Sorry
nicht regeln. Uns wird eine Knarre an den Kopf gehalten. Wir sind nicht fähig, so was zu regeln. Deswegen sollte Gerald alles erfahren.
Frauke tritt nahe an Wolf heran, ihre Hände legen sich auf seine Brust, es ist so ein vertrauter Moment, daß Wolf von einer Sehnsucht erfüllt wird.
So nahe.
– Bitte, Wolf, geh rein und überzeug die anderen, daß das der beste Weg ist.
– Dafür ist es zu spät.
– Blödsinn, wir bringen Gerald in die Wohnung und - - -
– Frauke, ich sagte doch, es ist zu spät. Wenn du nicht willst, daß wir alle zusammen untergehen, dann sprich mit deinem Kripofreund und werde ihn los. Danach können wir reden.
Wolf wendet sich ab und läßt Frauke allein auf der Veranda stehen.
Tamara sitzt neben Kris auf der Sessellehne. Kris reicht ihr ein Glas Rotwein und füllt Geralds Glas nach. Die Atmosphäre ist entspannt, auch wenn Wolf keine Ahnung hat, wie das möglich ist. Er sieht die Schwellung an den Handknöcheln seines Bruders und berührt instinktiv sein Auge. Später werden sie herausfinden, daß Kris sich die Hand verstaucht hat.
Kris fragt, ob Wolf auch ein Glas Wein will. Wolf nickt. Gerald stellt fest, daß sie es schön haben hier. Er sieht auf seine Uhr, er schlägt die Beine übereinander, dann zeigt er auf sein eigenes Gesicht und sagt:
– Wem seid ihr denn in die Quere gekommen?
– Familiendisput, sagt Kris.
– Ah, macht Gerald.
Wolf trinkt von seinem Wein und schmeckt nichts. Endlich kommt Frauke von draußen rein. Wolf dreht sich nicht um. Frauke bleibt neben ihm stehen und sagt, daß es ihr leid täte, aber sie müsse sich bei Gerald entschuldigen.
FRAUKE
Gerald hat seinen Wagen vor dem Grundstück geparkt. Frauke und er bleiben am Tor stehen. Gerald hat keine Ahnung, was da drinnen eben geschehen ist. Er weiß nur, daß er nicht einfach so verschwinden sollte. Es ist ihm immer schon schwergefallen, Schweigen zu deuten oder einer komplizierten Frau gegenüberzusitzen, die vor sich hin starrt und kein Wort sagt. Frauke gehört nicht zu dieser Art komplizierter Frauen, um so erschreckender ist es für Gerald, daß sie jetzt den Mund hält.
– Und du bist dir sicher, daß ich - - -
– Ich bin mir sicher, unterbricht sie ihn.
Gerald schaut zur Villa.
– Mir gefällt sein Gesicht nicht.
– Wolf ist in Ordnung, er ist nur sehr empfindlich.
Frauke stellt sich auf die Zehenspitzen und küßt Gerald auf die Wange. Dabei denkt sie: Wenn wir Frauen uns verabschieden, machen wir das sehr deutlich . Gerald nickt, als hätte er verstanden. Frauke sieht in seinem Blick mehr, als sie will. Dreimal haben sie bisher miteinander geschlafen, dreimal haben sie sich gesagt, daß es keine gute Idee war. Frauke hat die Affäre schließlich beendet, als Gerald damit anfing, daß er eine feste Beziehung wolle. Sie sahen sich danach weniger, sie blieben Freunde, alles schien geregelt zu sein, auch wenn Geralds Blick jetzt mehr verrät.
– Melde dich. Jederzeit, versprochen?
– Versprochen.
Gerald läßt Frauke am Tor stehen und steigt in seinen Wagen. Ein letztes Winken, dann fährt er davon. Frauke atmet erleichtert aus und rührt sich nicht von der Stelle. Sie fürchtet sich davor, wieder in die Villa zurückzukehren. Sie weiß, daß es kein besonders brillanter Zug gewesen ist, einfach so aus der Kreuzberger Wohnung zu verschwinden. Für eine Weile stand sie einfach nur auf der Straßeund hat gehofft, daß sie ihr folgen würden. Dann ist sie zu Gerald gefahren.
Nachdem Frauke das Tor abgeschlossen hat, dreht sie sich zur Villa um und sieht zu ihrer Überraschung Kris auf der obersten Verandastufe sitzen. Tamara lehnt daneben am Geländer, Wolf hat den Arm um ihre Schultern gelegt.
Sie wollen nur sehen, daß Gerald wirklich geht.
Vielleicht wollen sie aber auch sehen, ob ich wirklich zurückkomme.
Frauke gibt sich einen Ruck und geht auf sie zu.
– Wie bist du ihn losgeworden? ist das erste, was Kris fragt. Frauke zeigt mit dem Kinn auf Wolf.
– Ich habe erzählt, daß er mich geschlagen hat.
– Ist nicht wahr, sagt Wolf.
– Was sollte ich sonst sagen, nachdem du deine Show auf der Veranda abgezogen hast? Mir fiel nichts Besseres ein. Könnte ich jetzt endlich erfahren, was ihr getan habt?
– Wir haben das getan, was von uns verlangt wurde und was auch du hättest tun sollen, antwortet Tamara. Aber du mußtest ja abhauen und uns alle in Gefahr bringen. Nicht nur uns, sondern auch Jenni.
Frauke fühlt sich, als hätte ihr jemand die Beine
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