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Soul Kitchen

Soul Kitchen

Titel: Soul Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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Tränen in den Augen.
    Zinos sagte:
    »Mein Vertrauenslehrer in der Schule hat mir mal erzählt, man muss sich seinen Ängsten stellen, wenn man weiterkommen will. Wovor hast du Angst?«
    »Vor allem.«
    »Aber, was du hier machst, ist doch ziemlich mutig.«
    »Bullshit, ficken konnte ich schon mit dreizehn.«
    Ihr liefen Tränen über die Wange, aber sie schluchzte nicht.
    Man hörte ein paar von den anderen Mädchen im Flur.
    »Können wir uns später woanders treffen?«, fragte sie und wischte die Tränen weg.
    »Das dürfen wir doch nicht«, wandte Zinos ein.
    »Ist mir so egal.«
    »Jennifer, ich will keinen Ärger.«
    »Kriegste nicht, wenn du dich mit mir verabredest. Um eins im Lehmitz? «
    »Zu gefährlich. Lieber woanders, in Altona oder der Schanze!«
    »Okay, in Altona! Im Familieneck « , schlug sie vor und lächelte plötzlich.
    »Kenn ich, da um die Ecke bin ich groß geworden.«
    »Groß?«
    »Na, dann eben aufgewachsen.«
    »Ich wohn da seit ein paar Jahren, is mein Viertel, da weiß niemand, was ich arbeite, ich lauf da auch ’n bisschen anders rum! Als Teenager bin ich immer in Ortensen ausgegangen, weil Lokstedt so öde war«, sagte sie.
    »Kennen wir uns von früher?«
    Er war sich sicher, dass sie sich nicht kannten.
    »Nein, ich würde mich dran erinnern«, sagte sie.
    »Das habe ich auch gerade gedacht.«
    »Danke für das Kompliment. Bis um eins.«
    Im Familieneck war es voll. Zinos nahm einen Cuba Libre mit nach draußen; alle Hauseingänge waren besetzt, er lehnte sich an die Hauswand und beobachtete einige Mädchen, die Tabletts mit Kurzen herumreichten. Es war schon fast zwei. Auf dem Alma-Wartenberg-Platz hauten sich ein paar alte Besoffene gegenseitig aufs Maul und brachen dann plötzlich in Gelächter aus. Der, der am lautesten lachte, schlug noch mal zu, darauf lachte der andere umso lauter. Als man von weit her eine Polizeisirene hörte, legten sie sich auf den Bauch und verschränkten die Arme hinterm Kopf. Die Polizei fuhr vorbei, die Männer drehten sich auf den Rücken. Eine Frau aus der gleichen Clique kam dazu, öffnete drei große Dosen Bier und trat die beiden.
    Als Zinos ausgetrunken hatte, drängte er sich hinein in die kleine Kneipe; auf der Treppe traf er eines von den Mädchen mit einem neuen Tablett mit Kurzen. Geschickt balancierte sie es über die taumelnde Menge, die sich ununterbrochen rein- und rausbewegte. Jeder schien irgendwem etwas zuzurufen. Das Mädchen hatte dunkle Haare, weiche Haut, ein saftiges Dekolleté, dekoriert mit einem Silberkreuz.
    Sie strahlte ihn an:
    »Ey!, Adam, wie geht’s? Ich dachte ihr seid schon wieder auf irgendeinem Filmfest!«
    »Adam? Du verwechselst mich!«
    »Ey!, verarsch mich nicht, ich bin’s, Deborah!«
    »Ich würde dich ja gern kennen, aber wir kennen uns nicht. Ich heiße Zinos.«
    »Und gleich kommt Fatih um die Ecke und sagt, er ist Yüksel Düksel oder was? Ey!, du bist doch Adam!
    Zinos zeigte ihr seinen Ausweis.
    »Da siehst du aus wie Adam, als er jünger war.«
    »Wer ist denn Adam?«, fragte Zinos.
    »Ein Freund von uns, er hat grad in ’nem Film von nem anderem Freund mitgespielt, von Fatih! Kurz und schmerzlos! Solltest du dir mal ansehen.«
    »Mach ich.«
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und wünschte ihm einen schönen Abend. Sie roch gut. Plötzlich hörte er Jennifers Stimme, hörte sie lachen. Er fand sie in einem Hauseingang mit einem dunkelhaarigen Typen, der ziemlich betrunken war. Jennifer schien das nicht zu stören.
    Als sie Zinos sah, sagte sie:
    »Das ist Philipp, er hat genau so eine schöne große Nase wie du, dabei ist er gar kein Grieche!«
    »Hi!, Philipp«, sagte Zinos.
    Jennifer rief affektiert:
    »Philipp! Du musst das erste i lang sprechen!«
    »Ist mir egal, Baby!«, sagte Philipp, hielt Zinos seine Hand entgegen und Lalite:
    »Yo, Kollege, wir kennen uns, du bist doch Adam! Ich bin ein Freund von Jasmin und Deborah und so.«
    Die Augen von diesem Philipp fielen beinahe zu, aber er bemühte sich zu lächeln.
    »Nee, ich bin nicht Adam, ich bin Zinos.«
    »Aber woher weißt du, dass du nicht Adam bist?«, fragte Philipp, trank seinen Wodka Martini in einem Zug aus und flüsterte Zinos ins Ohr:
    »Weißt du, ob die Titten echt sind?«
    Zinos schubste ihn zur Seite.
    »Deborah und so sind, glaub ich, da drüben«, sagte Zinos.
    »Ah, cool, die sind schon da? Wo denn?«, fragte Philipp und drehte sich zweimal im Kreis.
    Zinos deutete auf die Gruppe. Philipp torkelte rüber, stolperte und

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