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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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weggetreten. Sie hat alles erwartet, nur nicht Tamaras Enttäuschung. Sie will reagieren, sie will sich erklären, als mit Verzögerung bei ihr ankommt, was Tamara am Anfang gesagt hat.
    – Was meinst du damit? Was hätte ich auch tun sollen?
    – Er wollte, daß wir die Leiche verschwinden lassen, sagt Kris.
    – Daß ihr was ?
    – Er hat es verlangt, Frauke, er hat - - -
    – Kris, er ist ein verdammter Mörder. Wie konntet ihr auf einen Mörder hören?
    Ihre Freunde sehen sie schweigend an. Ihre Augen wirken müde und ausgebrannt. Keiner gibt Frauke eine Antwort, also fährt sie fort:
    – Wir müssen das hier und jetzt beenden und mit der Polizei sprechen. Kommt das bei euch an? Wir müssen ihn aufhalten, bevor er sich das nächste Opfer sucht.
    – Und was willst du der Polizei erzählen?
    – Was passiert ist.
    – Und was ist passiert, Frauke? Willst du erzählen, wie Wolf in eine verlassene Wohnung reinmarschiert ist, um sich bei einer Frau zu entschuldigen, die an eine Wand genagelt war? Willst du ihnen die Beweise zeigen? Was sind das für Beweise? Ein Brief, eine Mail-Adresse und eine Handynummer, die wahrscheinlich nicht mehr funktioniert. Was denkst du, was dein Kumpel von der Kripo dazu sagen wird? Glaubst du, der ruft mal schnell durch, und der Killer sagt: O Mann, bin ich froh, daß ihr euch meldet . Bist du nicht eine Sekunde auf den Gedanken gekommen, daß dieser Typ uns vielleicht beobachtet?
    Frauke kann nicht anders und lacht los. Ein künstliches Lachen, das sie noch aus der Schulzeit von sich kennt. Peinliche Momente wurden durch hysterisches Lachen übertüncht.
    – Ihr habt zu viele Filme gesehen. Wollt ihr mir etwa erzählen, daß ihr euch wirklich für diesen Perversen entschuldigt habt? Was kommt als nächstes? Wollt ihr ihm beim nächsten Mal Rabatt geben? Ich könnte uns eine neue Anzeige gestalten. Ermordet eure Nachbarn, Freunde und Feinde. Wir finden schon die passende Entschuldigung dafür. Ich glaube es einfach nicht, ihr spinnt völlig. Eine Frau wurde an eine Wand genagelt, und ihr gebt mir so einen Scheiß. Was habt ihr getan? Habt ihr die Leiche in kleine Stücke gehackt und im Klo runtergespült?
    Kris sieht weg, Tamara sieht auf den Boden, nur Wolf nimmt den Blick nicht von Frauke.
    – Wolf, was habt ihr mit der Leiche gemacht?
    Wolf greift in seine Hosentasche, zieht die Hand wieder raus und schaut sie an, ehe er Frauke die Schlüssel zuwirft. Ein Funkeln in der Luft, ein Klimpern, als sie die Schlüssel auffängt. Frauke hat keine Ahnung, was das soll. Wolf zeigt mit einer Kopfbewegung auf seinen Wagen, der neben ihrem in der Einfahrt steht, und sagt:
    – Sie liegt im Kofferraum.
    Etwas reißt in Frauke. Es ist beinahe schon erleichternd. Die Schnüre, die sie bis eben aufrecht gehalten haben, sind gekappt. Der Krampf in ihrem Magen verschwindet. Frauke beugt sich vor und erbricht sich auf den Kiesweg.

KRIS
    Sie stehen nicht mehr vor der Villa, sie sitzen in der Küche. Es ist nach ein Uhr morgens, und Kris hat dröhnende Kopfschmerzen. Tamara ist in eine Decke gewickelt und friert, als würde die Heizung nicht funktionieren. Neben Wolf steht eine Schale mit Wasser, in die er ab und zu ein Küchentuch taucht, das er sich dann gegen sein geschwollenes Auge hält. Frauke sitzt als einzige nicht, sondern steht mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Sie hat ihnen zugehört, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Kris kennt Frauke zu gut. Sie bereut es, Gerald weggeschickt zu haben.
    – Es war also deine Idee, die Frau nicht zu begraben? wendet sie sich an Wolf.
    – Eine Idee würde ich es ja nicht gerade nennen, aber ich bin mir sicher, du hättest dasselbe getan, wenn du mit uns im Wald gewesen wärst. Doch du mußtest ja einfach so abhauen.
    – Ich sagte doch schon, daß es mir leid tut, ich war in Panik. Wolf hebt den Daumen.
    – Gutes Alibi. Wir drei waren zum Glück nicht in Panik. Nee, wir waren entspannt und haben die ganze Zeit fröhlich gelacht.
    – Du bist so ein Arschloch.
    – Wolf ist kein Arschloch, schaltet Tamara sich ein.
    – Wie nennst du so was sonst? Ich entschuldige mich und er macht Witze. Sag mir, wie du so was nennst?
    – Er meint es nicht so.
    Sie sehen Wolf an. Es ist offensichtlich, daß er es genau so meint. Kris weiß, daß sein Bruder gleich etwas Dummes sagen wird. Wolf hat noch nie ein gutes Gespür dafür gehabt, wann Schluß ist.
    – Ist dir nicht in den Sinn gekommen, daß jeder einzelne von uns einen Teil der Verantwortung

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