünfzehn Jahre leben. Doch er hatte bereits fast eines der wenigen ihm noch verbleibenden Jahre mit Bitterkeit und Empörung über ein Ereignis verschwendet, das längst vorbei war. Er tat mir Leid.
Statt in Selbstmitleid zu baden, hätte er sich lieber fragen sollen, warum er keinen Dank erhielt. Vielleicht mussten seine Mitarbeiter zu viel arbeiten und wurden zu schlecht bezahlt. Vielleicht dachten sie, dass eine Weihnachtsgratifikation kein Geschenk sei, sondern etwas, das ihnen zustand. Vielleicht war er so kritisch und unzugänglich, dass keiner Lust hatte oder keiner es wagte, sich bei ihm zu bedanken. Vielleicht glaubten sie, er habe ihnen die Gratifikation gegeben, weil die Steuer sowieso die meisten Gewinne schluckte.
Andrerseits waren seine Angestellten vielleicht egoistisch, gemein und unhöflich. Vielleicht dies, vielleicht das. Ich weiß nicht mehr über den Fall als Sie. Aber ich weiß, was der englische Schriftsteller Dr.Samuel Johnson einmal sagte: «Dankbarkeit ist die Frucht feinster Bildung. Beim gewöhnlichen Volk findet man sie nicht.»
Das ist der springende Punkt: Jener Geschäftsmann machte den menschlichen und bedauerlichen Fehler, Dankbarkeit zu erwarten. Er kannte eben die menschliche Natur nicht.
Wenn Sie jemand das Leben retten, erwarten Sie dann, dass er Ihnen dankbar ist? Sicherlich – aber Samuel Leibowitz, der ein bekannter Strafverteidiger war, ehe er Richter wurde, bewahrte 78 Menschen vor dem elektrischen Stuhl! Wie viele, glauben Sie, haben ihn aufgesucht und sich bedankt – oder sich die Mühe gemacht, ihm wenigstens zu Weihnachten eine Postkarte zu schreiben? Wie viele? Raten Sie … ja, genau – keiner.
Jesus heilte zehn Leprakranke an einem einzigen Nachmittag – und wie viele bedankten sich bei ihm? Nur einer. Sie können es im Lukasevangelium nachlesen. Als Jesus seine Jünger fragte: «Wo sind die andern neun?», waren die geheilten Aussätzigen alle davongelaufen. Verschwunden ohne Dank! Ich möchte Ihnen eine Frage stellen: Warum sollten Sie und ich – oder jener Unternehmer in Texas – mehr Dank erwarten für unsere kleinen Gefälligkeiten als Jesus?
Und wenn es um Geld geht, ist die Sache sogar noch viel hoffnungsloser. Der amerikanische Großindustrielle Charles Schwab erzählte mir, dass er einmal einem Bankkassierer geholfen habe, der auf dem Aktienmarkt mit Geldern
Weitere Kostenlose Bücher