Soul Beach 1 - Frostiges Paradies (German Edition)
vielleicht ist es nicht besonders nett von mir, aber es freut mich, dass Demi vielleicht endlich klar wird, was sie angerichtet hat.
Auch wenn ich den Verdacht habe, dass sie nicht um Triti weint.
Wir drücken uns fast eine Stunde lang in einem Park herum, bevor wir uns endlich zurück zur Schule trauen, um das Auto zu holen. Nasser konnten wir schließlich kaum noch werden. Als wir das Gebäude erreichen, steht ein Polizeiwagen in der Auffahrt.
»Was meinst du, ist der für uns oder für sie?«, frage ich Lewis, als wir auf dem Heimweg sind.
»Ich hoffe doch mal stark, für sie. Wenn die auch nur einen Blick auf die Beweise geworfen haben.«
»Ich glaub’s nicht, dass du tatsächlich dein Handy geopfert hast. Das war deine gute Tat für heute.«
Er lächelt mich an. »Quatsch, das ist nicht mein Handy gewesen. Ich habe ein altes Smartphone mit den Mails und so weiter gefüttert und meine eigenen Daten gelöscht, damit ich es abgeben konnte, sobald ich ein Geständnis aufgenommen hatte.«
»Wow. Du hast ja wirklich an alles gedacht.«
»Wir konnten sie ja wohl kaum damit davonkommen lassen, oder? Nicht, nachdem wir uns so viel Mühe gemacht haben. Außerdem hätte ich nie im Leben mein geliebtes Baby mit auf so eine gefährliche Mission genommen. Für Demi würde ich doch nicht mein iPhone riskieren.«
Lewis überrascht mich doch immer wieder. »Du bist ein Genie. Ab jetzt nenne ich dich nur noch Mastermind.«
Er lächelt. Dann schweigen wir und ich lehne mich erleichtert zurück und tue nichts, als in die Welt vor dem Fenster hinauszustarren. Der Himmel klart während der Rückfahrt kein bisschen auf. Die Regenwolken werden nur noch dunkler, bis irgendwann die Dämmerung einsetzt und es Abend wird.
»Hat es dir denn geholfen, Alice? Was wir getan haben?«, fragt er mich, als wir wieder auf der Autobahn sind.
»Ich weiß noch nicht.« Ich lasse mich in meinem Sitz nach unten sinken. Das Wissen um das, was mit Triti geschehen ist – und um den kleinlichen Neid oder welcher winzige Disput es auch immer war, der Demis Hetzkampagne ausgelöst hat –, lastet auf mir. »Meinst du, wir sollten es Rafi sagen und dem Rest ihrer Familie?«
Lewis seufzt. »Wenn ich eine Schwester gehabt hätte, würde ich nicht wissen wollen, wie sehr sie gelitten hat, wenn ich es sowieso nicht ändern könnte.«
»Ja, wahrscheinlich hast du recht …« Nur, dass ich gerade vielleicht alles geändert habe. Ist Tritis Leid nun vorbei?
Rote Bremslichter verschwimmen vor unseren Augen, als das Auto beschleunigt und die Räder die tiefen Pfützen auf der Fahrbahn aufspritzen lassen.
»… aber in Zukunft kannst du es mir vielleicht sagen, weißt du. Falls dir das hilft.«
Plötzlich merke ich, dass Lewis immer noch mit mir redet. »Entschuldige, ich war gerade meilenweit weg.« Ich muss an Javiers Witz denken: Du meinst wohl Lichtjahre. Dort, wo meine Schwester ist. Und wo Danny auf mich wartet.
»Ich habe nur gesagt, dass ich hoffe, du weißt mittlerweile, dass ich mich in nichts einmische, was mich nichts angeht. Aber wenn du mir erzählen willst, was dich bedrückt, wann auch immer du dazu bereit bist, dann verspreche ich dir zuzuhören, ohne dich zu verurteilen.«
Ich wende das Gesicht ab. Es ist so dunkel, dass wir einander ohnehin nicht richtig sehen können, nur das Schwarz-Orange der vorbeiflackernden Autobahnbeleuchtung.
Nach allem, was er für mich getan hat, hat er es verdient, die Wahrheit zu erfahren, aber jetzt sitze ich in der Falle. Ohne dich zu verurteilen. Hmm. Ich wette, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle, rennt er so schnell weg, wie ihn seine schmuddeligen Sneakers tragen.
»Danke. Vielleicht mache ich das eines Tages. Bald.« Aber wir wissen beide, dass das eine Abfuhr ist. Manchmal fühle ich mich schrecklich allein.
Als ich mich endlich traue, Lewis anzusehen, huschen die Lichter der Straße über sein Gesicht und ich sehe die Kälte darin.
Erst auf den zweiten Blick erkenne ich, dass es keine Kälte ist. Sondern Verletztheit.
»Es tut mir leid, Lewis. Ich weiß, ich muss auf dich wie eine blöde undankbare Kuh wirken, aber das bin ich nicht, wirklich nicht. Ich habe solches Glück, dass du mir geholfen hast. Du bist ein echt liebenswerter Mensch und vielleicht kann ich es dir eines Tages tatsächlich erzählen. Wenn ich es jemals irgendwem erzähle, dann bist das auf jeden Fall du. Ich … na ja, ich vertraue dir.«
»Danke. Glaube ich zumindest.«
»Gern.«
Während er sich weiter auf die
Weitere Kostenlose Bücher