Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt
Stimmung, zwei Extramahlzeiten in meinem Hotelrestaurant zu ordern. Ich war ziemlich zuversichtlich, dass Fahrer und Assistent es bis zum Morgen am Taxistand aushalten würden. Am nächsten Tag erreichten wir Chandigarh. Nach dem Abschied fuhren die beiden ohne ein Dankeswort davon. Das war vor zwanzig Jahren, aber ich bezweifle, dass eine solche Fahrt heute anders abliefe.
Cecilie Skog, Jahrgang 1974, war als erste Frau an beiden Polen und den sieben höchsten Gipfeln der Kontinente (Seven Summits). Im Januar 2010 vollendete die Norwegerin nach 70 Tagen die erste Durchquerung der Antarktis nur mit Muskelkraft – ohne Unterstützung durch Windsegel oder ähnliche Hilfsmittel.
Fast hätte ich im Jahr 2006 mit meinen Begleitern Rolf Bae und Per Henry Borch die kürzeste Nordpolexpedition aller Zeiten erlebt. Es fehlte nicht viel, und unser Ausflug wäre schon in der ersten Nacht zu Ende gewesen. Wir waren an unserem Startpunkt auf Ellesmere Island. Um bei einer Temperatur von minus 51,7 Grad Schnee zu schmelzen, wollten wir unseren Kocher im Zelt anwerfen. Der wird mit extrem leicht entzündlichem Heptan betrieben, in seinem Tank war fast ein Liter Treibstoff. Weil jedoch eine Gummidichtung eingefroren war, leckte der Tank, und nach und nach verteilte sich flüssiges Heptan auf unseren drei Matten auf dem Boden. Wir merkten davon nichts, wegen der Kälte konnten wir es nicht riechen.
Plötzlich gab es eine Explosion. Der ganze Boden brannte, einen halben Meter hoch loderten die Flammen. Wie die Irren sprangen wir aus dem Zelt. Per und ich schafften es als Erste durch die einander gegenüberliegenden Ausgänge, wobei Pers Wimpern und Augenbrauen Opfer der Flammen wurden. Rolf, der als Letzter herauskam, schaffte es irgendwie, die brennenden Matratzen in den Schnee zu werfen und so das Zelt zu retten. Leider fing dabei seine Hose Feuer, doch im Schnee konnte er die Flammen ersticken.
Im Zelt selber – unserem einzigen – war wie durch ein Wunder nur das Moskitonetz verbrannt. Nachdem wir uns alle von dem Schrecken erholt hatten, reparierte Rolf mit Gaffa-Klebeband seine Hose. Die hat er dann noch die nächsten zwei Monate getragen.
Jean Beliveau, Jahrgang 1955, brach im August 2000 im kanadischen Montréal auf, um zu Fuß um die Welt zu laufen. Im Februar 2011 erreichte er nach mehr als 70 000 Wanderkilometern und Touren durch Afrika, Europa und Asien wieder die Ostküste seines Heimatlandes.
Als ich im Juli 2003 in dem winzigen Dörfchen Swellendam in Südafrika ankomme, ist es bereits dunkel. Da ich nicht weiß, wo ich unterkommen soll, beschließe ich, bei der örtlichen Polizeistation um einen Schlafplatz zu bitten. Auf der Wache muss ich erst einmal warten, weil der Beamte noch einen anderen Besucher abfertigt. Dann hört er sich meine ungewöhnliche Bitte an. Er bringt mich zu einer Gefängniszelle im hinteren Teil des Gebäudes. Leider müsse er die Türen immer verschließen, das sei Vorschrift, sagt der Polizist. Nachdem er mich also eingesperrt hat, geht er nach vorne und verschließt außerdem noch die schwere Metalltür der Station.
Hier bin ich nun also eingekerkert, um mich herum sind drei Betonwände und ein Gitter aus schweren Eisenstäben. Die Ausstattung besteht aus einem Betonbett und einer Toilette aus Edelstahl, die furchtbar stinkt. In der Nachbarzelle ist auch jemand untergebracht.
Ich schlafe trotz allem wie ein Stein und wache erst auf, als der nächste Tag längst begonnen hat. Als ich meinen Schlafsack zusammenrolle, öffnet der Polizist die Tür und fragt, ob ich bereit zum Aufbrechen bin. Ich bitte noch um eine Viertelstunde, um zu packen. Er geht also wieder weg, diesmal verschließt er nur die Außentür der Wache. 30 Minuten vergehen, eine Stunde – langsam gerate ich in Panik. Ich blicke mich um, suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Eine der Wände hat ein Drahtgitter als Fenster, und ich sehe draußen Polizeibeamte herumlaufen. Ich brülle hinaus: »Hey! Lasst mich raus! Ich bin kein Häftling! Ich habe hier nur übernachtet. Ich bin ein Kanadier, der um die Welt läuft. Bitte, lasst mich raus!«
Ob es an meinen absurd klingenden Worten liegt oder daran, dass ich schlicht zu leise bin – es kommt keine Reaktion. Ich rufe noch einmal, diesmal begleitet von der Stimme des Gefangenen nebenan, der natürlich auch rauswill.
Nach mehr als eineinhalb Stunden kann ich endlich den Polizisten ausmachen, der mich eingeschlossen hat. Seine Schicht scheint zu Ende zu sein, er macht
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