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Sorry

Titel: Sorry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoran Drvenkar
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wenig auf der Leitung, Frauke, sagt er. Was genau macht Gerald bei uns im Haus?
    – Ich habe ihn um Hilfe gebeten.
    – Und wobei?
    – Du weißt ganz genau, wobei.
    Gerald reibt sich den Hinterkopf, als wäre es ihm peinlich, in die Schußlinie geraten zu sein.
    – Was haltet ihr davon, wenn mir einer von euch erzählt, was hier los ist? sagt er und läßt es nicht wie eine Frage klingen.
    Keiner antwortet ihm. Frauke blickt auf ihre Hände, während Kris sich die Jacke auszieht. Er legt sie über die Sessellehne und setzt sich. Wolf bewundert ihn für seine Ruhe. Kris muß vollkommen fertig sein. Er kann sehen, daß das Hemd seines Bruders am Rücken durchgeschwitzt ist. Wie kann er sich nur so beherrschen? Aus dem ersten Stockwerk ist das Rauschen der Spülung zu hören, dann kommt Tamara die Treppe wieder herunter. Wolf weiß, daß er reagieren muß, bevor Tamara das Wohnzimmer betritt und ihren Mund aufmacht.
    – Frauke, könnten wir zwei mal alleine reden?
    Seine Worte klingen ruhig und bestimmt, als wüßte er Bescheid. Wolf hat keine Ahnung, was er Frauke erzählen will. Er sieht, wie sie zögert. Ihr Blick wandert von Gerald zu Kris, als wäre Wolf nicht da.
    – Bitte, nur kurz, fügt er hinzu.
    Sie wird nie mitkommen, sie wird von der Toten erzählen, und das war es dann. Der Bulle wird nie verstehen, weswegen wir die Spuren verwischt haben. Wieso sollte er auch? Er wird uns verdächtigen, er wird - - -
    Frauke steht auf und geht an Wolf vorbei nach draußen. Wolf ist so überrascht, daß er ihr sekundenlang einfach nur hinterherschaut, bevor er begreift, daß es gar nicht so dumm wäre, ihr zu folgen.
     
    Frauke erwartet ihn auf der Veranda. Sie hat sich eine Zigarette angezündet und schaut auf die Auffahrt. Wolf stellt sich neben sie. Er findet es beunruhigend, daß Frauke ihn noch immer nicht ansehen kann.
    – Wieso siehst du mich nicht an?
    Frauke stößt den Rauch durch die Nase aus. Sie wendet den Kopf und sieht Wolf an, endlich , sieht wieder weg. Wolf packt siean den Schultern und dreht sie um, die Zigarette fällt ihr aus den Fingern und rollt über die Veranda. Wolf spürt Fraukes warmen Atem auf seinem Gesicht. Zigaretten und Minze. Wo kommt nur die Minze her? Er ist Frauke lange nicht mehr so nahe gewesen und wünscht sich, die Situation wäre eine andere. Er möchte sie umarmen und mit seiner Umarmung alles um sie herum auslöschen. Sex als Medizin.
    – Wie kannst du uns nur einen Bullen ins Haus schleppen? – Wolf, reiß dich mal zusammen. Gerald ist ein Freund - - -
    – Er ist vielleicht dein Freund, aber für uns ist er ein Bulle. Ich will, daß du ihn los wirst, oder ich werfe ihn eigenhändig raus. Ihre Mundwinkel gehen leicht nach unten.
    – Was ist das für ein Gesicht? will Wolf wissen.
    – Selbst wenn du wolltest, du könntest das nicht.
    – Was könnte ich nicht?
    – Wolf, du kannst kaum gerade stehen, und da willst du dich mit Gerald anlegen? Spinnst du völlig? Der macht dich fertig. Gib mir das.
    Sie nimmt das Taschentuch aus seiner Hand und tupft frisches Blut von seiner Oberlippe.
    – Was ist euch passiert?
    Wolf tritt zurück, so daß ihre Hand plötzlich in der Luft schwebt. Die Erschöpfung macht jede seiner Bewegungen zur Qual. Er weiß nicht, was er Frauke antworten soll.
    – Wir hatten Streit, sagt er schließlich und hebt die fallen gelassene Zigarette vom Boden auf, nimmt einen Zug, schaut zur Villa. Aber das ist nicht das Problem. Was hast du nur angetellt? Wenn dieser Killer erfährt, daß du zur Polizei gegangen bist, dann ...
    Er sieht die Zigarette an, er weiß nicht, was dann.
    – Wieso bist du nur abgehauen?
    – Hast du dir mal die Fotos genauer angesehen? fragt Frauke zurück.
    – Verarschst du mich? Natürlich habe ich mir die Fotos genau angesehen.
    – Ist dir aufgefallen, daß jedes Foto draußen aufgenommen wurde? Euer Vater und Jenni. Nur das Foto von meiner Mutter ist aus der Klinik. Er war bei ihr, verstehst du? Dieser verschisseneTyp hat meine Mutter besucht. Sie waren Auge in Auge. Deswegen tut es mir leid, falls ich ein wenig überreagiert habe, aber das war zuviel für mich.
    Wolf nickt, er versteht das, er weiß zwar nicht, wie er an ihrer Stelle reagiert hätte, aber er versteht das. Dennoch. Du hast deine Mutter in Gefahr gebracht , möchte er sagen und sagt statt dessen:
    – Wir hätten reden können.
    – Ich wollte nicht reden, sagt Frauke. Was hätte das gebracht? Siehst du denn nicht, was hier geschieht? Wir können das

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