Sorry, Ihr Hotel ist abgebrannt
Bekanntschaften: Wenn mir ein Anhalter freundlich zuwinkte, nahm ich ihn mit und holte mir so für einige Stunden bis Tage Unterhaltung an Bord. So lernte ich unter anderem Gary (Schauspieler aus Tasmanien), Russ und Mark (Haschschmuggler aus Cheshire) und Beate (Krankengymnastin aus dem Saarland) kennen. Und blieb ich mit dem Mitsubishi mal wieder liegen, war sich kein Neuseeländer zu schade, mir zu helfen.
So auch im Fall der streikenden Ölpumpe: Bei unserem Zwangsstopp an der Westküste verbrachten Gary und ich zunächst einen netten Abend. Wir schlugen unsere Zelte am Meer auf und entfachten am Strand ein Feuer. In dieser am dünnsten besiedelten Region Neuseelands dauerte es bis zum nächsten Vormittag, bis sich ein Pick-up näherte. Der nette Farmer ließ sich eine Flasche mit Motoröl abkaufen – und die Fahrt zum nächsten Schrauber in Greymouth war gesichert.
Längst hatte sich die »Scheußlichkeit« ihren Zweitnamen »Katastrophenkarre« verdient. Vor allem Reifenpannen waren ihre Spezialität, viermal ging einem der Räder die Luft aus. Beim Radwechsel wurde ich Profi und konnte mir mit dem immer routinierter wirbelnden Kreuzschlüssel durchaus Respekt bei meinen Anhaltern verschaffen. Was dabei von Vorteil war: Der alte Mitsubishi lief noch auf Gummischläuchen, die wie beim Fahrrad einfach mit einem Klebeflicken repariert werden konnten – wenn ich erst mal mit dem eigentlich viel zu kleinen Reservereifen in eine Werkstatt gehoppelt war.
Weniger gelassen erlebte ich einen Abstecher auf einen spektakulären Aussichtspunkt unter dem knapp 1 800 Meter hohen Mount Arthur. Die Steigung der Graham Valley Road hatte ich komplett unter-, die PS des Mitsubishis deutlich überschätzt. Serpentine für Serpentine erklommen wir im ersten Gang die extrem enge Bergstraße, unter den Rädern der rutschende Schotter, rechts der klaffende Abgrund. Eine Kehrtwende war nicht möglich, Rückwärtsfahren schien mir lebensgefährlich. Schweißgebadet (ich) und mit kochendem Kühlwasser (Mitsubishi) erreichten wir den Parkplatz – dort erwartete uns eine Armada an Geländewagen mit Allradantrieb.
Als schließlich auch noch der Kühlwasserbehälter leckschlug, war ich mit Finanzen, Urlaub und Geduld fast schon am Ende. Für die letzten paar hundert Kilometer war die Lösung eine Rückbank voller Wasserflaschen und ein Auffüllstopp alle 50 Kilometer. Um den Motor zu kühlen (Tipp eines britischen Anhalters), drehte ich die Heizung auf volle Pulle, und das bei eh schon 30 Grad Außentemperatur. Da half nur eines: Arm aus dem offenen Fenster hängen und jeden Gedanken an Ökobilanz und Energieverschwendung unterdrücken.
In Christchurch wanderte die »japanische Scheußlichkeit« alias »Katastrophenkarre« dann in die nächsten Backpackerhände. Der neue Eigentümer wirkte richtig glücklich. Immerhin verfügte sein wirklich günstiges, goldenes Urlaubsauto über eine nagelneue Ölpumpe, rundum geflickte Reifen und einen Kühlwasserbehälter, dessen Leck bereits wieder zugerostet war.
Antje Blinda
Kapitel 13
Navi-Pannen
Lemminge am Lenkrad
»Sie können Menschen umbringen, wenn Sie Anweisungen wie diese geben«, ruft der Aufnahmeleiter verzweifelt, als Yoda beim Einspielen von Navi-Hinweisen wiederholt seiner eigentümlichen Grammatik folgt: »Links du abbiegen musst.« In dem Werbevideo eines Herstellers für Navigationsgeräte spielt der winzige, großohrige Jedi-Meister aus »Star Wars« immer wieder auf die Kultserie an: »Falsch abgebogen du bist, zur dunklen Seite.«
Doch auch ohne Yodas kreative Sprachkonstruktionen können Navigationsgeräte Autofahrer verwirren – denn mit dem Einschalten des GPS-Geräts scheinen einige ihren gesunden Menschenverstand auszuschalten. »Manche Leute sind leicht zu überzeugen und befolgen die Anweisungen, egal ob die Ehefrau oder ein Computer sagt, wo es langgeht«, sagte der britische Psychologie-Professor Cary Cooper dem »Mirror«. Manche gäben gerne die Kontrolle ab und ließen sich von dem durch das Navi vorgegebenen Pfad selbst von Verbotsschildern nicht ablenken.
Ein gewisses Lemming-Verhalten legten auch die Protagonisten der folgenden wahren Begebenheiten an den Tag – vielleicht folgten sie aber auch dem Bonmot von Dieter Bohlen: Der Berufsmacho hat einmal behauptet, die Stimme seines Navigationssystems sei die einzige Frau, auf die er höre.
Falsches Fahrzeug: Gleise sind doch zum Fahren gemacht, dachte sich wohl ein Autofahrer in Baden-Württemberg.
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