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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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einfach verschwinden lassen wolltest, sagt sie zu Wolf, glaube ich, daß du dich richtig entschieden hast.
    – Danke.
    Sie hören Tamara nach oben gehen, sie hören das vertraute Knarren der Dielen und das Schließen ihrer Zimmertür.
    – Sie ist schon großartig, sagt Wolf.
    – Das sagst du nur, weil sie dir recht gegeben hat.
    Sie schweigen, sie sehen sich nicht an.
    – Es tut mir leid, sagt Kris nach einer Pause, ich hätte dich nicht schlagen dürfen.
    – Laß das, ich habe es verdient.
    – Niemand verdient diese Scheiße hier.
    – Da sagst du was.
    Wolf grinst.
    – Und was machen wir jetzt, großer Bruder?
    Kris schaut auf seine geschwollene Hand.
    – Wir könnten eine Familienaufstellung machen.
    – Ich sagte doch, es ist okay.
    – Nein, es ist nicht okay. Ich habe rotgesehen, und wenn Tamara nicht dagewesen wäre - - -
    – Wenn du nicht damit aufhörst, verschwinde ich ins Bett, unddann kannst du sehen, was du mit diesem prächtigen Abend anfängst.
    Kris hebt abwehrend eine Hand.
    – Schon gut, ich bin still.
    – Danke, denn ich könnte jetzt auf keinen Fall schlafen.
    – Vorschläge?
    – Wir könnten uns betrinken, dann tut es nicht mehr so weh. Kris lacht.
    – Sei doch ehrlich, du hast Kopfschmerzen, und mir fällt das Auge beinahe aus dem Kopf, kennst du da eine bessere Medizin? Kris schüttelt den Kopf, nein, er kennt keine bessere Medizin.
     
    Sie sitzen im Wintergarten und sehen auf den Kleinen Wannsee. Draußen ist es windig, hin und wieder wandert Mondlicht über das Grundstück und verhakt sich an den Büschen und reibt über die Rinde der Bäume, ehe sich die Wolken wieder schließen und den Garten in Dunkelheit verschwinden lassen. Sie haben Wodka und Tequila auf dem Tisch, ein paar flackernde Kerzen stehen als Lichtquellen dazwischen und geben den Brüdern das Gefühl, in einer Höhle zu sein. Sie trinken und wälzen ihre zwei großen Probleme. Eines liegt im Kofferraum, das andere ist ein Irrer, der darauf wartet, daß sie ihm eine Datei mit einer Entschuldigung zuschicken.
    – Du hast vorhin vielleicht recht gehabt, sagt Kris.
    – Ich hatte heute so oft recht, da mußt du schon genauer sein.
    – Meybach hat geschrieben, daß er dankbar ist. Und daß wir das alles möglich gemacht haben. Was ist, wenn es stimmt? Was ist, wenn er nur getötet hat, weil wir die Agentur aufgemacht haben?
    – Das ist Blödsinn. Ich glaube nicht, daß wir einen Irren hinter dem Kamin hervorgelockt haben. Wir waren vielleicht der Auslöser, aber alles kann ein Auslöser sein. Warum auch immer er diese Frau umgebracht hat, ich denke nicht, daß wir Anteil daran hatten.
    – Warum hast du es dann gesagt?
    – Um Frauke auf die Palme zu bringen.
    – Was bist du nur für ein Arsch.
    – Danke. Halt mir den Platz warm.
    Wolf geht rein, um Eiswürfel für sein Auge zu holen.
    – Chips oder Nachos! ruft Kris ihm hinterher.
    Wolf kommt mit den Eiswürfeln und einer Tüte Nachos zurück.
    – Glaubst du, daß Meybach verschwindet?
    – Ich hoffe es.
    – Und was, wenn nicht?
    Kris reagiert nicht.
    – Ich meine, wollen wir das Risiko eingehen?
    – Welches Risiko?
    – Na, das Risiko, alle zwei Wochen einen Auftrag von ihm zu bekommen.
    – Hör bloß auf.
    – Ich meine ja nur.
    Kris sieht in sein leeres Glas.
    – Weißt du, ich frage mich die ganze Zeit, was der Typ sich davon verspricht. Denkt er wirklich, daß damit alles wiedergutgemacht ist, nur weil wir uns für ihn entschuldigt haben?
    – Keine Ahnung, sagt Wolf und füllt ihre Gläser nach. Sie stoßen an und trinken, dann öffnen sie die Tüte mit den Nachos. Es dauert eine Weile, bevor einer von ihnen wieder spricht.
    – Und was machen wir mit ihr? fragt Kris.
    – Wenn ich das mal wüßte.
    Wolf zündet sich eine Zigarette an und betrachtet zwei Züge lang die glühende Spitze.
    – Wir könnten sie im Keller verstauen.
    – Vergiß es.
    – Da ist es zumindest kühl.
    – Ja, prima. Und wie lange soll das halten?
    – Bis wir einen besseren Plan haben.
    Kris hält nichts von der Idee. Er weiß genau, daß Frauke ausflippen würde.
    – Wir hätten sie doch im Wald begraben sollen, sagt er.
    – Ethik, sagt Wolf.
    – Arschloch, sagt Kris.
    – Ich kann nicht schlafen, sagt Tamara.
    Sie schrecken auf, der Wodka schwappt aus ihren Gläsern, beide werden rot im Gesicht. Sie wirken wie zwei Jungs, die mit einemPornoheft unter der Bettdecke erwischt wurden. Kris weiß nicht, warum ihnen die Situation peinlich ist.
    – Ich kriege sie nicht aus

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