Sorry
mitträgt? fragt er.
– Wovon redest du?
– Leute, Ruhe jetzt, sagt Kris. Es bringt doch nichts - - -
– Halt dich da raus, sagt Frauke und stützt die Hände auf den Tisch und beugt sich vor, als müßte sie für die nächsten Worte näher an Wolf dran sein.
– Was hast du eben über Verantwortung gesagt?
– Du hast mich schon gehört.
– Meinst du damit, daß es vielleicht keinen Mord gegeben hätte, wenn unsere Agentur nicht gewesen wäre?
Wolf lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor der Brust.
– Du weißt, daß das Quatsch ist, spricht Frauke weiter und sieht Kris und Tamara an. Könnte ihm das bitte einer von euch sagen?
– Er weiß es, sagt Kris.
– Den Eindruck habe ich aber nicht.
– Damit mußt du wohl leben.
– Danke, Wolf.
– Bitte, Frauke.
Kris war schon immer der Meinung, daß die beiden nie miteinander hätten schlafen sollen. Wolf ist Frauke unterlegen und bekommt es in Konfliktsituationen immer besonders deutlich zu spüren.
– Ihr drei scheint ja alles bis ins letzte Detail durchgeplant zu haben, sagt Frauke. Wie geht es jetzt weiter?
– Wir dachten, wir hören uns an, was du anzubieten hast, sagt Wolf. Du strotzt ja wie ich vor lauter guten Ideen. Du und die Kripo, ich und die Ethik. Wir sollten uns zusammentun.
Gestern hätten sie darüber gelacht, sie hätten sich angesehen und losgeprustet , denkt Kris und sagt:
– Wir werden Meybach die Datei schicken und die Sache damit beenden.
– Und das war’s?
– Das war’s.
– Prima Plan, sagt Frauke. Laßt uns doch die Leiche vergessen. Wir können sie ja im Kofferraum liegenlassen, bis sich keiner mehr daran erinnert, wo sie abgeblieben ist.
– Das ist nicht witzig, sagt Tamara.
– Tammi, ich versuche auch nicht, witzig zu sein. Ich weiß nicht,ob ich heulen oder lachen soll. Und wenn ich das nicht unterscheiden kann, wird es Zeit, daß ich mich ins Bett lege. Sobald ihr einen wirklich vernünftigen Plan habt, der auch die Tote im Kofferraum einschließt, können wir gerne darüber reden. Laßt mich bis dahin bitte in Ruhe. Ich habe für heute die Schnauze voll.
Ihr letzter Blick gilt Wolf. Vielleicht hofft sie, daß er ihr widerspricht.
– Gute Nacht, sagt Wolf ohne eine Spur Sarkasmus.
– Nacht, sagt Frauke und geht nach oben.
Die einkehrende Stille ist beruhigend. Sie sitzen in der Küche und sind alle drei so müde, daß sie für eine Weile einfach nur vor sich hin starren und die Stille genießen.
– Ihr seht schlimm aus, stellt Tamara irgendwann fest.
Kris versucht, aus seiner rechten Hand eine Faust zu machen, es gelingt ihm nicht, die Knöchel sind zu sehr geschwollen. Tamara holt eine Tube Mobilat Gel aus dem Bad und trägt es auf. Kris seufzt.
– Das tut gut, sagt er.
– Wie geht es deinem Kopf?
Kris zuckt mit den Schultern und verzieht dabei das Gesicht.
– Du kannst froh sein, daß ich keine Gehirnerschütterung habe, sagt er.
Tamara wird rot. Wolf sagt, daß jemand mit einem Schädel wie seinem keine Gehirnerschütterung bekommen kann. Kris bedankt sich für den Kommentar.
– Ich wollte nicht so fest zuschlagen, sagt Tamara.
– Es war nur ein Witz, sagt Kris beruhigend, ich habe da oben eine Stahlplatte, mach dir keine Sorgen.
Wolf zeigt auf sein Auge.
– Tust du mir auch was Gutes?
Tamara holt Eiswürfel aus dem Kühlfach, wickelt sie in ein Küchentuch und läßt kurz Wasser darüberlaufen. Wolf bedankt sich und drückt das Eis auf die Schwellung. Tamara lehnt sich gegen den Herd und gähnt.
– Du siehst müde aus, sagt Kris, leg dich hin, wir reden morgen in Ruhe.
– Ich will euch nicht im Stich lassen, sagt Tamara, und wie sie es sagt, möchte Kris aufstehen und sie in den Arm nehmen. Er hat das Gefühl, daß sie als einzige wirklich bei sich zu sein scheint. Wer hätte das gedacht, unsere zarte Tamara mit dem Herzen einer Löwin. Kris weiß nicht, ob er sich nur täuscht und seine eigene Erschöpfung ihn Dinge sehen läßt, die nicht da sind. Für ihn wirkt Tamara bestimmt und sicher.
– Leg dich ruhig hin, sagt auch Wolf, wir lassen uns schon was einfallen.
– Vielleicht macht mir gerade das Sorgen, sagt Tamara und rafft die Decke um sich herum zusammen. Sie küßt erst Kris und dann Wolf auf die Wange. Für Sekunden sieht sie Wolf in sein gesundes Auge, und irgendwas passiert, auch wenn Kris nicht den Finger darauf legen kann, was es ist, aber irgendwas passiert zwischen den beiden.
– Auch wenn ich dich dafür hasse, weil du die Leiche nicht
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